Welche Bereiche umfasst der Job einer Influencerin? Was ist ihr bei Kooperationen wichtig, was beim Schutz ihrer Privatsphäre? Darüber haben wir mit Sandra Czok aus Hannover gesprochen, die gerade mit ihrem Mann im „Sommerhaus der Normalos“ bei RTL+ zu sehen war.
Liebe Sandra, Du arbeitest nach deinem Studium im Bereich Medienmanagement als Influencerin, Projektleiterin, Schauspielerin und Moderatorin. Wie viel Zeit nimmt Deine Influencer-Tätigkeit konkret in Anspruch?

Die Zeit als Content Creator ist bei mir immer abhängig von der jeweiligen Lebensphase. Es gab eine längere Zeit, in der ich das wirklich hauptberuflich gemacht habe – über mehrere Jahre hinweg war ich 24/7 im Creator-Modus unterwegs. Dann kam eine neue Phase, in der das Schauspiel dazugekommen ist – das hat nochmal eine ganz neue Dynamik reingebracht. Und seit etwa zwei Jahren bin ich zusätzlich als Projektleiterin tätig, was mich nochmal auf eine ganz andere berufliche Ebene gebracht hat.
Heute würde ich sagen: Rund 40 Prozent meiner Zeit fließt in meine Karriere als Projektleiterin – die anderen 60 Prozent widme ich weiterhin mit Leidenschaft dem Creator-Dasein. Aber auch hier habe ich mich in den letzten Jahren komplett neu aufgestellt. Mein Fokus hat sich stark verändert.
Aus welchen Bereichen besteht Deine Arbeit als Influencerin?
Mein Alltag als Influencerin ist ein bunter Mix aus ganz unterschiedlichen Jobs – und genau das liebe ich so daran. Es beginnt schon bei der Rolle als Creative Directorin und Strategin. Ich brauche ein klares Konzept, eine Vision und Ziele vor Augen. Gleichzeitig muss ich immer den Wandel auf dem Markt beobachten, neue Trends erkennen und mich entsprechend neu positionieren – das ist ein ständiger Prozess und erfordert strategisches Denken.
Bei größeren Kooperationen oder Kampagnen bin ich dann auch Projektmanagerin. Allein die Organisation im Hintergrund – von der Kommunikation mit Kundinnen und Kunden über Timings bis hin zur Abstimmung der Inhalte – nimmt oft mehr Zeit ein, als man denkt.
Im Rahmen meiner Shootings schlüpfe ich natürlich auch in die Rolle des Models – und das ist für mich tatsächlich einer der schönsten Parts. Fast wöchentlich shoote ich mit meinem besten Freund – unsere Freundschaft besteht seit 2014, wir haben uns bei einem Shooting kennengelernt. Diese Shootings waren übrigens auch der Grund, warum ich damals überhaupt mit Instagram angefangen habe. Es ging mir nie vorrangig um Reichweite oder Likes, sondern um den Spaß, die kreative Idee hinter den Bildern. Und dieser Kern ist bis heute geblieben – darin bin ich mir total treu geblieben.
Dann kommt noch die Texterin in mir zum Einsatz – früher für meinen Blog, heute vor allem für meine Postings. Ich liebe es, Gedanken in Worte zu fassen und meine Community emotional mitzunehmen. Mittlerweile bin ich auch immer mehr als Moderatorin und Markenbotschafterin unterwegs – sei es auf Events, Messen oder im Rahmen von TV-Formaten.
Was viele unterschätzen: Auch Community Management gehört zum Alltag. Ich nehme mir bewusst Zeit für meine Follower, lese Nachrichten, beantworte Kommentare – dieser Austausch ist für mich total wertvoll. Und mit dem Blick nach vorn bin ich natürlich auch Trendscout und Visionärin, immer auf der Suche nach dem nächsten Schritt, der nächsten Idee, die mich und mein Business weiterbringt.
Kurz gesagt: Influencerin sein heißt nicht „nur ein bisschen posten“, sondern ist ein komplexer Mix aus Kreativität, Strategie, Organisation und ganz viel Leidenschaft.
