Die SV Elversberg macht kein wirklich schlechtes Spiel, verliert am Ende jedoch verdientermaßen gegen den SSV Ulm. Spieler und Trainer zeigten sich enttäuscht nach dem Abpfiff.
Das Aufeinandertreffen der letzten beiden Drittligameister an der Kaiserlinde begann mit hohem Tempo und intensiven Szenen. Besonders die Ulmer Spatzen kamen früh zu mehreren Abschlüssen und setzten die Abwehr der Gastgeber unter Druck. Doch es war die SV Elversberg, die nach etwa 20 Minuten die erste richtig große Torchance des Spiels für sich verzeichnen konnte. In Szene gesetzt wurde dabei Luca Schnellbacher, dessen Abschluss jedoch nicht den Weg ins Tor fand (18.). Trotz dieser frühen Gelegenheit für die Gastgeber waren es die Ulmer, die wenig später das erste Ausrufezeichen setzten.
Denn Nax Rohr foulte Maurice Krattenmacher, der Schiedsrichter entschied, ohne zu zögern auf Elfmeter. Kapitän Johannes Reichert trat an und verwandelte den fälligen Strafstoß souverän zum 1:0 für die Gäste (28.). Dies war zugleich das erste Auswärtstor der Spatzen in der laufenden Saison, bei denen Trainer Thomas Wörle nach dem bitteren 1:2 gegen den 1. FC Nürnberg mit drei Wechseln auf die vorangegangene Niederlage reagiert hatte.
Schnellbacher vergab freistehend
Mit der Führung im Rücken schalteten die Ulmer einen Gang zurück und überließen den Saarländern zunehmend das Spielgeschehen. Während die Gäste sich nun eher auf ihre Defensive konzentrierten, übernahm die SV Elversberg das Kommando und nutzte den Ballbesitz, um sich immer wieder gefährlich nach vorn zu kombinieren. In der 34. Minute war es Lukas Petkov, der nach einer gut getimten Flanke aus dem Halbfeld beinahe den Ausgleich erzielt hätte – es fehlten nur wenige Zentimeter. Kurz vor der Halbzeit bot sich dann erneut Luca Schnellbacher eine hervorragende Möglichkeit. Petkov legte quer, doch Schnellbacher verpasste den halbhohen Pass, der leicht in seinen Rücken geriet, und schoss aus dem Fallen über das beinahe leere Tor (40.).
Der Ausgleich lag zu diesem Zeitpunkt in der Luft und wäre angesichts der Chancenverteilung keinesfalls unverdient gewesen. Trotzdem gingen die Teams mit der knappen 1:0-Führung der Ulmer in die Halbzeitpause. Schnellbacher zeigte sich nach dem Abpfiff sichtlich frustriert: „Normalerweise kannst du mich nachts wach machen, und ich mache beide Dinger weg. Heute lief es einfach nicht, wobei man dazu sagen muss, dass es auch einfach schlecht war, was wir heute gemacht haben“, erklärte er selbstkritisch.
Nach der Pause machten die Gastgeber sofort deutlich, dass sie gewillt waren, das Spiel zu drehen. Die Elversberger starteten mit viel Elan und setzten die Ulmer Abwehr zunehmend unter Druck. Bereits in der 53. Minute prüfte Fisnik Asllani den Ulmer Keeper Christian Ortag, der den Ball jedoch sicher abwehren konnte. Während die Elversberger auf den Ausgleich drängten, waren es jedoch erneut die Gäste, die zuschlugen. Der zur Halbzeit eingewechselte Felix Higl nutzte die erste Möglichkeit der Spatzen im zweiten Durchgang, als er einen Freistoß direkt ins Torwarteck schlenzte (60.). SVE-Keeper Nicolas Kristof, der zunächst in die falsche Richtung spekuliert hatte, konnte den Ball nicht mehr erreichen – es stand 2:0 für Ulm.
Doch die Antwort der Elversberger ließ nicht lange auf sich warten. Nur drei Minuten nach dem zweiten Ulmer Treffer entwischte Maurice Neubauer der Spatzen-Abwehr und legte per Kopf perfekt für Schnellbacher auf, der den Ball zum 1:2-Anschlusstreffer ins Netz bugsierte (62.). Es entwickelte sich ein intensiver Schlagabtausch, bei dem hier und da auch mal die Genauigkeit fehlte. Die Hausherren drängten auf den Ausgleich und hatten in der 69. Minute ein wenig Glück, als Semih Sahin bei einem Zweikampf mit Philipp Strompf bereits verwarnt war und den Ulmer nach Ansicht der Fernsehbilder regelwidrig zu Boden brachte. Schiedsrichter Patrick Schwengers überprüfte die Situation nach einem Hinweis des VAR, entschied sich jedoch, seine ursprüngliche Entscheidung nicht zu revidieren – kein Strafstoß, eine knifflige Entscheidung, die Glück für die SVE bedeutete.
Auswärts bei der Hertha gefordert
Nur wenige Minuten später rückte Strompf erneut in den Fokus des Geschehens, diesmal allerdings im gegnerischen Strafraum. Nach einer präzisen Flanke von Dennis Chessa setzte sich der Ulmer gegen seinen Bewacher Lukas Pinckert durch und köpfte den Ball zum 3:1 für die Donaustädter ein (77.). Es war die Entscheidung in einer spannenden Partie, die der SSV Ulm letztlich verdient für sich entschied. In der Schlussphase ließen die Gäste nichts mehr anbrennen und sicherten sich ihren ersten Zweitligasieg seit dem 20. Mai 2001.
„Ich glaube, dass es nicht unverdient war. Wir haben heute alles reingeworfen, um endlich den ersten Sieg zu holen“, resümierte ein sichtlich erleichterter Ulm-Trainer Thomas Wörle nach dem Spiel. Sein Gegenüber Horst Steffen hingegen zeigte sich enttäuscht über die Leistung seiner Mannschaft: „Das war heute einfach nicht gut. Natürlich können wir unsere Torchancen auch mal verwerten, aber in der Restverteidigung und beim Anlaufen waren wir einfach schwach.“ Ähnlich sah es auch Elversbergs Kapitän Robin Fellhauer: „Das nervt heute einfach nur. Wir haben deutlich mehr Potenzial als Ulm, haben es aber nicht auf den Platz gebracht.“ Trainer Steffen fügte hinzu: „Wir waren von Beginn an nicht so drin, wie wir es eigentlich können. Die Leichtigkeit hat ein bisschen heute gefehlt.“
Am Sonntag hat die SV Elversberg die nächste Chance, ihr wahres Potenzial unter Beweis zu stellen. Am siebten Spieltag der 2. Liga treten die Saarländer um 13:30 Uhr im Olympiastadion bei Hertha BSC an.