Regionalligist FC Hertha 03 trennt sich nach sieben Spielen von Trainer Steffen Israel. Nach einem schwierigen Saisonstart ohne Sieg und nur einem Punkt zog der Verein schließlich die Reißleine.
Fußballfreunde wissen: Wenn man in der Tabelle unten drinsteht, ist in den Spielen nicht unbedingt mit glücklichen Fügungen zu rechnen. Diese Erfahrung machte auch der FC Hertha 03 Mitte des Monats in der Regionalliga Nordost: Hatte man die Vorstöße des heimischen ZFC Meuselwitz da mit Glück und Geschick fast eine Halbzeit lang schadlos abgewehrt, entschied der Schiedsrichter kurz vor der Pause auf Handelfmeter für die Hausherren. Die Zehlendorfer und insbesondere Jake Wilton verstanden die Welt nicht mehr, hatte der Abwehrchef beim Abschluss des Gegners im eigenen Strafraum doch die Arme zuvor extra hinter dem Rücken verschränkt – der Ball prallte dann in den Bereich der Schulter, was für den Unparteiischen offensichtlich ausreichend war, um auf den Punkt zu zeigen.
Iba May als der doppelte Pechvogel
Die Meuselwitzer nutzten die Gelegenheit und trafen zur Pausenführung – im zweiten Durchgang dann sorgte ein individueller Fehler für Gegentor Nummer zwei. Ausgerechnet Iba May avancierte in der Situation gleich zum „doppelten Pechvogel“: Der 27-Jährige, der schon für Eintracht Braunschweig Einsätze in der 2. und 3. Liga absolviert hat, ließ sich vor dem eigenen Strafraum erst den Ball abjagen und fälschte diesen dann beim folgenden Schuss seines Kontrahenten unhaltbar für 03-Schlussmann Alexios Dedidis ab. Da es im Anschluss nur noch zu einem Kopfballtor des eingewechselten Ron Wachs nach einer Ecke reichte, ging die Partie bei den Thüringern also 1:2 verloren.
Trainer Steffen Israel analysierte nach Abpfiff aber offen und ehrlich: „Auch wenn es eng war, denke ich, dass Meuselwitz heute verdient gewonnen hat, weil wir einfach nicht gut verteidigt haben – neben den zwei Toren haben wir noch zwei, drei hundertprozentige Chancen zugelassen. Da müssen wir einfach noch besser werden, wenn wir Punkte holen wollen.“ Der Trainer, erst vor der Saison neu in Berlins Südwesten angekommen, ging zu dem Zeitpunkt offenbar davon aus, dass er die Baustellen mit dem Team gemeinsam würde abarbeiten können – doch einen Tag nach der Niederlage gab der Verein die Trennung von Israel bekannt.
Der 40-Jährige hatte sich dabei mit der Vereinsspitze dem Vernehmen nach vor der Saison darauf geeinigt, die Zusammenarbeit geduldig anzugehen – schließlich arbeitet die Männermannschaft im Gegensatz zum Großteil der Konkurrenten nicht nur unter Halbprofibedingungen, man musste auch vor dem zweiten Jahr einen gewaltigen Umbruch im Kader inklusive der Trainerposition verkraften. Da das Startprogramm obendrein als Gegner einige Favoriten auf einen Spitzenplatz am Ende vorsah, sollte der „Ernst“ quasi erst ab dem sechsten Spieltag beginnen – doch schon nach der siebten Runde kam das Aus für den Übungsleiter.
