Mit Martin Weinerts Nachtwind treten neben dem Namensgeber am Bass Sebastian Voltz (Piano), Daniel Weber (Schlagzeug) und Héloïse Lefebvre (Geige) beim „fill in – International Jazz Festival Saar“ auf.
Martin, du trägst seit einiger Zeit das Vermächtnis deiner verstorbenen Frau Susan in die Welt – ist das auch Teil deiner Trauerverarbeitung?
Mit Sicherheit ist es das. Susan hat allerdings immer gesagt: „Es ist unsere Musik. Ich komponiere alle Stücke für dich.“ Und natürlich sind auch zu ihren Lebzeiten Ideen von mir in die Stücke eingeflossen. Insofern ist es nicht nur ein musikalisches Vermächtnis, sondern auch ein gemeinsames musikalisches Lebenswerk, das ich jetzt eben allein weiter in die Welt trage.
Festivalleiter Oliver Strauch möchte immer einen lokalen Act bei „fill in – International Jazz Festival Saar“ präsentieren – hast du eine Ahnung, weshalb er gerade dich und deine Band ausgesucht hat?
Das hängt mit Sicherheit mit dem Nachtwind-Album zusammen, das ja gerade zur Zeit der Festivalplanung erschienen ist. Er möchte einerseits einen Schwerpunkt auf die Großregion legen, andererseits auch die Nähe zu Frankreich zum Ausdruck bringen. Da hat sich das Nachtwind-Projekt angeboten.
Weil du ja mit Héloïse Lefebvre auch eine Französin dabei hast …
Exakt.
Pianist Sebastian Voltz war schon dabei, als Susan noch lebte. Wie kamst du auf Héloïse Lefebvre?
Susan hat das Instrument Geige immer sehr geliebt. Ich habe unbedingt auch das Element des Weiblichen in der Band haben wollen, weshalb ich gezielt nach Musikerinnen gesucht habe. So bin ich auf Héloïse aufmerksam geworden und habe sie einfach angeschrieben.
Verständlich, dass niemand Susan an der Gitarre ersetzen konnte, deswegen leuchtet die Idee mit Héloïse ein. Aber weshalb wolltest du noch mal ein Schlagzeug dabei haben?
Das hat sich einfach so ergeben. Daniel Weber ist durch die Liebe wieder ins Saarland zurückgeführt worden, nachdem er ja lange in der Schweiz und in Berlin gelebt hatte. Als ich hörte, dass er wieder da ist, haben wir ein bisschen zusammen gespielt. Da wusste ich sofort, der muss mitmachen.
Gibt es noch mehr Material von Susan, welches sie hinterlassen hat?
Ja. Es gibt noch ziemlich viel. Es reicht noch für mehrere CDs.
Wirst du das alles aufnehmen?
Die Idee ist da, weil es auch sehr, sehr schöne Stücke sind, allerdings auch sehr unterschiedliche. Es gibt noch sehr viel jazziges Material, das an die Jazztradition anknüpft, aus der wir ja kommen. Und andererseits gibt es Werke, die sehr lang sind, die sie für größere Besetzung angelegt hat. Mit Streichquartett zum Beispiel. Das sind interessante Dinge, die ich schon gerne noch umsetzen möchte.
Bei „fill in – International Jazz Festival Saar“ spielt Billy Cobham nach euch – wie findest du das?
Ich freue mich, weil Billy Cobham für mich persönlich ein ganz wichtiger Musiker ist. Als ganz junger Mensch habe ich mit Rockmusik angefangen. Ein Schlagzeuger hatte mir damals ein Stück von Billy Cobham vorlaufen lassen, das mich so begeisterte, dass ich zum Jazz konvertierte (lacht). Das war wirklich so! Ich weiß auch noch, diese Platte hieß „Total Eclipse“. Auch das Album „Crosswinds“ war toll. Das Stück hieß übrigens Moon Germs.
Und jetzt kannst du ihm mal begegnen!
Wir haben schon öfter auf demselben Festival gespielt. Es ist auch so: Billy Cobham verbindet mich ganz besonders mit Susan. Weil er bei unserem letzten großen Festivalauftritt in Polen im Sommer 2019 auch da war.
Nachtwind ist ja nicht nur ein Musikprojekt, sondern ein Gesamtkunstwerk, bei dem die Malerin Julia Johannsen eine große Rolle spielt.
Mir ist es ganz wichtig und wertvoll, bei den Konzerten auch die Kunst von Julia zu präsentieren, weil sie mit dem Nachtwind-Album und der ganzen Entstehungsgeschichte untrennbar verbunden ist. Wir werden beim Festival große Banner mit ihrer Kunst aufstellen und kleine Originale zum Verkauf anbieten.