Marie Kondos Ansatz, die Zehn-mal-Zehn-Methode oder doch lieber die Kapselgarderobe – die Schrankorganisation ist eine Kunst für sich. Eine Übersicht über die beliebtesten Varianten.
Mit dem Beginn eines neuen Jahres entsteht oft der Wunsch nach Veränderung und Ordnung. Der Blick auf die Garderobe, die sich über die Feiertage möglicherweise um einige neue Lieblingsstücke erweitert hat, lädt dazu ein, über ihre Organisation nachzudenken. Doch was macht eine Garderobe aus? Wie hat sie sich historisch entwickelt, und welche Ansätze helfen, sie optimal zu gestalten?
Die Garderobe, wie wir sie heute kennen, hat eine lange und faszinierende Entwicklung durchlaufen. Als Kleidung noch ein Luxusgut war, wurden die wenigen vorhandenen Stücke in Truhen oder an einfachen Haken aufbewahrt. Im 17. und 18. Jahrhundert hielten Schränke Einzug in wohlhabende Haushalte, während die breite Bevölkerung meist weiterhin mit Kisten und Wandhaken auskommen musste. Der „Kleiderschrank“ im modernen Sinne entstand mit der Verfügbarkeit von Massenware im Zuge der Industrialisierung. Gleichzeitig wurden großzügige Ankleidezimmer in Herrenhäusern und Villen ein Statussymbol. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich ein neues Ideal herausgebildet: Funktionale, minimalistische und ästhetisch gestaltete Garderobenräume sind heute genauso gefragt wie begehbare Schränke, die Individualität und Komfort verbinden.
Zudem bietet eine gut organisierte Garderobe weit mehr als nur Stauraum. Sie ist übersichtlich, spart Zeit und schafft eine bewusste Verbindung zur eigenen Kleidung. Doch welche Methoden helfen, dieses Ziel zu erreichen? Hier ein Überblick über verschiedene Ansätze, die von traditionellen Prinzipien bis zu modernen Trends reichen.
Die Konmari-Methode
Die von Marie Kondo entwickelte Methode ist eine tiefgründige und emotionale Herangehensweise an Organisation und Besitz. Sie ermutigt Menschen, jeden Gegenstand in die Hand zu nehmen und sich zu fragen, ob er „Freude bereitet“ (im Original „spark joy“). Bei Kleidung bedeutet dies, dass jedes Stück nicht nur auf seinen praktischen Nutzen, sondern vor allem auf seine emotionale Bedeutung hin überprüft wird. Dieser Prozess ist bewusst meditativ: Man verabschiedet sich von aussortierten Gegenständen mit Dankbarkeit, um das Loslassen zu erleichtern und sich von Schuldgefühlen zu befreien.
Ein weiteres Herzstück der Methode ist die spezifische Art der Aufbewahrung. Statt Kleidung gestapelt in Schubladen zu lagern, wird sie stehend aneinandergereiht. Diese Technik verbessert den Überblick und verhindert, dass Kleidungsstücke vergessen werden. Der Ansatz reicht jedoch über die Organisation hinaus: Er fördert Minimalismus, bewussten Konsum und eine tiefere Wertschätzung für die Dinge, die man besitzt.
Die 80/20-Regel
Die Pareto-Regel, benannt nach dem italienischen Ökonomen Vilfredo Pareto, ist eine effektive Strategie für die Garderobenorganisation. Sie besagt, dass 80 Prozent des Nutzens oft aus 20 Prozent der Ressourcen resultieren. Auf die Garderobe angewendet bedeutet dies, dass die Mehrheit der Menschen nur einen Bruchteil ihrer Kleidung regelmäßig trägt – die sogenannten Lieblingsstücke.
Diese Erkenntnis hilft, die Garderobe schlanker und funktionaler zu gestalten. Indem man Kleidung, die selten oder nie getragen wird, aussortiert, entsteht mehr Platz für die wirklich wichtigen Stücke. Dies reduziert nicht nur das Chaos im Schrank, sondern auch die tägliche Entscheidungszeit. Der Ansatz verbindet Effizienz mit Minimalismus und bewirkt oft einen bewussteren Umgang mit Kleidungskäufen, da er den Fokus auf Qualität und persönliche Vorlieben legt.
Saisonale Rotationen
Die Methode der saisonalen Rotation ist besonders in Regionen mit ausgeprägten Jahreszeiten hilfreich. Ziel ist es, Kleidung nach ihrer Saisonalität zu organisieren. Schwere Wintermäntel, Pullover und Stiefel werden während der Sommermonate in speziellen Aufbewahrungslösungen wie luftdichten Boxen oder Vakuumbeuteln gelagert. Ebenso wird leichte Sommerkleidung in den Wintermonaten verstaut.
