Als US-Präsident erlebte er in zwei Amtszeiten zwischen 2001 und 2009 geschichtsträchtige Ereignisse wie den Anschlag auf das World Trade Center mit. Heute ist der 78-Jährige als Baum-Farmer in Texas tätig und versucht, zwischen Republikanern und Demokraten zu vermitteln.
Vor den US-Wahlen am 12. November hatte sich George W. Bush mit Stellungnahmen zurückgehalten und weder Donald Trump noch Kamala Harris unterstützt. Sein Pressebüro ließ gegenüber NBC News vor der Wahl verlauten: „Präsident Bush hat sich vor Jahren aus der Präsidentschaftspolitik zurückgezogen.“ Dem Wahlsieger Trump hat er jedoch jetzt über die sozialen Medien gratuliert und ihm viel Erfolg bei seiner künftigen Arbeit gewünscht. Da Bush sich zuletzt gern als Stimme der Vernunft als Vermittler zwischen seinen Republikanern und den Demokraten darstellt, schloss er seiner Gratulation auch einen Dank an den noch amtierenden Präsidenten Joe Biden und dessen Stellvertreterin Kamala Harris an. Vor dem aktuellen Urnengang äußerte er nur: „Ich werde nicht verraten, wen ich wähle!“ Bush hat jedoch nie hinterm Berg gehalten, dass er Trumps Präsidentschaft durchaus kritisch sieht und bei den Wahlen 2016 und 2020 weder Trump noch Hillary Clinton beziehungsweise Biden unterstützt hat, sondern 2020 sogar den Namen seiner Außenministerin Condoleezza Rice auf den Stimmzettel geschrieben hat.
Schreibt eifrig Bücher
Er ist damit der erste US-Präsident, der sich in einem Wahlkampf nicht klar zu einem der beiden Bewerber bekannt hat. In einigen Reden oder nach dem Tod von George Floyd durch Polizeigewalt 2020 hatte Bush die Politik Trumps kritisiert, die „Black Lives Matter“-Bewegung unterstützt und zusammen mit drei weiteren Ex-Präsidenten den systematischen amerikanischen Rassismus verurteilt. Auch Trumps Corona-Politik hatte er 2021 gemeinsam mit Jimmy Carter, Bill Clinton und Barack Obama heftig gerügt und sich an einer Impf-Kampagne beteiligt.
Auch hat Bush die freie Presse mehrfach gegen Trumps Beeinflussungsversuche verteidigt. Während seine Amtszeit mit deutlichen Makeln überschattet war, auch wegen des völkerrechtswidrigen Militäreinsatzes im Irak, und Bush sich bewusst aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte, ist sein Ansehen seit der ersten Trump-Administration wieder gestiegen, weil er die aktuelle Politik kritisch und meist unparteiisch begleitet hat. In seinen Memoiren und einem Buch über seinen Vater hatte Bush einiges seiner Vergangenheit aufgearbeitet, auch wenn er sich bis heute noch nicht zu seiner Verantwortung für den Irak-Krieg bekannt hat, sondern dieses unrühmliche Kapitel seiner Vita stets ausklammert.
Nach dem Ende seiner Amtszeit hatte Bush dagegen andere negative Dinge seines Lebens öffentlich gemacht. So gestand er 2011 ein Alkoholproblem ein: Erst mit 40 Jahren habe er aufgehört, „Whiskey, Bier und Wein“ zu trinken und sich der „Midland First United Methodist Church“ angeschlossen. Seitdem bezeichnete Bush sich als gläubigen Christen. Weitere Vorwürfe, er habe zeitweise auch harte Drogen wie Kokain genommen, ließ er unkommentiert.
Kein unbegabter Maler
George W. Bush ist heute mit seinem Leben „sehr zufrieden“. Acht Jahre im Rampenlicht seien genug gewesen. „Wir verbringen viel Zeit auf unserem Hof, wo wir Baum-Farmer geworden sind“, verriet er 2023 dem Magazin „Watson“. Dieser Hof ist die 6,4 Quadratkilometer große „Prairie Chapel Ranch“, die in Texas etwas außerhalb des Ortes Crawford liegt. Hier schreibt Bush auch seine Bücher: „Das hat eine Menge Leute erstaunt, die glaubten, dass ich nicht lesen und schon gar nicht schreiben kann“, spielt der Ex-Präsident auf die ihm oft unterstellten mangelnden intellektuellen Fähigkeiten an. Dazu passen auch die vielen sogenannten „Bushisms“, womit Stilblüten aus seinen improvisierten Reden gemeint sind. Ein ganz aktuelles Beispiel hierfür ist sein Freud’scher Versprecher, als er 2022 Putins Überfall auf die Ukraine kritisieren wollte. Es sei „die Entscheidung eines einzelnen Mannes, eine völlig ungerechtfertigte und brutale Invasion im Irak zu starten“, woraufhin er sich schnell verbesserte: „Ich meine die Ukraine!“
Neben seiner Autorentätigkeit hat Bush Junior sich auf seiner Ranch auch der Malerei verschrieben und beweist nach Ansicht von Experten sogar Talent. Im Februar 2017 erschien sein Buch „Portraits of Courage – A Commander in Chief’s Tribute to America’s Warriors“, in dem Bush US-Kriegsveteranen porträtierte. 2021 folgte mit „Out of Many, One: Portraits of Amerca’s Immigrants“ ein weiteres Buch, in dem mit Ölbildern und Geschichten das Leben amerikanischer Einwanderer dargestellt wurde.
In einem jüngeren Interview beschäftigte sich Bush 2021 auch ausführlich mit Angela Merkel, die ihre Kanzlerrolle „mit Klasse und Würde“ ausgefüllt habe und deren Umgang mit den Flüchtlingen 2015 „von menschlichem Mitgefühl geleitet“ gewesen sei. Die Welt brauche eine solche „Führung, die auf Prinzipien basiert.“ Zugleich warnte Bush vor den zunehmenden populistischen Tendenzen in aller Welt, die ein Signal für die „Frustration mit der Gesellschaft“ sei. Es brauche starke Politiker, die die vielen Verschwörungstheorien und „lächerliche extremistische Ideologien“ von links und rechts engagiert widerlegen.