Hochwasser und extrem trockene Perioden – der Klimawandel setzt die Wasserversorgung unter Druck. Im Saarland bemüht man sich um einen Masterplan, der demografischen Wandel, veraltete Infrastruktur und wirtschaftliche Ansprüche unter einen Hut bringen soll.
Das Pfingsthochwasser mit Starkregen im letzten Jahr dürfte vielen Saarländerinnen und Saarländern noch in lebhafter Erinnerung sein. Immerhin war 2024 das drittnasseste Jahr im Saarland seit Beginn der Aufzeichnung der Wetterdaten 1881. Der heiße Sommer 2022 mit anhaltender Trockenperiode bleibt ebenfalls unvergessen. Das andere Extrem.
Trotz Wetterkapriolen aufgrund des Klimawandels gehöre das Saarland zu den Bundesländern, die über ein ausreichend nutzbares Grundwasserdargebot inklusive Grundwasserneubildung verfügen, so die saarländische Umweltministerin Petra Berg. Das Saarland sei aufgrund der hohen Niederschläge im Winter ein wasserreiches Bundesland und somit müsse sich niemand Sorgen über eine Wasserknappheit machen.
Wasserreiches Bundesland
Damit das in Zukunft so bleibt, haben die saarländischen Wasserversorger, die Wasserverbände, die Landesministerien für Umwelt, Wirtschaft, Gesundheit und des Inneren sowie nachgeordnete Behörden unter wissenschaftlicher Begleitung den Masterplan „Zukunftssichere Wasserversorgung im Saarland 2040“ in rund zweieinhalb Jahren ausgearbeitet. Er dient den rund 50 Wasserunternehmen im Land als Leitfaden, die Wasserversorgung qualitativ, quantitativ, nachhaltig und bezahlbar fit für die Zukunft zu machen. Gemeinsam stellten die Umweltministerin, der Vorsitzende des Verbands der Energie- und Wasserwirtschaft des Saarlandes, Hanno Dornseifer, und der Landesgruppenchef des Verbands Kommunaler Unternehmen, Ralf Levacher, Mitte Januar die Ergebnisse in Saarbrücken vor.
Neben dem Klimawandel und seinen Folgen treiben der demografische Wandel, mögliche Zielkonflikte zwischen Ökologie und Ökonomie sowie eine zum Teil in die Jahre gekommene Infrastruktur den Verantwortlichen in der Wasserversorgung durchaus Sorgenfalten auf die Stirn. Schließlich gibt es Wasserleitungen, die nach circa 60 Jahren ans Ende ihrer Lebensdauer gekommen sind und in naher Zukunft ausgetauscht werden müssten. Das kostet viel Geld. Hinzu kommen ständige Investitionen in die Aufrechterhaltung der Leistungsfähigkeit der Infrastruktur wie Brunnen, Aufbereitung, Transport und Speicherung. Das Trinkwasser wird im Saarland zu 100 Prozent aus Grundwasser gewonnen. Geplant ist, künftig auch Trinkwasser aus der Talsperre Nonnweiler zu nutzen oder zumindest als Reserve vorzuhalten. Derzeit werden lediglich Städte und Gemeinden im benachbarten Rheinland-Pfalz mit Wasser aus der Talsperre versorgt.

Die Demografie tut ihr Übriges, denn trotz eines zu erwartenden Bevölkerungsrückgangs insbesondere in ländlichen Regionen des Saarlandes muss eine funktionsfähige Infrastruktur vorgehalten werden. Im Klartext heißt das, dass für immer weniger Verbraucher eine sichere und nachhaltige Wasserversorgung vorgehalten wird. Und ob neue Industrie- und Gewerbeunternehmen rückläufige Trinkwasserbedarfe künftig kompensieren können, steht in den Sternen. Das hängt auch von der wirtschaftlichen Entwicklung und von möglichen Ansiedlungserfolgen ab. Jedenfalls ist der Pro-Kopf-Verbrauch der Saarländerinnen und Saarländer mit 120 Litern Trinkwasser am Tag bereits einer der niedrigsten im bundesweiten Vergleich nach Angaben des Branchenverbands BDEW. Den Verbrauch noch weiter zu senken macht unter finanziellen Aspekten kaum Sinn. Denn geringerer Wasserverbrauch und immer weniger Nutzer bedeuten letztendlich höhere Fixkosten, zum Beispiel für das Spülen der Leitungen, um Verkeimungen vorzubeugen. Hinzu kommt die für die Größe des Saarlandes doch relativ kleinteilige Struktur der hiesigen Wasserversorgungslandschaft.
Verbrauch pro Person sinkt weiter
Angesichts der vielschichtigen Herausforderungen könnten strukturelle Veränderungen oder weitreichende interkommunale Kooperationen durchaus erforderlich werden. „Das reicht vom gemeinsamen Einkauf über eine einheitliche IT bis hin zur Bündelung beim personellen Einsatz, quasi eine stärkere Vernetzung untereinander“, erklärt Hanno Dornseifer. Im Gegensatz zu kleinteiligen Insellösungen entstehen somit neue Möglichkeiten, Synergien bei der Sanierung oder beim Neubau der Wasser-Infrastruktur zu nutzen, um die erforderlichen Investitionen möglichst niedrig zu halten.
Schließlich bleibt die Bezahlbarkeit des Trinkwassers trotz der erheblichen Anstrengungen für die Sicherstellung der Wasserversorgung und den damit verbundenen Investitionen ein wesentlicher Faktor für die Verbraucher. Derzeit kostet der Liter Trinkwasser im Saarland durchschnittlich ein Viertel Cent; der Durchschnittsverbrauch pro Person liegt bei einem Verbrauch von 120 Litern am Tag bei rund 44.000 Litern im Jahr, was knapp 110 Euro jährlich entspricht. Sollte der durchschnittliche Wasserpreis wegen notwendiger Investitionen und nach Ausschöpfen der Einsparpotenziale beispielsweise um gut ein Drittel steigen, betrage der Mehraufwand circa 40 Euro pro Person und Jahr. Das sind ungefähr elf Cent pro Person und Tag, heißt es seitens der VEW.
Zwar loben alle Beteiligten des Wasser-Masterplans die gute interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie die nun vorgelegten Ergebnisse und betonen unisono die Wichtigkeit eines solchen Plans, aber rechtlich bindend ist das 170 Seiten starke Papier nicht. Für die Wasserbewirtschaftung ist das Land verantwortlich, für die Sicherstellung der Wasserversorgung sind es die Kommunen und deren Stadt- oder Wasserwerke. Zwar wurden im Masterplan die Ist-Situationen in den jeweiligen Kommunen analysiert, komplexe Hochrechnungen der künftigen Trinkwasserbedarfe und Grundwasserneubildungen angestellt sowie technische, betriebswirtschaftliche und personelle Fragestellungen berücksichtigt, aber der Wasser-Masterplan ist und bleibt eine Handlungsempfehlung, ein Leitfaden. Entscheiden, was überhaupt finanziell machbar und umsetzbar ist, und auch den Kopf hinhalten, müssen letztendlich die Räte und Aufsichtsgremien vor Ort.
„Mit dem Masterplan setzt das Saarland deutschlandweit frühzeitig Maßstäbe in puncto Zukunftssicherheit seiner Wasserversorgung“, betonte Ralf Levacher. „Allerdings dürfen wir uns nicht auf dem Erreichten ausruhen, sondern vielmehr die großen und vielschichtigen Herausforderungen gemeinsam beherzt angehen.“ Der Wasser-Masterplan hat zumindest eine belastbare Grundlage geschaffen.