Meteorologen sagen nicht nur das Wetter voraus. Sie sagen auch, wie die Stadt der Zukunft angesichts des Klimawandels aussehen müsste. Aber das ist ein mühsames Geschäft.
Wer an Meteorologen denkt, hat sofort die freundlichen Damen oder Herren vor Augen, die vor einer Deutschlandkarte stehen und uns erklären, ob die Sonne scheint oder ob wir den Regenschirm brauchen, ob es warm oder kalt wird. Doch das ist tatsächlich nur der ganz kleine sichtbare Teil der Diplom-Meteorologen. Einer der vielen unsichtbaren Teile ist Tobias Fuchs. Sein Wirkungskreis ist nicht ganz so prominent in Radio und Fernsehen. Wenn er nicht gerade an seinem Schreibtisch in Offenbach vor seinen Monitoren sitzt, weilt er eher in den in Tagungsräumen von Kongress-Zentren, und das weltweit. Der Diplom-Meteorologe ist Leiter der Abteilung Klima und Umwelt des Deutschen Wetterdienstes und berät unter anderem auch die Bundesregierung.
Umgang mit Wasser ist zentrales Element
Mit den bisherigen Ergebnissen in Sachen Klimaschutzmaßnahmen kann er nicht sonderlich zufrieden sein, wobei Fuchs das im FORUM-Gespräch ausdrücklich nicht als Kritik an egal welcher Bundesregierung verstanden wissen möchte. „Wir müssen mit vielen kleinen Bausteinen das große Ganze ändern. Wir Deutsche können das Problem allerdings nicht allein in den Griff kriegen, das ist klar. Doch wir müssen es mit unserem entsprechenden Wissen und unseren wirtschaftlichen Möglichkeiten versuchen. Wer soll es denn sonst hinkriegen?“.

Großes fängt wie immer im Kleinen an, und da sind die Ergebnisse bei der Reduktion der Treibhausgasemissionen in Deutschland in einigen Teilen schon beachtlich. Doch bei Verkehr und Gebäude ist im wahrsten Sinne des Wortes viel Luft nach oben. Für Diplom-Meteorologe Fuchs ist die Einsparung von CO2 aber auch nur ein Baustein im Kampf gegen die Erderwärmung. Ein weiteres Teilchen bei dem großen Klima-Puzzle sind die vor Ort von uns Menschen verursachten Wärmequellen, vor allem in den Ballungsräumen. Das liegt zum Großteil an der immer weiter zunehmenden Bodenverdichtung in Deutschland. Seit Jahrzehnten mahnt Fuchs mit seinen Kollegen, dass in Deutschland anders gebaut werden muss. „Das Zauberwort in den urbanen Räumen ist natürliches Begrünen und Wasser Speichern. Um es in zwei Farben auszudrücken: Eine grün-blaue Stadt oder Gemeinde muss das Ziel sein. Da, wo jetzt Asphalt oder Fassaden sichtbar sind, muss begrünt werden, soweit es geht, auch die Dächer“.
Ein zweiter wichtiger Punkt, der nicht nur Ballungsräume, sondern auch die ländlichen Flächen betrifft, ist das Zurückhalten von Wasser, wenn es dann einmal regnet. „Wenn es regnet, darf dieses Wasser nicht sofort ablaufen und im schlimmsten Fall an anderen Orten zu Hochwasser führen, sondern dafür müssen in Stadt und Land Rückhaltebecken geschaffen werden, um dann nach dem Regen das Wasser gesteuert abfließen zu lassen. Wasser ist immer auch Kühlung“.
„Die perfekte Stadt gibt es nicht“
Doch wer sich allein das Berliner Regierungsviertel anschaut, bekommt den Eindruck, so richtig hat den Meteorologen und Hydrologen Deutschlands bislang keiner der politischen Entscheidungsträger zugehört. Beispiel: Der nord-östliche Teil des Spreebogens im Berliner Regierungsviertel wurde erst in den letzten 15 Jahren komplett bebaut, unter anderem mit dem Bundesforschungsministerium. Nur eben nicht als „Schwammstadt“, wie auch von Tobias Fuchs empfohlen. Vielmehr wurde die gigantische, vormals brachliegende Fläche vollständig zubetoniert.
Hat dem Meteorologen Fuchs und seinen Kollegen also keiner zugehört? „Nein, das würde ich so auf keinen Fall sagen, aber da gibt es dann das Interesse, viel Raum zu umbauen, zum Beispiel auch fürs Wohnen, und dann muss man auch sehen: Die perfekte Stadt und die perfekte Lösung gibt es nicht, da spielen dann auch die Kosten beim Neubau eine Rolle“, so Tobias Fuchs.