Der FC 08 Homburg ist in der Saison 25/26 wieder im DFB-Pokal vertreten. Am Finaltag der Amateure wurde der Südwest-Regionalligist seiner Favoritenrolle gerecht und feierte trotz Unterzahl einen deutlichen 9:0-Sieg. Dennoch: Diese Saison war eine zum Vergessen.
Es war ein Sieg, der hoch ausfiel – und doch mehr als nur ein Klassenunterschied war. Der FC 08 Homburg hat das Saarlandpokalfinale 2025 mit einem beeindruckenden 9:0 gegen den Sechstligisten FC Palatia Limbach für sich entschieden. Damit sicherten sich die Grün-Weißen nicht nur den ersten Landespokaltitel seit 2016, sondern auch die Teilnahme am DFB-Pokal in der kommenden Saison. In Anbetracht einer sportlich wie strukturell enttäuschenden Spielzeit war der klare Sieg mehr als nur ein Ausrufezeichen – er war eine Art Notbremse, ein symbolisches Pflaster für eine Saison, die keine gute war.
Die Erinnerungen an die letzte DFB-Pokalteilnahme des FCH sind noch frisch. In der Saison 2023/24 hatte der Regionalligist bundesweit für Aufsehen gesorgt, als er sich sensationell bis ins Achtelfinale spielte. Dabei wurden mit Darmstadt 98 ein Bundesligist und mit Greuther Fürth ein ambitionierter Zweitligist ausgeschaltet. Diese Leistung hatte neue Hoffnungen geschürt – Hoffnungen, die in der abgelaufenen Regionalligasaison jedoch bitter enttäuscht wurden.
Und so war das Finale gegen den krassen Außenseiter Palatia Limbach nicht nur sportlich ein Pflichtsieg, sondern auch eine psychologische Bewährungsprobe. Für den FC Palatia war es der größte Moment in der Vereinsgeschichte – das erste Saarlandpokal-Finale überhaupt. Entsprechend emotional ging man in das Spiel, besonders Co-Trainer Matthias Kuhn, der als Einziger in Limbachs Kader bereits DFB-Pokal-Erfahrung hatte, dürfte versucht haben, den Underdog-Spirit zu entfachen. 2010 war Kuhn als Torhüter der SV Elversberg im Elfmeterschießen gegen Hannover 96 zum Helden geworden.
Doch auf dem Platz herrschten klare Verhältnisse. Der FCH dominierte von der ersten Minute an. Bereits in der 12. Minute fiel das 1:0, als ein von Markus Mendler scharf getretener Eckball am zweiten Pfosten landete und David Hummel im Getümmel die Übersicht behielt. Das Spiel verlagerte sich fast ausschließlich in die Hälfte des Sechstligisten – bis zur 35. Minute. Da leistete sich Minos Gouras ein folgenschweres Foul, als er mit offener Sohle in einen Zweikampf ging. Schiedsrichter Jan Dennemärker zögerte nicht: glatt Rot.

Trotz der Unterzahl behielt Homburg die Kontrolle – und hätte kurz vor der Pause beinahe erhöht. Nach einem Foul an Hummel im Strafraum trat Steinhart zum Elfmeter an, doch Limbachs Torhüter Brass parierte stark (41.). Homburg nutzte dann den ersten Angriff des zweiten Durchgangs eiskalt: Nach einem schönen Flügelspiel von Mendler brauchte Hummel in der Mitte nur noch den Fuß hinzuhalten – 2:0 (46.). Was danach folgte, war ein sportlicher Zusammenbruch des Underdogs. Innerhalb weniger Minuten erhöhten Ristl (51.), Niklas Anspach (52.) und Tim Steinmetz (68.) auf 5:0. Die Partie war da längst entschieden, doch Homburgs Offensivhunger war ungebrochen. Vier Minuten später krönte Hummel seine Vorstellung mit einem Kopfballtor nach Anspach-Flanke – ein Hattrick in seinem letzten Spiel für den FCH. Nach einer Hummel-Ablage traf auch Mendler sehenswert ins rechte obere Eck (77.). Die Joker Nicolas Jörg (86.) und Lukas Quirin (89.) machten schließlich den 9:0-Endstand perfekt.
