Menton liegt malerisch eingebettet zwischen den Ausläufern der Seealpen und dem azurblauen Mittelmeer. Diese einzigartige geographische Lage macht die Stadt zu einem der wärmsten Orte an der Côte d’Azur und zu einem beliebten Ziel für Urlauber und Gartenliebhaber.
Traumhafte Architektur, eine malerische Altstadt, ein rauschendes Zitronenfest – hier ein Überblick über die schönsten Highlights von Menton.
Start in der Belle Epoque
Los ging es mit dem Tourismus in der Zeit der Belle Epoque. Von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs strömten der Adel und das Großbürgertum aus Nordeuropa nach Menton, um das milde Klima in den Wintermonaten zu genießen. Selbst Queen Victoria kam. Diese Ära von betuchten Reisenden hinterließ Grandhotels und außergewöhnliche Gärten.
Die bezaubernden Gärten von Menton
Viele der prachtvollen grünen Refugien sind öffentlich zugänglich und haben Menton den Ruf als „Stadt der Gärten“ eingebracht. Mit ihrer exotischen Pflanzenvielfalt und illustren Entstehungsgeschichte zählen sie zu den interessantesten Gärten der gesamten Côte d’Azur.
Pflanzenparadies Serre de la Madone
Einer der bekanntesten Gärten ist Serre de la Madone, der in den 1920er-Jahren von dem britischen Gartenarchitekten Lawrence Johnston angelegt wurde. Johnston, der auch den berühmten Garten Hidcote in England gestaltete, ließ sich in Menton nieder, um einen botanischen Garten mit Pflanzen aus aller Welt zu schaffen. Auf Treppen gelangt der Besucher über verschiedene Terrassen, vorbei an Wasserbecken mit tropischen Pflanzen wie Magnolien aus Yunnan, hoch zum Landhaus, in dem der einstige Hausherr wohnte.
Botanischer Garten Val Rahmeh
Ein weiterer bemerkenswerter Garten ist der Jardin Botanique Val Rahmeh, der im späten 19. Jahrhundert entstand. In diesem botanischen Garten, in dem seltene Pflanzenarten aus verschiedenen Kontinenten gedeihen, wähnt man sich in den Tropen. Dicht gedrängt wachsen auf einem Hektar botanische Schönheiten, hier die Riesen-Seerosen, dort die exzentrischen Gespensterblumen.
Literatengarten
Fontana Rosa
Literatur- und Keramikliebhaber zieht es in den Jardin Fontana Rosa. Anfang des 20. Jahrhunderts legte der spanische Schriftsteller Vicente Blasco Ibáñez das Anwesen mit spanisch-andalusischen Akzenten an.
Ibáñez wollte einen poetischen Ort schaffen. So widmete er den Garten seinen Lieblingsschriftstellern wie Cervantes und Dickens. Auch wenn der Dichtergarten heute etwas vernachlässigt ist, beeindruckt das mehrfarbige Keramikdekor, das ganze Sitzbänke ziert. „Diese typische Keramikkunst stammt größtenteils von der hiesigen Manufaktur Saïssi“, erläutert die Stadtführerin Carine Filloux.

Die Altstadt – Ein Hauch von Italien
Die Altstadt von Menton erstreckt sich über einen Hügel. Stufe um Stufe geht es auf der Freitreppe aus der Barockzeit steil hinauf, über den Vorplatz der Basilika Saint-Michel-Archange mit einem Mosaik aus 250.000 Natursteinen, vorbei am Campanile, der als Wahrzeichen von überall in der Stadt zu sehen ist. Immer weiter nach oben, um im „Cimetière du vieux Château“ der Seele Mentons nahezukommen. Auf dem alten Friedhof liegen Reisende aus aller Welt begraben. Die Gräber und Mausoleen mit englischen, deutschen und russischen Namen erzählen von der Geschichte Mentons: vom Aufstieg eines Fischerortes zu einem internationalen Treffpunkt, zu einer touristischen Stadt, die ihre Grandezza bewahrt hat.
Von diesem „letzten Garten“ eröffnet sich ein atemberaubender Panoramablick auf das leuchtend blaue Meer und die roten Ziegeldächer der Stadt. Den Häuserfassaden entlockt die Sonne warme Pastelltöne.