In der Tat hatte man keinen Punkt und nur einen Treffer aus den ersten fünf Auftaktpartien mitnehmen können, der Trainer aber immer wieder darauf hingewiesen, dass seine Mannschaft Konkurrenzfähigkeit bewiesen habe. Das war in mancher Partie auch der Fall, besonders knapp ging es beim 0:1 gegen den amtierenden Staffelmeister 1. FC Lok Leipzig zu. Bei Spiel Nummer sechs, also quasi dem Startschuss für die Saison der „kleinen Hertha“, musste man sich dann nach zweimaligem Rückstand mit einem Unentschieden gegen Hertha BSC II begnügen. Steffen Israel verbreitete danach Zuversicht: „Wir haben schon aus dem Leipzig-Spiel, wo wir auf Augenhöhe waren, viel Mut gefasst – jetzt freuen wir uns auf die Liga nach dem harten Auftaktprogramm und haben uns mit dem ersten Punkt auch ordnungsgemäß angemeldet.“
„Erhoffte Ergebnisse nicht eingetreten“
Seitenlinie übernehmen - Foto: IMAGO/Creativ Sportpicture
Nach der erwähnten Niederlage im Anschluss in Meuselwitz äußerte sich der Verein dann in einer Mitteilung zur Trennung wie folgt: „Wir bedauern sehr, diesen Schritt gehen zu müssen. Nach dem Umbruch im Sommer haben wir gehofft, mit Steffen Israel den richtigen Trainer gefunden zu haben. Leider sind die erhofften Ergebnisse nicht eingetreten“, wurde Kamyar Niroumand dort zitiert. Der Präsident des FC Hertha 03 unterstrich dabei auch noch einmal, dass man auf Entscheidungsebene nicht zu Schnellschüssen neige: „Wir sind nicht dafür bekannt, uns leichtfertig von Trainern zu trennen. Auch sein Vorgänger Robert Schröder (jetzt Hallescher FC, Anm. d. Red.) hatte eine längere Serie ohne Sieg. (…) Doch die Ergebnisse der letzten Wochen und die spürbare Verunsicherung der Mannschaft haben uns letztlich zu dieser Entscheidung gezwungen.“ Mit Tilman Käpnick, Trainer der Zehlendorfer U19, wurde dabei gleich eine Interimslösung für den vakanten Posten beim Regionalligateam präsentiert. „Tilman kennt den Verein bestens und arbeitet seit Jahren erfolgreich mit einem Großteil unserer Spieler zusammen. Wir sind sicher, dass er die Mannschaft stabilisieren und weiterentwickeln wird“, so Niroumand. Der 32-Jährige hatte dabei vergangene Woche gleich zwei Spiele mit den Männern zu absolvieren: In Luckenwalde gab es am Dienstag eine 0:1-Niederlage, am Wochenende ging es dann gegen den FSV Zwickau (Ergebnis siehe Kurz & Knapp in dieser Ausgabe). Klar ist in jedem Fall: Ob Interimstrainer Käpnick oder ein etwaiger externer Israel-Nachfolger – er wird eine äußerst schwierige Aufgabe bewältigen müssen, um am Ende die Klasse zu halten. So feierte Sturmhoffnung Ernesto Carratala Jimenez, der als „Ersatz“ für Torjäger Bocar Baro (wechselte zum Halleschen FC) vom luxemburgischen Erstligisten Victoria Rosport geholt wurde, verletzungsbedingt gegen Meuselwitz erst sein Debüt – und fiel in Luckenwalde gleich wieder aus.
Ein Hoffnungsschimmer könnte sein, dass von den sechs Partien bis Ende Oktober vier Heimspiele sind, auch wenn Hertha 03 diese bekanntlich zumeist im Stadion Lichterfelde und nicht in der heimischen Anlage austragen darf. Diese Angelegenheit ist dabei ebenso längst zum Ärgernis geworden: Die erforderliche Errichtung eines Zauns im Ernst-Reuter-Sportfeld verzögert sich nämlich nach letzten Informationen weiter. Die für Herbst avisierte Durchführung wurde nämlich aufgrund behördlich festgestellter, unzureichender Planung der ausführenden Firma vorerst auf Eis gelegt. Die bereits bewilligten 140.000 Euro aber müssen wiederum bis Jahresende „verbaut“ worden sein. Präsident Niroumand erwägt nun sogar eine Klage gegen den Bezirk – trotzdem könnte es sein.