Es war eine Demonstration der Stärke, die jedoch in einem größeren Kontext gesehen werden muss. Denn dieser Kantersieg war vor allem eines: ein Trostpflaster. Der FC Homburg blickt auf eine Saison zurück, die in vielerlei Hinsicht enttäuschend war. Der Regionalligist blieb weit hinter den Erwartungen zurück, in der Liga wurde durchweg unterperformt, hinzu kamen interne Querelen und ein sportlicher Umbruch, der bereits jetzt seine Schatten wirft.
Die Liste der Abgänge ist lang – und prominent besetzt. Daniels Ontuzans, Benjamin Kirchhoff, Lukas Quirin, Daniel Kalajdzic und Max Dombrowka werden den Verein verlassen. Maximilian Jansen zieht es zum 1. FC Bocholt, während Stammtorhüter Tom Kretzschmar aus privaten Gründen zum bayerischen Viertligisten Wacker Burghausen wechselt. Besonders schmerzlich: Auch David Hummel, mit seinem Dreierpack im Pokalfinale noch einmal Sinnbild für Qualität, wird den Verein verlassen. Der Wechsel zum Drittligisten Hansa Rostock ist quasi fix, wie Geschäftsführer Michael Koch bestätigte. „Weitere Abgänge sind noch zu erwarten. Trainer und Sportdirektor Roland Seitz sowie ich sind in Gesprächen mit diesen Spielern. Einige dieser Spieler haben aber noch einen Vertrag bis Ende der nächsten Saison. Man muss sehen, wie wir uns dann mit diesen Fußballern einigen“, so Koch weiter.
Pokalsieg ein kleiner Lichtblick
Der Verein steht vor einem Neuanfang, doch der wird kein einfacher. Auch finanziell sind dem FCH enge Grenzen gesetzt. Koch erklärt: „Unser Hauptsponsor unterstützt uns in gleicher Weise wie in dieser Saison. Aber wir haben noch einige Altlasten zu bewältigen.“ Besonders belastend: das bis Juni 2026 weiter zu zahlende Gehalt von Ex-Trainer Danny Schwarz, der im Dezember entlassen wurde. Spieler mit laufenden Verträgen, die den Verein dennoch verlassen sollen, werden wohl ebenfalls nicht auf finanzielle Zugeständnisse verzichten.
In dieser Gemengelage kommt dem Saarlandpokal-Erfolg auch eine wirtschaftliche Bedeutung zu. Die Teilnahme am DFB-Pokal bedeutet für den Verein ein willkommenes Zusatzbudget – ein Umstand, der den Druck zumindest kurzfristig mindert. „Auch deshalb beruhigt der Saarlandpokalsieg ein wenig die Gemüter – zumindest finanziell“, sagt Koch. Doch das allein wird nicht reichen. Der sportliche Umbruch ist unausweichlich – und mit ihm muss eine klare strategische Neuausrichtung erfolgen. Denn bislang war von einer durchdachten Linie wenig zu spüren. Trainerposten, Kaderplanung, Kommunikation – vieles wirkte im Laufe der Saison improvisiert, zuweilen chaotisch. Dass mit Roland Seitz ein Mann in Doppelfunktion agiert, birgt zusätzliche Risiken – und eine Verantwortlichkeit, die nun noch mehr wiegt.
Trotz all dieser Unwägbarkeiten bleibt der Saarlandpokalsieg ein kleiner Lichtblick. Ein Moment des kollektiven Jubels, als Kapitän Ristl den silber-goldenen Pott in die Höhe stemmte und Spieler wie Fans gemeinsam den ersten Titel seit neun Jahren feierten. Damals, 2016, hieß der Gegner ebenfalls SV Elversberg – damals unter Sportidrektor Roland Seitz, nun als Trainer bei den Homburgern. Es war ein Abend der Genugtuung – aber auch des Abschieds. Denn was in den kommenden Wochen folgt, ist ein personeller Aderlass, der tief ins sportliche Fundament des Vereins reicht. Es wird ein Sommer der Entscheidungen. Und der Erkenntnis, dass ein 9:0 gegen einen Sechstligisten nicht über die Schwächen einer Saison hinwegtäuschen kann. Wohl aber kann es ein Neuanfang sein – wenn der Verein ihn mutig genug gestaltet.