Wes Anderson dreht wieder am Perfektionsrad: In „Der Phönizische Meisterstreich“ brillieren ein grandios aufgelegtes Ensemble und pointierte Dialoge im Minutentakt. Der Film ist ab sofort im Kino zu sehen.

Ein skrupelloser, aber sehr erfolgreicher Geschäftsmann, seine Tochter, die Nonne werden will, und sein Assistent, ein Insektenkundler: Das sind die Hauptfiguren in dem neuen Film von Wes Anderson, der sie auf eine skurrile Reise durch eine skurrile Welt schickt – in der sie auf eine Reihe skurriler Persönlichkeiten treffen.
Der Film spielt im Jahr 1950
Der Film spielt im Jahr 1950 in einem fiktiven europäischen Staat. Der Industrielle Zsa-zsa Korda (Benicio del Toro) ist ein gerissener Geschäftsmann, der keine Probleme damit hat, sich über das Recht hinwegzusetzen. Immer wieder versuchen seine Feinde, ihn umzubringen. Doch immer wieder überlebt Korda diese Attentatsversuche, sei es durch Zufall, sei es durch sein kaltblütiges Handeln. Im Laufe seines Lebens hat er einen Plan entwickelt, der sein „Meisterstreich“ werden soll. Diesen Plan präsentiert er – obwohl er eine ganze Reihe von Söhnen hat – seiner einzigen Tochter Liesl (Mia Treapleton), die er zur Erbin seines Vermögens auserkoren hat. Dabei will Liesl eigentlich Nonne werden und ist bereits Novizin. Nur widerwillig geht sie auf die Pläne ihres Vaters ein. Beobachtet werden die beiden dabei von einem Insektenkundler mit dem Namen Bjørn (Michael Cera), der schnell zu Kordas Assistenten aufsteigen soll.

Mit Benicio del Toro, Mia Threapleton und Michael Cera sind die Hauptrollen in „Der Phönizische Meisterstreich“ hochkarätig besetzt. Aber Wes Anderson wäre nicht Wes Anderson, wenn er nicht auch für die übrigen Figuren Stars engagiert hätte. So sind in Nebenrollen etwa Tom Hanks, Scarlett Johansson, Benedict Cumberbatch, Mathieu Amalric, Charlotte Gainsbourg und Willem Dafoe zu sehen. Und natürlich ein alter Bekannter aus den Filmen des Regisseurs: Bill Murray, diesmal als Gott.
Nur wenige Regisseure haben einen derart ausgeprägten, unverwechselbaren Stil wie Anderson. Seine bis ins Detail durchkomponierten Bilder, seine Kameraeinstellungen und sehr eigenwillige, für ihn typische Schwenks ziehen sich wie ein roter Faden durch Filme wie „Die Royal Tenenbaums“ (2001) „Moonrise Kingdom“ (2012), „Grand Budapest Hotel“ (2014) und „The French Dispatch“ (2021). Viele Elemente aus diesen Filmen finden sich auch im neuen Film des Regisseurs wieder.
Andersons eigene, unverkennbare Weise

Wenn Wes Anderson einen Film dreht, kann man sicher sein, dass jede Einstellung exakt so von ihm gewollt ist. Die Gestaltung der Räume, die Anordnung der Einrichtung und der Personen, die Bildschärfe, die Kameraperspektive und eben die Schwenks: All das gestaltet Anderson auf seine eigene, unverkennbare Weise. Dazu kommen bis ins Absurde gezeichnete Charaktere, die aber doch irgendwie liebenswert sind. Und absurde Situationen, mit denen die Figuren auf nicht weniger absurde Art umgehen. Zum Beispiel in der Einstiegssequenz, in der wir einen Flugzeugabsturz durch eine Bombe sehen. Abgerundet wird all das bei Anderson normalerweise durch mehrere ineinander verwobene, ebenfalls absurde Handlungsstränge.

Zur Umsetzung von Zsa-zsa Kordas Plan müssen er, Liesl und Bjørn eine Reihe von Geschäftspartnern aufsuchen, um eine große Lücke in der Finanzierung zu schließen. Dies sind ebenso merkwürdige wie spezielle Charaktere wie die Hauptfiguren selbst. Auf dem Weg warten weitere Attentatsversuche auf das Trio – und auch eine unerwartete Erkenntnis.
„Der Phönizische Meisterstreich“ ist eine US-amerikanisch-deutsche Produktion. Gedreht wurde der Film in großen Teilen im Studio Babelsberg in Potsdam, wie etwa schon „Grand Budapest Hotel“. Für seinen Film hat Anderson sich für ein ungewöhnliches Bildformat entschieden: 1.5:1 – was dem Seitenverhältnis eines klassischen Kleinbild-Fotonegativs entspricht. Dadurch wirken die Bilder ein wenig wie Fotos aus einer vergangenen Zeit, was durch die eher warmen Farben des Films verstärkt wird. Für die Kamera war bei diesem Film der Franzose Bruno Delbonnel verantwortlich, der unter anderem schon mit Jean-Pierre Jeunet für „Die fabelhafte Welt der Amelie“ (2001) und mit Peter Bogdanovic für „The Cat’s Meow“ (ebenfalls 2001) zusammengearbeitet hat.