Dieser Ansatz schafft nicht nur Platz im Kleiderschrank, sondern steigert auch die Wertschätzung für die Kleidung. Viele empfinden es als erfrischend, ihre Garderobe zu Beginn jeder Saison „neu zu entdecken“. Gleichzeitig bleibt der Schrank aufgeräumt, da nur saisonal relevante Kleidung sichtbar ist. Es ist eine praktische Methode, die Ordnung und Klarheit fördert.
Die Capsule-Wardrobe
Das Konzept der Capsule-Wardrobe wurde von Susie Faux entwickelt und zielt auf eine bewusste Reduktion der Garderobe ab. Es handelt sich um eine kleine, vielseitige Kollektion von Kleidungsstücken, die einfach miteinander kombinierbar sind. Üblicherweise umfasst eine Capsule-Wardrobe 30 bis 40 hochwertige Stücke, die alle Aspekte des täglichen Lebens abdecken – von Freizeitkleidung bis hin zu Arbeitsoutfits.
Der Vorteil dieser Methode liegt in ihrer Nachhaltigkeit und Effizienz. Sie fördert bewusste Kaufentscheidungen, da man sich bei jedem neuen Stück fragt, ob es sich harmonisch in die bestehende Garderobe einfügt. Gleichzeitig vereinfacht sie das tägliche Anziehen und minimiert die „Ich-habe-nichts-anzuziehen“-Problematik. Besonders in einer Zeit, in der Überkonsum kritisch hinterfragt wird, gewinnt dieses Konzept an Bedeutung.
Farbsortierung und psychologische Effekte
Das Organisieren nach Farben bietet sowohl ästhetische als auch praktische Vorteile. Eine farblich geordnete Garderobe sorgt optisch für Ruhe und erleichtert das Auffinden bestimmter Kleidungsstücke. Darüber hinaus beeinflussen Farben nachweislich unsere Stimmung. Blau kann beruhigen, während Rot anregend und energisch wirkt. Eine farbsortierte Garderobe ermöglicht es, Outfits gezielt auf die gewünschte Stimmung oder den Anlass abzustimmen.
Dieser Ansatz erfordert keine zusätzlichen Kosten oder komplizierte Techniken und kann leicht umgesetzt werden. Zudem hilft er, farbliche Lücken oder Überfluss in bestimmten Bereichen zu erkennen, um zukünftige Einkäufe strategischer zu gestalten.
Technologie und smarte Garderoben
Die Integration von Technologie revolutioniert die Art, wie wir unsere Garderobe organisieren. Apps wie Stylebook oder Cladwell ermöglichen eine digitale Bestandsaufnahme. Nutzer können Outfits planen, Kombinationen ausprobieren und statistisch erfassen, welche Kleidungsstücke am häufigsten getragen werden.
Zusätzlich bieten smarte Garderobenmöbel innovative Funktionen wie integrierte LED-Beleuchtung, Sensoren zur Überwachung der Luftfeuchtigkeit oder sogar Desinfektionssysteme mit UV-Licht. Diese Technologien sorgen nicht nur für Komfort, sondern tragen auch zur Langlebigkeit der Kleidung bei. Smarte Lösungen sind ideal für diejenigen, die ihre Garderobe mit modernem Komfort und Effizienz verwalten möchten.
Die Zehn-mal-zehn-Methode
Das ist eine kreative und minimalistische Methode zur Organisation der Garderobe. Die Idee ist einfach: Man wählt zehn Kleidungsstücke aus (inklusive Schuhen, jedoch exklusive Accessoires) und stellt daraus zehn Outfits für zehn Tage zusammen. Ziel ist es, die Vielseitigkeit der eigenen Garderobe zu entdecken und den Konsumdruck zu verringern.
Diese Methode schärft den Blick für den tatsächlichen Bedarf und hilft, ungenutzte Kleidung zu identifizieren. Gleichzeitig fördert sie die Kreativität, da man neue Kombinationen aus einer begrenzten Auswahl an einzelnen Stücken entwickelt. Sie eignet sich besonders für Minimalisten oder Menschen, die ihre Garderobe entschlacken möchten, ohne auf Stilvielfalt zu verzichten.
Die Garderobe und der Kleiderschrank sind mehr als ein Aufbewahrungsort – sie spiegeln den Lebensstil wider. Ob minimalistisch mit einer Capsule-Wardrobe, emotional verbunden durch die KonMari-Methode oder technisch aufgerüstet mit smarten Funktionen: Jede Herangehensweise hat ihren Reiz. Mit dem neuen Jahr bietet sich die Gelegenheit, die Garderobe nicht nur neu zu organisieren, sondern auch bewusst neu zu denken. Denn eine gut gestaltete Garderobe schafft nicht nur Ordnung, sondern auch ein Gefühl von Klarheit, Leichtigkeit und Inspiration.