Die Eisbären Berlin spielen sich im zehnten Monat des Jahres in einen Siegesrausch. Schon jetzt ist klar: Der Meister ist auch in dieser Saison titelhungrig.
Der Oktober erstrahlt bei den Eisbären Berlin traditionell in Pink. Seit einigen Jahren steht beim deutschen Eishockey-Rekordmeister der zehnte Monat des Jahres ganz im Zeichen des Kampfes gegen den Krebs. Der Club veranstaltet unter dem Motto „Pink in the Rink“ verschiedenste Charity-Aktionen, um durch Spendensammlungen direkt zu helfen und um Aufmerksamkeit für die Sache zu schaffen. Alle Heimspiele im Oktober wurden beispielsweise in pinken Sondertrikots gespielt, die in der Folge für gute Zwecke versteigert wurden. In diesem Jahr werden mit den Einnahmen wieder die Vereine Kinderlächeln, die Berliner Krebsgesellschaft, Leben nach Krebs, Home Care Berlin und die Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs unterstützt. Im Vorjahr kam so eine Spendensumme von 42.750 Euro zusammen. Seit der ersten „Pink in the Rink“-Aktion 2010 sind sogar schon rund 300.000 Euro an Organisationen für gute Zwecke überwiesen worden. „Ich bin sehr froh und auch stolz, dass unsere Partner:innen, Sponsor:innen und Fans das Thema Krebs so ernst nehmen“, sagte Eisbären-Geschäftsführer Thomas Bothstede: „Es ist nur ein kleiner Teil, aber gemeinsam tragen wir zum Kampf gegen Krebs bei.“
Pinkes Sondertrikot
In diesem Jahr war der Oktober für den Titelverteidiger aber nicht nur pink, sondern auch golden. Die Eisbären spielten sich in diesem Monat in einen wahren Siegesrausch. Zehn Siege in Folge fuhr das Team von Trainer Serge Aubin ein und kletterte an die Tabellenspitze der Deutschen Eishockey Liga. Nicht eingerechnet war die Partie am vergangenen Donnerstag (31. Oktober) bei den Augsburger Panther, die bei Redaktionsschluss noch nicht beendet war. Nicht alle Siege im Oktober waren souverän, aber der Einsatz hat immer gestimmt. Vor allem dann, wenn es darauf ankam. Vier der fünf letzten Partien vor dem Augsburg-Spiel waren in die Verlängerung gegangen – und allesamt hatten die Eisbären für sich entschieden.
„Meine Spieler haben hart gekämpft. Die mentale und körperliche Müdigkeit war erkennbar“, sagte Trainer Serge Aubin nach dem 4:3 in der Extratime gegen die Düsseldorfer EG. „Respekt an meine Mannschaft, ich bin stolz auf sie. Sie hat einen Weg gefunden, das Spiel zu gewinnen.“ Diesmal war Jonas Müller mit seinem Siegtreffer dafür verantwortlich, dass immerhin zwei Punkte in Berlin blieben und die Erfolgsserie fortgesetzt werden konnte. Doch der Matchwinner zeigte sich hinterher durchaus kritisch mit sich und der Mannschaft: „Wir haben aber nicht genügend Pucks aufs Tor gebracht und zu viel außen herum gespielt.“ Müller gab zu, dass „jeder Düsseldorfer Angriff gefährlich“ gewesen sei. „Wir hatten viel Puckbesitz, waren aber vor den Gegentoren zu unaufmerksam.“
Die Eisbären wissen, dass hinter der famosen Oktober-Serie sehr viel Arbeit und auch etwas Glück steckt. Die Tabelle, in der einzig der ERC Ingolstadt von den Punkten her in etwa mit dem Titelverteidiger mithalten kann, will beim Hauptstadtclub keiner überbewerten. Der 4:2-Auswärtssieg in Ingolstadt war aber ganz sicher ein Zeichen der Stärke – vor allem an die Titelkonkurrenten. Und die wissen schon jetzt, dass man auch in dieser Saison für die Meisterschaft wohl wieder die Berliner schlagen muss. „Die Eisbären präsentierten sich als ein starkes Team, verfügen über vier ausgeglichene Reihen und können schnell nach vorn spielen“, lobte Trainer Alexander Sulzer von den Fischtown Pinguins aus Bremerhaven.