Wie viele Kooperationsanfragen erhältst Du?
Früher habe ich tatsächlich ein bis zwei Kooperationsanfragen pro Tag bekommen – das war schon eine richtig intensive Phase. Mittlerweile pendelt es sich bei etwa 15 Anfragen pro Monat ein. Aber auch hier hat sich mein Fokus total verändert: Während ich früher viele Produkte ausprobiert habe, die mich persönlich interessiert haben – von Beauty über Lifestyle bis hin zu Food –, achte ich heute viel stärker darauf, was wirklich zu mir, meiner Community und meiner aktuellen Lebenssituation passt.
Ich habe mittlerweile ein größeres Interesse an Dienstleistungen, vor allem im Beauty- und Gesundheitsbereich, weil das einfach viel näher an meiner Realität ist und ich hier echten Mehrwert bieten kann. Ich wähle gezielt aus und gehe nur Kooperationen ein, hinter denen ich zu 100 Prozent stehe – Authentizität ist mir dabei superwichtig.
Wie sucht man gute Kooperationen aus?
Gute Kooperationen liegen immer im Auge des Betrachters. Was ist gut? Für mich bedeutet gut nicht, dass es um das Geld oder den höchsten Rabattcode geht, sondern eher, wie reibungslos die Kommunikation zwischen dem Partner und mir läuft, und vor allem wie viel Freiheiten ich in der Umsetzung habe. Für mich ist bei einer Kooperation das Allerwichtigste, dass ich sie auf meine eigene Art und Weise umsetzen darf. Ich muss mich darin wiederfinden, meinen Ton behalten und authentisch bleiben können – ich möchte ich selbst bleiben und mich nicht verstellen müssen. Es gibt leider immer wieder Kooperationspartner, die einem jedes Wort vorgeben und kaum kreativen Spielraum lassen. Da ziehe ich ganz klar eine Grenze. Dann bewerbe ich lieber gar nichts, als mich zu verbiegen oder etwas zu promoten, hinter dem ich nicht zu 100 Prozent stehe.

Am Ende geht’s um Glaubwürdigkeit – und die ist für mich nicht verhandelbar.
Fühlst Du Dich manchmal unter Druck gesetzt, permanent online zu sein und perfekt aussehen zu müssen?
Ehrlich gesagt: nein. Aber das liegt auch daran, dass ich mir diesen Druck ganz bewusst selbst nicht mehr mache. Ich bin nicht rund um die Uhr online – im Gegenteil: Mich triggern Menschen total, die ständig mit dem Handy in der Hand rumlaufen. Ich lege es ganz bewusst auch mal zur Seite, um einfach im Moment zu leben.
Was das perfekte Aussehen betrifft: Auch da hat sich viel verändert. Man muss heute nicht mehr makellos sein, um relevant zu sein. Im Gegenteil – ich finde es schön, wenn man sich der Community auch mal ganz natürlich zeigt. Egal ob mit einem Tomatenfleck auf der Bluse, einem ehrlichen Weinen oder einem ungeschminkten Lachen. Ich selbst bin da viel lockerer geworden – ich mache mir da heute gar keine großen Gedanken mehr.
Aber: Ich bin eben auch nicht mehr 24/7 als Influencerin aktiv. Ich habe meine anderen beruflichen Bereiche, zum Beispiel als Projektleiterin, wo ich ganz klare Strukturen brauche. An solchen Tagen priorisiere ich bewusst anders und trenne das Influencer-Dasein vom klassischen Joballtag. Das hilft mir, Balance zu halten und mich auf alle Lebensbereiche zu konzentrieren – ohne mich selbst dabei zu verlieren.
Wie erlebst Du die Themen Privatsphärenverlust, Hass und Drohungen im Netz, vielleicht sogar Stalking? Hast Du hier selbst schon unangenehme Erfahrungen gemacht?
