Pianist Alfredo Rodriguez trat in jungen Jahren beim Montreux Jazz Festival auf, wo er Quincy Jones begeistern konnte. Der Produzent von Michael Jackson öffnete dem Kubaner die Türen zur musikalischen Welt-Elite. Die Alfredo Rodriguez Band gastiert beim diesjährigen „fill in“.
Herr Rodriguez, wenn jemand Sie fragt, welche Art von Musik Sie spielen, wie lautet Ihre Antwort?
Zuallererst würde ich sagen, dass ich nicht gerne in irgendeine Kategorie gesteckt werden möchte. Ich bin aus Kuba und mit der Musik dort aufgewachsen. Meine Lehrer haben mir allerdings nur klassische Musik beigebracht. Glücklicherweise habe ich den Jazz kennengelernt, als ich zwölf, 13 Jahre alt war. Mein Onkel gab mir dann Keith Jarretts „The Köln Concert“. Von dem Moment an begann ich mit dem Improvisieren. Aber ich bin insgesamt von vielen Genres beeinflusst. Ich würde nicht gerne sagen, dass ich nur Jazzmusiker oder kubanischer Musiker bin. Ich spiele einfach gerne die Musik, mit der ich mich verbunden fühle. Also würde ich sagen: Ich bin einfach ein Musiker.
Welches sind die Musiker, die Sie am meisten beeinflusst haben?
Wie bereits erwähnt hat Keith Jarrett einen großen Einfluss auf mich. Unter den klassischen Komponisten ist Johann Sebastian Bach mein Favorit. Als ich den Jazz kennenlernte, habe ich Thelonious Monk, Lennie Tristano, Bill Evans und Bud Powell entdeckt. Ich bin aber auch sehr durch die Folklore aus aller Welt beeinflusst. Ich höre gerne traditionelle Musik aus jeglicher Kultur! Eigentlich mag ich alle Genres, nur den Mainstream nicht so sehr, da geht es weniger ums Herz als ums Geld.
Also sind Sie kein Taylor-Swift-Fan …
Ich höre ihre Musik nicht. Ich weiß nur, wer sie ist und wie groß sie ist.
Ich bin etwas erstaunt, weil Sie bisher Chick Corea nicht erwähnt haben. Dabei haben Sie einmal sein Stück „Spain“ mit ihm zusammen an einem Flügel gespielt – eigentlich gibt es kaum eine größere Ehre für einen Jazzpianisten …
Chick ist immer noch einer meiner größten Einflüsse. Nachdem ich Keith Jarrett entdeckt hatte, habe ich natürlich auch Chick Corea und Herbie Hancock kennengelernt. Ich habe mich intensiv mit den dreien beschäftigt. Aber es war nochmal eine ganz besonders schöne Erfahrung, Chick nicht nur als Musiker begegnet zu sein, sondern auch als Freund. Wir hatten ständigen Kontakt miteinander. Er hat mich auch überall bekannt gemacht. Ein spanischer Promoter hat mir mal erzählt, dass er Chick fragte, was er auf seinem iPod gerade hört: „Alfredo Rodriguez“ war die Antwort. Sie können sich vorstellen, was das für mich als jungen Musiker bedeutete.
Was war das Besondere an ihm?
Ich hatte die Gelegenheit, mit ihm zu spielen, seit ich 24 Jahre alt war. Er hat mein Leben in vielerlei Hinsicht verändert. Er war immer sehr offen dafür, von jedem anderen zu lernen. Er wollte immer neue Möglichkeiten entdecken und spielte mit jungen Leuten in der Band. Das ist etwas sehr Wichtiges für mich. Ich kann das auch über Herbie Hancock und meinen Mentor Quincy Jones sagen: Es ist einfach gut, jemand in diesem Alter zu erleben, der die Fähigkeit und die Bescheidenheit besitzt, noch von jeglichem Neuen zu lernen. Das ist auch der Weg, den ich gehen möchte. Meine Tochter ist vier Jahre alt. Ich möchte, dass sie einmal stolz auf ihren Vater ist und sagt: Mein Vater hatte diese Prinzipien, er hat Leute in einer positiven Art beeinflusst. Nicht irgendwie, dass sie sagt, er war berühmt oder er hatte Geld, das nicht!
Erzählen Sie etwas über die Musiker, die Sie nach Saarbrücken mitbringen.
Ich habe ein Trio, mit dem ich schon lange zusammen spiele. Michael Olivera am Schlagzeug, Yarel Hernández am Bass. Beide sind aus Kuba. Das sind hervorragende Musiker und wir liegen musikalisch auf einer Wellenlänge. Aber darüber hinaus ist es mir wichtig, dass wir ein gutes Team bilden. Musik ist mein Leben, aber ich liebe auch Sport. Und was wir Musiker manchmal vergessen, ist das Teamwork. Man muss jeden Tag trainieren und bescheiden an die Sache herangehen. Man muss seine Position und die der anderen genau kennen. Wenn wir aber glauben, wir hätten auf der Bühne alle dieselbe Position, mag das vielleicht gut fürs Publikum sein, aber fürs Team ist das nicht gut. Ich mag mit Leuten spielen, die genau diese Mentalität besitzen: Für das Team spielen und das Spiel gewinnen. Nach Saarbrücken bringe ich auch noch den Trompeter und Percussionisten Carlos Sarduy und die Sängerin Alana Sinkëy mit. Sie wurde in Lissabon geboren, aber ihre Eltern stammen aus Guinea-Bissau.