Der Stolz von Menton: die Zitrone
Menton ist nicht nur ein Fest für die Augen, sondern auch für den Gaumen. Unangefochtener Star der hiesigen Küche ist eine Frucht: die „Zitrone von Menton“. Die Zitrusfrucht, die in den Gärten in und um Menton gedeiht, beeindruckt mit ihrem süßsauren Geschmack und ihrer aromatischen Schale. Mit einer geschützten Herkunftsbezeichnung wird der Stolz von Menton heute als Delikatesse gehandelt und in lokalen Zitronen-Produkten wie dem Zitronenlikör verwendet.
Im alteingesessenen Konfitüre-Geschäft „Maison Herbin“ in der Altstadt rührt Maxime Lefort in riesigen Kesseln zerkleinerte Früchte an. „Inzwischen zählen wir 180 Sorten Konfitüre“, erklärt der 50-Jährige, „dabei ist die mit unserer Menton-Zitrone besonders begehrt.“
Ravioli mit einer Füllung aus Ricotta und Menton-Zitrone in Bio-Qualität fertigt Luisa Inversi in ihrem Laden „Pasta Piemonte“. Wie viele Italiener ist sie nach Menton übergesiedelt. Die Zitronen-Expertin hat auch ein Buch über die gelb-grüne Frucht geschrieben. „Im 19. Jahrhundert war der Zitronenhandel ein äußerst lukratives Geschäft“, erzählt sie in ihrem Laden im Zentrum von Menton und schneidet dabei eine dickschalige Frucht auf.
Zitrusbäume in den Straßen
Die Liebe zu Zitruspflanzen zeigt sich in Menton nicht nur in den Gärten. Selbst in den Straßen wachsen Zitronen- und Orangenbäume, neben Palmen, Bananenstauden und Oleander. Im Stadtgarten des Palais Carnolès kommt der Gartenbesucher zwischen Kunstwerken den bunten Früchten von Pomelos, Kumquats und Grapefruits ganz nah. „Diese 137 Sorten bilden Frankreichs nationale Sammlung an Zitrusfrüchten“, berichtet der Gartenführer Michel Imbert und atmet den betörenden Duft ein.
Das Zitronenfest – Eine Hommage an die Frucht der Stadt
Der Höhepunkt der Zitronen-Verehrung in Menton ist das Zitronenfest Fête du Citron, das seit 1934 gefeiert wird. Jedes Jahr im Februar verwandelt sich die Stadt in eine Bühne für riesige Skulpturen aus Zitronen und Orangen. Das zweiwöchige Fest zieht rund 200.000 Besucher an, die kunstvolle Kreationen und Paraden bewundern. Eine mitreißende Hommage an das süß-saure Wahrzeichen von Menton, einer mediterranen Stadt, die alle Sinne anspricht.
Architektur der Belle-Epoque
Gerade Mentons elegante Architektur ist Balsam für das Auge. Die prächtigen Belle-Epoque-Fassaden, allen voran die ehemaligen Grandhotels, prägen das Antlitz der 30.000-Einwohner-Stadt. Die meisten dieser prunkvollen Gebäude wurden zwischenzeitlich in Appartements umgewandelt, wie das „Impérial“ oder das märchenhafte „Hotel d’Orient“ oder der „Winter Palace“. Glück hat, wer auf einer Führung den „Riviera Palace“ besichtigt und das pompöse Treppenhaus bestaunen darf.
Nur vier ehemalige Grandhotels fungieren noch als Hotel. Dazu zählen das „L’Orangeraie“ mit seinem großen Garten und das „Hotel des Ambassadeurs“ von 1865. „Die Metallarbeiten an unserem Haus entwarf der ganz junge Gustav Eiffel, lange vor dem Eiffelturm in Paris“, erklärt Liana Marabini, die Hoteleigentümerin. Zu den illustren Hotelgästen zählte auch Jean Cocteau. „Der kam stets vor dem Abendessen in die Hotelbar, um einen Aperitif einzunehmen.“
Der Regisseur, Maler und Autor hat sich in Menton verewigt. In seinem unverkennbaren Stil gestaltete er 1957 den Hochzeitssaal im Rathaus. Seine allegorischen Bilder von Orpheus und Eurydike ziehen Ehewillige von weit her an. Die Stadt widmet sich Cocteaus Werk mit verschiedenen Ausstellungen, wie zum Beispiel in der mittelalterlichen Hafenbastion.
Dem Städtchen Menton gelingt es, Kultur und Natur samt Kunst und Kulinarik auf einzigartige Weise zu vereinen – mit Leichtigkeit, Licht und Lebensfreude.