Die Themen Privatsphäre, Hass und negative Energie im Netz sind leider allgegenwärtig – und auch ich habe damit natürlich schon Berührungspunkte gehabt. In unserer Gesellschaft wird man als Person des öffentlichen Lebens oft belächelt. Es gibt viele Menschen, die hintenrum reden, so tun, als würden sie einen gar nicht kennen – aber dann abends doch als Erste das Profil durchstöbern. Das ist einfach ein Phänomen unserer Zeit. Ich finde, gerade in Deutschland herrscht oft eine Neidgesellschaft, in der einem wenig gegönnt wird. Das spürt man besonders stark, wenn man sich beruflich im öffentlichen Raum bewegt.
Ich persönlich habe mir mit der Zeit ein hartes Fell zugelegt – und ganz bewusst eine kleine, stabile „Bubble“ aus positiven Menschen in meinem direkten Umfeld aufgebaut. Das hilft enorm, sich nicht von dieser negativen Energie runterziehen zu lassen. Natürlich habe ich auch schon negative Kommentare bekommen – wer sichtbar ist, wird automatisch angreifbar. Aber ich nehme das heute nicht mehr so persönlich wie früher.
Was das Thema Privatsphäre betrifft: Das ist für mich ein ganz wichtiger Punkt. Ich finde, man muss für sich selbst entscheiden, wie viel man zeigen möchte. Und genau das mache ich auch. Es gibt ganz bewusst Bereiche in meinem Leben, die ich nicht teile, um mich zu schützen – und weil ich der Meinung bin, dass nicht alles mit der Außenwelt geteilt werden muss. Social Media zeigt immer nur einen Ausschnitt – und den darf jeder selbst bestimmen.
Was Stalking oder Drohungen angeht, habe ich persönlich bisher keine extremen Erfahrungen gemacht, aber ich kenne Kolleginnen, die das leider ganz anders erleben mussten – mit Angsträumen im Alltag, echten Übergriffen oder auch psychischer Belastung. Das darf man niemals unterschätzen. Wir müssen lernen, digital achtsamer miteinander umzugehen – denn hinter jedem Account steckt ein echter Mensch mit Gefühlen.

Du hast gerade mit Deinem Mann Sascha an der Reality-TV-Sendung „Sommerhaus der Normalos“ bei RTL+ teilgenommen. Musstet Ihr zunächst überlegen, ob es Euch nicht zu intim ist, solch private Einblicke zu geben?
Ganz im Gegenteil – ich habe mich richtig auf die Chance gefreut, an einem Format wie dem „Sommerhaus der Normalos“ teilzunehmen! Für mich war das eine dieser einmaligen Erfahrungen, die man fürs Leben mitnimmt. Ich habe schon lange gehofft, dass es irgendwann mal für uns klappt – und als es dann endlich soweit war, haben wir keine Sekunde gezögert.
Natürlich wird man 24/7 gefilmt, und ja – das bedeutet auch, dass man keine Maske aufsetzen kann. Aber genau das fand ich so spannend! Es gibt keine Möglichkeit, sich zu verstellen – man ist einfach man selbst. Und wir haben uns nie fürchten müssen, irgendetwas zu zeigen oder zu verstecken. Wir haben nichts zu verbergen – ganz im Gegenteil: Unsere Mission war es, mit unserer positiven Art andere Menschen anzustecken, zum Lachen zu bringen und einfach echt zu bleiben. Am Ende sieht man im TV natürlich nur Ausschnitte, aber wir wussten: Wenn wir authentisch bleiben, können wir mit einem guten Gefühl aus dieser Erfahrung rausgehen.
Wo setzt Ihr Grenzen?
Natürlich denkt man im Vorfeld darüber nach, wo man Grenzen setzt und was man zeigen oder erzählen möchte – aber ehrlich gesagt: Sobald man vor Ort ist, verschwimmen diese Grenzen schnell. Man lebt mit so vielen verschiedenen Menschen unter einem Dach, ist rund um die Uhr in Extremsituationen – gerade durch die Spiele, die emotional und körperlich unglaublich fordernd sind. Da werden Emotionen auch mal ungefiltert rausgelassen, und genau deshalb braucht es eine stabile Beziehung und ganz viel Vertrauen, um so ein Projekt gemeinsam zu meistern und am Ende gestärkt daraus hervorzugehen.