Spielerisch die kognitiven Fähigkeiten verbessern und dabei noch mächtig viel Spaß haben. Für die Bewohner der Pro Seniore Residenz Neuhofen ging dieser Traum in Erfüllung. Die digitale Neuerung nennt sich Tovertafel und ist eine großzügige Spende der Dietmar Hopp Stiftung.
Am liebsten ist Rainer Walter Baumann das Spiel mit den Farben. Wenn die blauen, gelben, grünen und roten Schattierungen harmonisch ineinanderfließen, ihre Grenzen auflösen und dabei ganz neue farbenfrohe Nuancen entstehen lassen: Doch am spannendsten seien für ihn die Lichtkreise, erzählt der 76-Jährige sichtlich begeistert. Diese lassen sich nämlich mit der Hand steuern. „Wenn ich einen solchen Lichtkreis antippe, dann kann ich ihn über den Tisch führen, wohin ich möchte“, betont der Bewohner der Pro Seniore Residenz Neuhofen und lächelt. „Mein Gegenüber oder mein Nebenmann fangen dann den Kreis auf und können damit auch die Führung von diesem Lichtpunk übernehmen. Oder sie spielen das Lichtchen an mich zurück und geben mir somit auch die Kontrolle wieder.“
Ein richtiger Zaubertisch eben, der sich übrigens auch so wortwörtlich übersetzen lässt. Der Begriff Tovertafel kommt nämlich aus dem Niederländischen, heißt tatsächlich Zaubertisch und bietet eine innovative Form der Beschäftigung von Menschen mit Demenz. Die Vorrichtung soll Menschen mit kognitiven Einschränkungen mobilisieren und zur Kommunikation anregen. Dazu wird eine Art Beamer an der Zimmerdecke installiert, der Animationen auf eine ebene Fläche projiziert. Die in verschiedenen Spielen übertragenen Bilder reagieren auf kleinste Handbewegungen, sodass virtuell zum Beispiel Laub zusammengeschoben, Bälle hin und her gestoßen oder Besteck poliert werden kann. Einige der Spiele, wie etwa das favorisierte Lichtspiel von Rainer Walter Baumann beinhalten auch akustische Elemente. So kann beispielsweise durch die Berührung von Noten eine eigene kreative Melodie entstehen.
Für den Residenzleiter der Pro Seniore Residenz Neuhofen, Christian Ernst, ist das digitale Spiel ein wahrer Glücksgriff. „Glücklicherweise hat die Dietmar Hopp Stiftung gleich zwei Tovertafeln innerhalb der Unternehmensgruppe gespendet: Einmal für SenVital Senioren- und Pflegezentrum Mörlenbach am Bürgerhaus und auch uns in der Pro Seniore Residenz Neuhofen“, erzählt Ernst. Das nahm der Residenzleiter gleich zum Anlass und lud neben der Einweihung der Tovertafel auch zu einem Neujahrsempfang, der in den vergangenen Jahren wegen der Pandemie ausfallen musste. Nun fiel die Neujahreszusammenkunft umso festlicher aus. Rund 70 Gäste, darunter geladene Gäste aus Politik und Kirche, kamen an diesem Tag in dem prachtvoll geschmückten gläsernen Foyer der Pro Seniore Residenz Neuhofen zusammen, um gemeinsam das neue Jahr und die großzügige Spende der Stiftung zu feiern. Ein herzliches Wiedersehen, denn die meisten Besucher haben zu der Residenz eine persönliche Beziehung.
Die Tovertafel hilft den Bewohnern, ihre Apathie hinter sich zu lassen
Dazu gehört auch die stellvertretende Stiftungsleiterin der Dietmar Hopp Stiftung, Meike Leupold. „Natürlich habe ich mich sehr gefreut den bekannten Namen Residenz Neuhofen zu lesen und wusste, dass die Zusammenarbeit bereits 2014 gut funktioniert hat“, sagte die Stiftungsleiterin. „Das ist eine Einrichtung, die sehr am Wohlergehen der Bewohnerinnen und Bewohner interessiert ist und einfach innovative Ideen sehr vorantreibt und offen dafür ist. Daher hab ich mich auch sehr gefreut, dass es eine der insgesamt 100 Einrichtungen geworden ist, die eine Tovertafel erhalten hat.“
Die Entscheidung kam übrigens nicht von ungefähr. „Wir hatten natürlich feste Kriterien bei der Auswahl der Häuser. Wir mussten nach vielen Punkten fragen, wie etwa der Motivation der Häuser, welche Angebote es für Demenzerkrankte bereits gibt und wie das Haus generell aufgestellt ist.“
Voraussetzungen, mit denen die Pro Seniore Residenz Neuhofen mehr als auftrumpfen konnte, „denn Digitalisierung ist ein Thema der kommenden Generation“, sagt Residenzberaterin Veronika Becker. „Immer mehr Menschen kennen sich im Alter mit Smartphone aus und sie erwarten auch ein entsprechendes Portfolio. Das war übrigens auch ein Bestandteil unserer Begründung.“
Für Becker und ihre Kollegen und Kolleginnen war es einfach, sich mit der Bedienung des neuen Systems vertraut zu machen. Aber am meisten profitieren davon natürlich die Bewohner. „Seien es nun apathische oder teilnahmslose Bewohner, welche aus ihrer Apathie geholt werden und wieder Leben ins Gesicht gezaubert bekommen. Es funktioniert aber auch umgekehrt: Bewohner, die sehr unruhig sind und unter Spannung stehen, zu entspannen. Die Tovertavel kann tatsächlich beides und bietet einzigartige Momente.“ Zudem bietet die Tovertafel viele weitere Vorteile, weiß Becker. „Für ein keimfreies, hygienisches Umfeld muss lediglich die Tischfläche desinfiziert werden. Im Hinblick auf Corona und andere mögliche Pandemien ist das natürlich sehr sinnvoll und zukunftsträchtig.“
Zudem werden die Bewohner gezielt gefördert. Beschäftigung mit der Tovertafel verbessert ihre Beziehung und Kommunikation mit Pflegepersonen, Familienangehörigen und anderen Senioren. Darüber hinaus bieten einige Spielvarianten die Möglichkeit, kognitive Fähigkeiten zu aktivieren. Bei besonders aktiven Seniorinnen und Senioren kann die Beschäftigung mit der Tovertafel auch für Entspannung sorgen, so wie bei Rainer Walter Baumann. „Vor allem beim Farbenspiel blüht er richtig auf“, so Becker.