Vor einem Millionenpublikum hat sich der 1. FC Saarbrücken im Relegations-Hinspiel gegen Eintracht Braunschweig blamiert. Positive Ansätze vor dem Rückspiel gibt es kaum.
Was bleibt, ist die Statistik. Der VfL Bochum hat im vergangenen Jahr eine 0:3-Hinspielniederlage gegen Fortuna Düsseldorf korrigiert. Darmstadt 98 schaffte 2014 nach einem 1:3 am Böllenfalltor auf der Bielefelder Alm noch ein spektakuläres Comeback. Viel mehr bleibt dem 1. FC Saarbrücken nicht. Am Freitagabend unterlag der Tabellendritte der 3. Liga dem Drittletzten der 2. Bundesliga, Eintracht Braunschweig, mit 0:2 – und war damit noch gut bedient.
In 94 atemberaubend schlechten Minuten präsentierten sich die Blau-Schwarzen wie das Kaninchen vor der Schlange. Eine Halbzeit lang passierte nicht viel. Die zunächst verunsicherten Gäste merkten aber von Minute zu Minute, dass es den Hausherren primär darum ging, den Ball vom eigenen Tor wegzuhalten. Ein Drehschuss von Kai Brünker war alles, was die Gastgeber vor der Pause zu bieten hatten. Schon da war absehbar, dass die Gäste die besseren Karten haben würden. Einfache Doppelpässe, meist initiiert von Lino Tempelmann, dem besten Akteur auf dem Platz, reichten aus, um die Saarbrücker Mittelfeldzentrale vor unlösbare Probleme zu stellen. Die rochierenden Außenstürmer Rayan Philippe und Johan Gomez spielten die überforderten Außenverteidiger mehrfach schwindlig.
„Hinterher ist man immer schlauer“, meinte Trainer Alois Schwartz während der Pressekonferenz leicht genervt auf die Frage, warum er zur Pause nichts veränderte. „In der ersten Halbzeit ist nicht viel passiert. Danach haben wir uns sehr dämlich angestellt. Das darf so nicht passieren“, schilderte Patrick Sontheimer das Desaster, das sich nach 49 Minuten abspielte. Es war der Moment, in dem die 15.000 Zuschauer erstmals den Eindruck hatten, der FCS wolle auch offensiv an diesem Spiel teilnehmen. Doch nach einem traditionell schwach ausgeführten Standard fingen sich die Blau-Schwarzen einen Konter, der unfassbar stümperhaft verteidigt wurde. Torwart Phillip Menzel parierte zunächst gegen Philippe, war dann aber machtlos, als die lethargisch wirkende Verteidigung Tempelmann frei zum Schuss kommen ließ.
„Danach ist die Verunsicherung greifbar gewesen“, sagte Schwartz. Die Eintracht hatte wenig Mühe, die biederen, ohne erkennbare Spielidee vorgetragenen Angriffe abzufangen. „Uns hat die Tiefe gefehlt“, monierte Schwartz. Mit Maurice Multhaup saß einer der wenigen Umschaltspieler des Kaders allerdings 90 Minuten auf der Bank.
Marvin Rittmüller erhöhte wenig später auf 2:0 – und am Ende hatte man sogar noch das Gefühl, dem FCS ginge es nur um Schadensbegrenzung. Nach vorne ging an diesem rabenschwarzen Abend gar nichts. Zähes Hin- und Hergeschiebe wurde in aller Regel von einem Notball auf Kai Brünker abgelöst, der mit der einfachsten Ballverarbeitung schon überfordert war. Es mag müßig sein, darüber zu diskutieren, ob es der seit Wochen nicht berücksichtigte Stefan Feiertag besser gemacht hätte. Allerdings: Schlechter hätte er es nicht machen können.
Der Ex-Braunschweiger Florian Krüger, der ebenfalls blass blieb, zog ein schonungsloses Fazit: „Mit den eigenen Fans im Rücken und wenn man sieht, aus welcher Situation wir am Samstag kamen, hätte man vielleicht aktiver aufs Tor spielen können. Wir haben einen anderen Matchplan gewählt, wollten uns auf unsere Konterstärke verlassen. Dadurch konnten wir uns kaum Chancen erarbeiten.“ Immerhin: Der 26-Jährige sah noch Chancen für sein Team: „Wir haben es noch ein Stück weit in der eigenen Hand. Im Fußball sind schon viele komische Dinge passiert.“
Ansätze, die Hoffnung machen könnten, gibt es allerdings kaum. In sechs Pflichtspielen unter Neu-Trainer Schwartz hat der FCS bemerkenswerte zwölf Gegentore kassiert. Standardsituationen, die in solchen Spielen ein Dosenöffner sein könnten, sind beim FCS seit Monaten unterirdisch. Und im Angriff stellte Schwartz ernüchtert fest, dass ein Unterschiedsspieler fehlt.
FORUM-Einzelkritik:
Phillip Menzel: Der einzige wirklich gute Saarbrücker an diesem Abend. Note 2
Calogero Rizzuto: Nach vorne gehemmt, nach hinten schwach. Note 6
Joel Bichsel: Ab und an um spielerische Linie bemüht, defensiv aber unsicher. Note 4-
Sven Sonnenberg: Der einzige Feldspieler, dem die Nerven nicht flatterten. Immerhin solide. Note 3-
Dominik Becker: Von Beginn an fahrig. Skandalös seine Passivität beim 0:1. Note 6
Philip Fahrner: Durfte 90 Minuten spielen – nach 45 hätte eigentlich Schluss sein müssen.
Manuel Zeitz: Einfache Doppelpässe legten seine Defizite offen. Fast immer zu spät. Note 6
Patrick Sontheimer: Engagiert, aber viel zu ungestüm und extrem fehlerhaft. Note 5-
Kasim Rabihic: Gedanklich viel zu langsam, behäbig in allen Aktionen. Note 6
Kai Brünker: Eine Chance, danach unzählige Ballverluste und kaum gewonnene Zweikämpfe. Note 6
Florian Krüger: Wollte immerhin, auch wenn wenig gelang. Note 5