Schon der Start in die Saison hätte besser fast nicht laufen können. Mit zwei klaren Auswärtssiegen bei den Kölner Haien (6:2) und Iserlohn Roosters (4:1) war das Team von Trainer Aubin glänzend aus den Startlöchern gekommen und hatte große Erwartungen für den Heimauftakt gegen die Augsburger Panther geschürt. Befeuert wurde die Euphorie dadurch, dass vor dem ersten Bully das neue Meisterbanner für den Gewinn des Titels 2024 unter das Dach der Arena am Ostbahnhof gezogen wurde. Doch auf dem Eis präsentierten sich die Eisbären alles andere als meisterlich, die völlig überraschende 2:6-Pleite war ein herber Stimmungsdämpfer. „Es war ein sehr schlechtes Spiel von uns“, monierte Aubin: „Wir haben keine Spielzüge aufgezogen, zu viele Turnover zugelassen und die Zweikämpfe verloren. Wir werden hoffentlich aus diesem Spiel lernen.“ Doch auch die anschließende Partie in Schwenningen (2:3 nach Penaltyschießen) ging verloren. Das darauf folgende 4:2 gegen die Straubing Tigers war deswegen auch Balsam für die Seele – und ein passendes Geschenk zum Jubiläum des Trainers. Aubin hatte gegen Straubing zum 400. Mal als DEL-Chefcoach an der Bande gestanden. Es folgte ein 3:2-Prestigesieg auswärts bei Red Bull München und acht weitere Siege in der Liga – und das trotz der Doppelbelastung durch die Champions Hockey League.
Kleine Schwächephase
Die kleine Schwächephase zwischendurch war auch bedingt durch personelle Probleme. Trainer Aubin standen teilweise sieben Spieler wegen Verletzungen oder Krankheiten nicht zur Verfügung, darunter auch Leistungsträger wie Ty Ronning, Marcel Noebels und Marco Nowak. Noebels und Nowak fielen jeweils wegen einer Schulterverletzung aus, bei Nowak wird sich der Wiedereinstieg ins Training aufgrund einer erforderlichen Operation noch einige Wochen hinziehen. Öffentlich beklagen wollten sich die Berliner deswegen aber nicht. „Wir haben einen tiefen Kader“, sagte Angreifer Yannick Veilleux. Und: „Durch die vielen Ausfälle erhalten andere Chancen, sich zu zeigen.“ Genau so sah es auch Aubin. „Wir können das nicht als Entschuldigung nutzen“, sagte der Kanadier über die dünne Personaldecke. Man habe eine gute Vorbereitung absolviert und „alle, die gespielt haben, sind in guter Verfassung. Wir müssen einfach unser Spiel verbessern, um die Ausfälle zu kompensieren.“
Vor allem Noebels Rückkehr gab dem Team dann wieder Rückhalt. Der Angreifer hatte sich im Spiel gegen Augsburg an der Schulter verletzt und war danach schmerzlich vermisst worden. Gleich bei seinem Comeback-Spiel gegen Bremerhaven (4:3) trumpfte der Vizeweltmeister von 2023 auf und steuerte seinen DEL-Jubiläums-Assist bei. „Mir war gar nicht bewusst, dass es meine 300. Vorlage im Eisbären-Trikot war“, sagte Noebels hinterher: „Klar freue ich mich darüber, aber wichtiger war, dass ich meiner Mannschaft helfen konnte, das Spiel zu gewinnen.“ Der 32-Jährige ist nach wie vor einer der wichtigsten Spieler im Aubin-Team, weil er durch seine Technik, Übersicht und Torjäger-Qualitäten den Unterschied ausmachen kann – vor allem im so wichtigen Powerplay.
Für die notwendige Fitness schuftete Noebels im Sommer extra hart, nachdem er einen Innenbandriss im rechten Knie auskuriert hatte. Nach der Reha im heimischen Tönisvorst bei Krefeld trainierte der Stürmer vier Wochen alleine, noch bevor bei den Eisbären der Trainingsstart auf dem Plan stand. Noebels ist heiß, seinen bisherigen drei Meistertiteln 2021, 2022, und 2024 einen vierten hinzuzufügen. Die Aussichten dafür sind aktuell sehr gut. „Wir sind immer zielstrebig und wollen von Spiel zu Spiel besser werden“, lobte Noebels den Saisonstart seines Teams.