Wer träumt nicht von einem Ferrari – am besten vom eigenen. Selbst wenn das Geld zur Verfügung steht, wird die Geduld auf die Probe gestellt, denn aktuell beträgt die Wartezeit für einen neuen Ferrari rund zwei Jahre. Das „Ferrari Approved“-Programm bietet von Ferrari-Händlern zertifizierte junge gebrauchte Ferraris an. Sofort verfügbar – das nötige Kleingeld vorausgesetzt.
Alessandro, Geschäftsführer von Ineco Auto Modena und damit Ferrari-Händler in Modena, begrüßt den Pressetross. Bei einem Aperitif und Fingerfood können Modelle des sogenannten „Ferrari Approved“-Programms ausgiebig bewundert werden. Neben einem Purosangue, dem SUV von Ferrari, stehen hier auch ein Ferrari 296 GTB oder ein Ferrari SF90 Stradale in einer Sonderedition. SF steht für Super Fast, was dieses Auto auch ist. Er braucht lediglich 2,5 Sekunden, um aus dem Stand auf Tempo 100 km/h zu beschleunigen. Nach 6,7 Sekunden sind die 200 km/h geknackt. Das Modell, das bei Alessandro in Modena steht, ist mit Vollcarbon-Felgen ausgestattet, um noch mehr Gewicht zu sparen.
Selbst allerfeinste Kratzer entfernt
Etwas ganz Besonderes ist auch der Purosangue, der eigentlich im Moment ausverkauft ist und auf dem freien Markt entsprechend zu sehr hohen Preisen gehandelt wird. Im „Ferrari Approved“-Programm bekommt man ihn vom autorisierten Händler immer noch – wenn man Glück hat. Denn das Suchergebnis auf der Homepage (siehe unten) bringt aktuell keinen Treffer. „Ferrari Approved“ ist das Gebrauchtwagen-Programm von Ferrari. Die Händler bieten den Kunden auf diesem Weg Ferraris an, die mindestens ein Jahr alt sein müssen und nicht mehr als 15 Jahre alt und höchstens 120.000 Kilometer gefahren worden sein dürfen. Die Anzahl der Vorbesitzer spielt keine Rolle.
Im Rahmen des „Approved“-Programms prüfen die Ferrari-Werkstätten diese Autos auf Herz und Nieren. 201 Tests führen sie durch, um sicherzustellen, dass die Autos in einwandfreiem Zustand sind. Hat ein junger Ferrari den Prozess bestanden, erhält er ein Zertifikat. Um das zu erhalten, ist jedoch einiges notwendig. Es wird nicht nur die Bordelektronik ausgelesen, in der sämtliche Werkstatt-Aufenthalte aufgelistet sind. Auch der Lack wird mit einer speziellen Lampe auf Beschädigungen untersucht. Selbstverständlich sind auch das Innenleben und sämtliche Funktionen Bestandteil der Prüfungen.
Sollte der Prüfer Abweichungen vom Originalzustand feststellen, der in der Ferrari-Datenbank dokumentiert ist, beginnen die Aktivitäten der Werkstatt. Denn Ziel ist es, den Wagen in einen Zustand zu versetzen, der dem des Auslieferungszustands entspricht. Bei den gefahrenen Kilometern geht das natürlich nicht, aber sonst bemüht man sich, alles zu tun, um diesem Ziel so nahe wie möglich zu kommen.
Bei unserem Besuch steht ein Modell auf dem Prüfstand, das – mit bloßem Auge ist das nicht zu erkennen – Kratzer an Heck und Unterboden hat. Diese sind tatsächlich erst zu sehen, als eine Spezialleuchte zur Anwendung kommt, die auch feinste Lackschäden sichtbar macht.
Anschließend versucht die Werkstatt, die Lackspuren wegzupolieren. Sollte das einmal nicht gelingen, kommt der Sportwagen zum Lackierer und erhält dort ein neues Kleid, das dem bei der Erstauslieferung entspricht. Entsprechend exakt verfahren die Werkstätten bei diesem Programm auch mit allen anderen Bestandteilen des Fahrzeugs. Wer sich Gedanken über Wartungskosten und fällige Inspektionen macht, hat die Möglichkeit, sich gegen Ungemach abzusichern. Standardmäßig erhalten die Fahrzeuge aus dem „Approved“-Programm eine Gewährleistung von zwei Jahren. Wem das nicht reicht, der kann seinen Ferrari bis zu insgesamt 15 Jahren versichern. Damit hat man die Möglichkeit, 16 Jahre lang „unbesorgt“ einen eigenen Ferrari zu fahren. Die 16 Jahre ergeben sich aus dem Mindestalter von einem Jahr und den 15 versicherbaren Jahren.
Besonders interessant könnte das sein, weil Ferrari seit 2019 mit dem SF90 sein erstes Hybrid-Auto im Angebot hat. Der 296 GTB/GTS hat ebenfalls einen Hybridantrieb. Irgendwann steht also ein Wechsel der Akkus an. Es kann somit nicht schaden, sich gegen solche Eventualitäten zu versichern. Ein weiterer Vorteil des Programms ist die Sicherheit, dass man ein Auto kauft, von dem man weiß, dass es auf Herz und Nieren geprüft ist.
Individualisierung bei Interesse möglich
Zu der Frage, wie oft es vorkomme, dass ein Gebrauchter von Ferrari das „Approved“-Zertifikat nicht erhalte, sagt Alessandro „äußerst selten“. Es könne etwa vorkommen, wenn ein Kandidat extrem getunt worden sei. Aber mal ehrlich: Braucht es bei diesen Fahrleistungen und technischen Daten noch mehr Leistung und einen Umbau das Fahrzeugs? Genügen 1.000 PS wirklich nicht? Andererseits zeigt dies, dass, wer einen Ferrari kauft, in der Regel viel Wert auf Individualität legt. Der Verkaufsleiter betont, dass jeder Ferrari ein Unikat sei – und zwar immer. Da die Individualisierungen allerdings nicht immer den Geschmack des neuen Käufers treffen oder dieser sein ganz individuelles Auto besitzen möchte, gibt es auch bei den Modellen aus dem „Approved“-Programm einige Möglichkeiten, die Wagen zu individualisieren. Die sind zwar nicht so groß wie bei einem Neuwagen, aber andersfarbige Schaltpaddel, ein Satz neue Felgen oder zahlreiche andere Dinge, die im Zubehörprogramm bei Ferrari vorhanden sind, können auch bei einem gebrauchten Modell entsprechend angepasst werden. Somit ist umfassend sichergestellt, dass man nicht nur einen Sportwagen kauft, der frei von jeglichen „Macken“ ist, sondern auch seinen eigenen Traum. Einen Traum, der sofort erfüllt werden kann, weil das Auto bereits beim Händler steht. Einen Traum, der mithilfe der Garantieverlängerung unbeschwert zu genießen ist – ohne große Sorgen wegen später anstehender Wartungen. Die Zertifikate des „Ferrari Approved“-Programms dürfen übrigens nur autorisierte Ferrari-Händler ausstellen.