Billy Cobham wurde während der Jazz-Rock-Fusion-Bewegung der 70er-Jahre weltberühmt. Der US-Amerikaner gehört neben Tony Williams, Lenny White und Alphonse Mouzon zu den besten Schlagzeugern seines Genres. Beim „fill in – International Jazz Festival Saar“ stellt er sein Spectrum 50 Project vor.
Billy Cobham hat den Jazz-Rock revolutioniert. 1969 war der in Panama geborene Schlagzeuger mit dem Trompeter Miles Davis im Studio. Mit ihm und zahlreichen weiteren Koryphäen wie dem Gitarristen John McLaughlin und dem Pianisten Chick Corea nahm er das bahnbrechende „Bitches Brew“ auf. Es gehört zu den ersten Jazz-Rock-Platten überhaupt und machte Cobham zu einem der gefragtesten Studiomusiker seiner Wahlheimat Amerika.
McLaughlin holte ihn 1971 in sein Mahavishnu Orchestra. Cobham bildete durch seine einfühlsame Doublebassdrum-Technik einen Gegenpart zu dem eher intellektuellen Spiel des Fusion-Gitarristen. 1973 rekrutierte Cobham schließlich einige seiner Mahavishnu-Kollegen für sein Solodebüt „Spectrum“. Es gehört mit seinen komplizierten, mehrteiligen Kompositionen in wechselnden Taktarten zu den bekanntesten Jazz-Rock-Fusion-Alben. Nicht zu vergessen die wunderbaren Gitarrensoli von Tommy Bolin und John Tropea, die zum Teil an McLaughlin erinnern. Die Platte klingt auch wegen ihrer lateinamerikanischen Rhythmusfiguren immer noch gut, während andere Veröffentlichungen aus dieser Zeit vom Radar verschwunden sind.
Billy Cobham hat im Lauf seiner langen Karriere als Sideman mit James Brown, George Benson, Peter Gabriel und Quincy Jones gearbeitet und bis heute rund drei Dutzend eigene Alben veröffentlicht, zuletzt „Drum & Voice Vol. 5“ (2022). Der Gitarrist Mike Stern, der Sänger und Perkussionist Narada Michael Walden, der Sänger Ronnie Jones sowie die Keyboarder Brian Auger und Eumir Deodato sind darauf zu hören.
Er ist immer wieder zu seinem Debüt zurückgekehrt, sowohl aus künstlerischen als auch aus kommerziellen Gründen. 2013 veröffentlichte er „Spectrum: 40 Live“ mit seinem damaligen Tournee-Quartett. 2023 ging er mit Gary Husband an den Keyboards, Michael Mondesir am Bass und Rocco Zifarelli auf eine „Spectrum 50“-Tournee durch Norwegen. Mit ebendieser Gruppe wird der dann 80-Jährige live in Saarbrücken auftreten – und beweisen, dass er immer noch in erstaunlicher Form ist.
Drei Wochen später – am 18. Juli – wird der Schlagzeuger und Komponist in Stuttgart mit der renommierten German Jazz Trophy 2024 geehrt. Der Award ist mit 15.000 Euro dotiert und kommt mit einer Statue des Stuttgarter Bildhauers Otto Hajek daher.
Billy Cobham hat eine ganzheitliche Sichtweise auf das Musikmachen, die er folgendermaßen erläutert: „Die Atmung ist etwas, das ich gelernt habe, zu kontrollieren. Wenn man schnellere Stücke spielt, neigt man dazu, sich zu verkrampfen, aber mit Atemkontrolle kann man auf natürliche Weise den Übergang von einem Abschnitt zum anderen aufrechterhalten.“
Der Ausnahmeschlagzeuger spielt Musik, um sich in eine Blase zu begeben, die ihn vor den alltäglichen Dingen schützt, denen er normalerweise außerhalb der Musik ausgesetzt ist. „Sobald ich ein gutes Gleichgewicht gefunden habe und das Spielen entspannter wird, gerate ich in einen Modus, von dem ich mir wünsche, dass er nie endet, weil er so beruhigend ist.“ Möge Billy Cobham noch lange weitertrommeln!