Drei Tage „saarländisches Deutschlandfest zum Mitmachen“, hoher Staatsbesuch des französischen Präsidenten: Das Saarland als „französischstes Bundesland“ wird rund um den Tag der Deutschen Einheit im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen.
Einmal alle 16 Jahre eine richtig große Fete. Da kann man sich ins Zeug legen. Und das tut das Saarland. Feiern kann man im kleinsten Flächenland der Republik. Es gibt Orte in den eher ländlichen Landesteilen, von denen man sich erzählt, wenn ein Heuwagen umkippt, machen die gleich ein Straßenfest draus – und das wird dann schnell zur Tradition mit überregionaler Anziehungskraft. Gut zu essen und zu trinken ist ein Markenkern des Landes. „Haupdsach gudd gess“ (Hauptsache gut gegessen) ist ein zentrales Motiv saarländischer Lebensart. Da macht sich sicherlich auch der nachbarschaftliche Einfluss bemerkbar im „französischsten aller Bundesländer“. Jedenfalls gibt es nirgends sonst so viele Michelin-Sterne auf so engem Raum wie im Saarland.
Und dass das Land zudem kulturell einiges zu bieten hat, bereichert durch grenzüberschreitende Zusammenarbeiten in der Großregion, rundet das Bild ab. All das macht das Saarland zu einem besonderen Gastgeber, der dies auch selbstbewusst zeigen will beim „saarländischen Deutschlandfest zum Mitmachen“.
Es soll ein krönender Abschluss nach einem Jahr Bundesratspräsidentschaft werden, bei dem Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) als amtierende Präsidentin den Staffelstab weitergeben wird an den Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte.
Gemeinsam mit dem Nachbarn feiern
Schon der offizielle Teil zum Tag der Deutschen Einheit hat es in sich. Dass Bundespräsident und Bundeskanzler dabei sein werden, ist selbstverständlich. Nicht selbstverständlich ist dagegen, dass auch der französische Präsident Emmanuel Macron sein Kommen angesagt hat. Der hat bekanntermaßen zu Hause einigermaßen Trouble. Trotzdem will er es sich nicht nehmen lassen, dabei zu sein. Ein Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft, sicher auch ein Zeichen für Europa angesichts der vielfältigen Herausforderungen und des Bemühens um neue Stärke inmitten globaler Krisen.
Der Besuch unterstreicht aber auch die besondere Rolle, die das Saarland im Konzert der Bundesländer beansprucht, nämlich Brücke zwischen Deutschland und Frankreich zu sein und zugleich immer auch grenzüberschreitend und europäisch zu denken und zu handeln.
Das hat viel mit der wechselvollen Geschichte des Landes zu tun, zu der auch gehört, dass das Land nicht von vornherein zur Bundesrepublik gehörte, sondern erst 1957 nach einer Volksabstimmung der damals noch jungen Bundesrepublik beitrat. Eine „kleine Wiedervereinigung“, lange bevor es dann die große Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 gab.
Die Folgen für das Land sind bis heute spürbar. In den ersten Jahren der Bundesrepublik waren Bundesbehörden, Institutionen und Konzernzentralen verteilt, bis heute sind Bundesbehörden unterdurchschnittlich im Saarland vertreten. Und die Konzernzentralen, in denen auch für das Saarland folgenreiche Entscheidungen getroffen werden, residieren an anderen Stellen der Republik. Das gilt für ZF wie für Bosch und viele andere, was sich auch in der jetzigen Phase der großen industriellen und wirtschaftlichen Transformation bemerkbar macht.
Nicht umsonst hat Anke Rehlinger ihre Bundespräsidentschaft mit dem Motto „Zukunft durch Wandel“ überschrieben. Das Saarland kennt diesen Wandel wie kaum eine andere Ecke der Republik. Der mehrfache Wechsel zwischen Deutschland und Frankreich hat wesentlich mit dem Kämpfen um Kohle und Stahl zu tun.
2012 wurde nach über 200 Jahren die letzte Kohle an der Saar gefördert. Die Stahlindustrie steht einmal mehr vor einem gigantischen Umbruch. Mit der Umstellung auf grünen Stahl soll der Standort gesichert werden. Das zweite große Standbein, die Automobilindustrie, befindet sich mitten in einem massiven Umbruch zur Elektromobilität.
Das Saarland kennt Krisen, kennt Strukturwandel und kennt den beständigen Kampf, strukturelle Nachteile auszugleichen und Veränderungen zu gestalten, und kann einigermaßen selbstbewusst mit den Worten der Ministerpräsidentin sagen: „Der Wandel kann gelingen. Auch wenn keiner gesagt hat, dass es einfach wird.“
Viele dieser Facetten kann und will das Land den Besucherinnen und Besuchern beim „saarländischen Deutschlandfest“ zeigen. Eine einzigartige Möglichkeit, die begründet ist in der Art, wie Deutschland seinen Tag der Deutschen Einheit feiert.
Nämlich sehr viel anders als andere Länder ihren Nationalfeiertag begehen. Keine Militärparaden, aber auch kein landesweiter Nationalfeiertag wie etwa in Frankreich, wo am 14. Juli selbst in den kleinsten Dörfern gefeiert und Feuerwerk abgeschossen wird.
Der Tag der Deutschen Einheit verbindet staatstragende Elemente (Festgottesdienst, Festakt) mit einem „Bürgerfest“, das nach dem föderalen Gedanken im jährlichen Wechsel von dem Bundesland ausgerichtet wird, das gerade die Bundesratspräsidentschaft innehat. Getreu dem Motto „Einheit in Vielfalt“. So hat jedes Bundesland im Wechsel die Möglichkeit, sowohl inhaltliche Akzente während der Ratspräsidentschaft zu setzen als auch sich selbst mit seiner jeweiligen charakterprägenden Besonderheit im Reigen der Länder zu präsentieren.
Ein großes Fest am Wochenende
Und natürlich legt sich das Saarland (wie alle anderen vorher und sicher auch die nachfolgenden Länder) einigermaßen ins Zeug, um diese Chance zu nutzen. Dem Saarland kommen dabei einige gute Zusammenhänge entgegen. Der Festgottesdienst wird in der Ludwigskirche stattfinden. Das bekannteste und bedeutende Wahrzeichen der Landeshauptstadt Saarbrücken erstrahlt zum 250. Jahrestag in neuem Glanz.
Und der Terminkalender hat es gut gemeint, ermöglicht er doch, das Bürgerfest an einem „langen Wochenende“ zu einem richtig großen Event über drei Tage zu machen. Die Chance lässt man sich im Saarland nicht entgehen.
Zusätzlich zu dem vielfältigen Programm mit zahlreichen echten Highlights hat man sich einiges einfallen lassen, um Besucherinnen und Besuchern ein möglichst unbeschwertes Erlebnis zu bieten. Kurzfristig ein Hotelzimmer in Saarbrücken zu ergattern, dürfte ein ziemliches Ding der Unmöglichkeit sein, dafür gibt es aber drei Tage kostenlosen ÖPNV, und zwar landesweit, um eine möglichst stressfreie An- und Abfahrt zu gewährleisten.
Für drei Tage wird jedenfalls das Saarland mit seiner Hauptstadt Saarbrücken von sich reden machen. Verbunden mit der Erwartung, dass die hoffentlich guten Eindrücke haften bleiben – und die inhaltlichen Akzente aus einem Jahr Bundesratspräsidentschaft eine gute Basis für weitere politische Entwicklungen gelegt haben.