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WAS MACHT EIGENTLICH...

In der Sketchserie „Fast wia im richtigen Leben“ spielte Schneeberger unter anderem neben Gerhard Polt
Foto: imago / United Archives

… Gisela Schneeberger?

Vor allem in Satiresendungen wie „Fast wia im richtigen Leben“ und „Scheibenwischer“ wurde sie in den 80er-Jahren zur beliebten Fernsehdarstellerin. Die 75-Jährige, die 2012 den Bayerischen Verdienstorden erhielt, steht heute noch mit literarischen Lesungen auf der Bühne.

zuletzt ist es ruhiger geworden um Gisela Schneeberger: „Ich habe die vergangenen beiden Jahre einiges abgesagt. Einfach, weil mir die Angebote, die ich bekam, nicht gefallen haben“, sagte sie kürzlich im Magazin „Hallo München“. Es gebe leider nur wenige Autoren, die die von ihr bevorzugte Kombination aus Komik und Tragik beherrschen. Als positives Beispiel dafür nennt Schneeberger die Filmkomödie „Wir sind die Neuen“, in der sie 2014 zu sehen war. „Gäbe es eine Fortsetzung, ich wäre sofort dabei“, schwärmte sie. Gerade hat sie aber im Januar 2024 mit prominenten Kolleginnen öffentlich bedauert, dass es für Frauen in ihrem Alter kaum noch passende Rollenangebote gibt.

Schneeberger, die ihre Karriere auf renommierten Theaterbühnen begann, steht dem aktuellen Theater kritisch gegenüber, weil es ihr „zu zeigefingerig, zu politisch, zu belehrend“ geworden sei. „Das interessiert mich nicht“, betonte sie 2023 in „Hallo München“. Sie liebe vielmehr die niveauvolle leichte Muse und ernsthaft interpretierten Boulevard: „Das ist Kunst!“ Leider aber hätten auch die Münchner Kammerspiele, ihre frühere schauspielerische Heimat, den „normalen Theaterbesucher vergessen“.

Leidenschaft fürs Theater

Gisela Schneeberger bei einer Filmpremiere 2021 in München
Gisela Schneeberger bei einer Filmpremiere 2021 in München - Foto: imago images / Marja

Zu ihrem kongenialen Film-, Fernseh- und Kabarettpartner Gerhard Polt, zum Beispiel in der Kultserie „Fast wia im richtigen Leben“ und der Komödie „Man spricht deutsh“, hält Schneeberger bis heute guten Kontakt. Wenn man sie Polts Muse nennt, so nehme sie das gern an: „Ich wollte damals nicht so in den Vordergrund, habe ihn immer vorgeschickt.“ Verstecken braucht sie sich aber nicht hinter Polt: Sie verlieh ihren Figuren immer eine ganz besondere Qualität und Authentizität und stattete sie mit einem feinen, aber trotzdem manchmal gemeinen Humor aus, wie sie etwa in der TV-Erfolgsserie „Monaco Franze“ als nervige „Elli“ oder in der Karnevalssatire „Kehraus“ zeigen konnte. Schneebergers Frauenfiguren sind mal eigenwillig und skurril, mal kantig, mal temperamentvoll und warmherzig und manchmal auch tragisch. Ohnehin trägt ihrer Ansicht nach jeder Mensch mindestens fünf Charaktere in sich und das seien eben nicht alles nur sympathische: „Was Biestiges habe ich schon auch in mir“, gestand Schneeberger anlässlich ihres 75. Geburtstages im vergangenen Oktober. 2019 erhielt die bayerische „Grande Dame des tragikomischen Witzes“ als bisher letzte ihrer vielen Auszeichnungen den Münchner Filmpreis für „50 Jahre prägende Mitgestaltung der bayerischen Kultur“. Allerdings mag sie das oft breitbeinig-bayerische „Mia san mia“ wegen des „inflationären Gebrauchs“ ebenso wenig wie das „nervige“ regionalstolze „Da bin I dahoam“.

Hin und wieder war Schneeberger in den vergangenen Jahren noch auf dem Bildschirm zu sehen: Von 2012 bis 2014 wirkte sie in 30 Folgen der Dramedy-Fernsehserie „Add a friend“ mit und war von 2013 bis 2015 in der Waschsalon-Serie „Im Schleudergang“ zu sehen. 2014 spielte sie an der Seite von Polt in der Satire „Und Äktschn!“ sowie 2016 in dem deutsch-österreichischen Spielfilm „Bergfried“ und dem Thriller „Liebe bis in den Mond“. Letzte Arbeiten vor der Kamera waren 2017 die berührende Rolle einer dementen Frau in „Für dich dreh ich die Zeit zurück“, 2018 der ZDF-Fernsehfilm „Bier Royal“ und 2019/20 die tragikomische Hommage an ihre verstorbene Kollegin Hannelore Elstner „Lang lebe die Königin!“ 2022 arbeitete sie an der fünfteiligen Hörspiel-Serie „Die Experten“ von Merle Höger mit.

„Ein oder andere Zipperlein“

Heute kann sie zufrieden auf ihre lange Karriere zurückblicken. Sie habe eine tolle Zeit gehabt und sich auch beruflich die Sachen aussuchen können, die sie wirklich machen wollte. Auch als 75-Jährige bleibt Schneeberger gespannt auf das, was noch kommt, gibt allerdings zu, jetzt öfter ans Sterben zu denken, weil sie „nicht gut verdrängen“ könne. Von ihrer früheren Vorstellung, total gesund 90 Jahre alt zu werden, habe sie sich inzwischen verabschieden müssen: „Jetzt kriege ich schon das eine oder andere Zipperlein und stelle mir vor, dass ich vielleicht irgendwann nicht mehr richtig sehen, hören oder laufen kann.“ Schneeberger fände es schön, sich für den Lebensabend gemeinsam mit Freunden ein Haus zu kaufen: „Aber nur, wenn jeder eine eigene Wohnung hat, mit eigener Küche und eigenem Bad.“ Allerdings fehle ihr der Elan, so etwas selbst umzusetzen.

Seit einiger Zeit steht Schneeberger mit Literatur-Lesungen auf der Bühne. So las sie Ende 2023 im Düsseldorfer Kunstpalast einfühlsam von ihr ausgewählte „Kindheitsgeschichten“ bekannter Autoren. Bei ihrer Münchner Lesung aus Ödon von Horvaths „36 Stunden – Geschichten vom Fräulein Pollinger“ wurde sie kürzlich von Max Greger Junior am Klavier begleitet.

In ihrer Freizeit geht die Komödiantin „wahnsinnig oft“ mit Freunden essen und lädt dazu auch gern ein. „Ich empfinde es als Privileg, genügend Geld zu haben, damit ich mir nicht jeden Tag Sorgen machen muss“, verrät sie der „Berliner Morgenpost“. „Ich hau schon ab und zu gern sinnlos Geld auf den Kopf.“ 

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