Der 1. FC Saarbrücken kann zu Hause nicht gewinnen. Und er gerät fast permanent in Rückstand. Nach dem 1:1 gegen Unterhaching ist die Stimmung schlecht.
Die Statistik spricht Bände: 15 Heimspiele hatte der 1. FC Saarbrücken im Kalenderjahr 2024 bisher im heimischen Ludwigspark. Zwölfmal geriet er in Rückstand. Und in dieser Saison gab es bei vier Auftritten (einer davon im DFB-Pokal) noch keine Führung. „Das nervt natürlich. Es ist in dieser Liga einfach leichter, wenn man mal in Führung geht“, sagte Angreifer Patrick Schmidt nach dem dürftigen 1:1 gegen die Spielvereinigung Unterhaching.
Tempo-Defizite in der Abwehr
Zyniker könnten sagen, dass die Formkurve vor heimischem Publikum nach oben zeigt. Nach zwei Niederlagen gegen den SV Sandhausen und den FC Ingolstadt gab es immerhin den ersten Punkt: „Es ist nicht so, dass man uns von der Einstellung viel vorwerfen kann. Wir haben wieder viel investiert“, sagte der eingewechselte Schmidt. Doch Trainer Rüdiger Ziehl mochte das nicht unbedingt so unterschreiben: „Zumindest in den ersten 30 Minuten hat mir ein wenig die Intensität gefehlt“, sagte der FCS-Coach, der sich nach dem Schlusspfiff vehementen Unmutsbekundungen ausgesetzt sah. Nach 29 Minuten brachte Julian Kügel die Gäste, die bis dato ohne Auswärtspunkt geblieben waren, in Führung. Es war eine Szene mit Aussagekraft. Kapitän Manuel Zeitz, der wie schon beim Ingolstadt-Spiel fahrig wirkte, ließ sich bei einem einfachen Einwurf aus der Abwehrkette ziehen. Den Zweikampf verlor er, danach waren die Blau-Schwarzen in Unterzahl. „Wir hatten einen klaren Matchplan, der zumindest in der ersten Halbzeit aufgegangen ist“, sagte Gästecoach Marc Unterberger. Die Hachinger wollten sicher stehen und suchten aus eigenem Ballbesitz immer den tiefen Pass hinter die Saarbrücker Kette. Schon nach sieben Minuten gewann Kügel ein Laufduell gegen Zeitz, es sollte nicht das letzte bleiben. Und wie schon gegen Ingolstadt erwischte mit Sven Sonnenberg auch der zweite Routinier in der Dreierkette einen gebrauchten Tag.
Der 25-Jährige erzielte zwar nach einer Ecke kurz vor der Pause den Ausgleich, verlor aber ansonsten ungewohnt viele Zweikämpfe. So überraschte es nicht, dass Ziehl nach dem Wechsel Neuzugang Joel Bichsel auf das Feld schickte: „Sonnenberg hat viele Duelle gegen sich gehabt. Das ist man von ihm nicht gewohnt.“ Und so kam es, dass in der zweiten Halbzeit der 22-jährige Bichsel und der 24-jährige Dominik Becker neben Zeitz verteidigten. Beide bringen das dringend benötigte Tempo auf den Platz. Es könnte ein Modell für die Zukunft sein. Dass Ziehl an seinem System mit der Dreierkette festhält, weil dies Kapitän Zeitz entgegenkommt, ist kein Geheimnis. In der Viererkette fühlt sich das FCS-Urgestein nicht wohl. Ziehl hatte während einiger Trainingseinheiten taktische Varianten ausprobiert und Zeitz auf seine ursprüngliche Position auf der „Sechs“ geschoben. Doch dieses Planspiel verwarf der Trainer wieder. „Ich glaube, dass die zentrale Rolle in der Dreierkette die beste Position für Manuel ist. Er ist stark, wenn er das Spiel vor sich hat“, sagte Ziehl am Rande der Pressekonferenz vor dem Haching-Spiel. Hinzu kommt, dass Patrick Sontheimer, bisheriger Platzhirsch auf der „holding six“, rund 13 Kilometer pro Spiel läuft. Das ist ein Liga-Topwert.
In Hannover gefordert
Neben der Suche nach der defensiven Stabilität, die übrigens nur zur Hause fehlt, wenn der FCS höher stehen muss, gibt es weitere offene Fragen. Die Chancen-Verwertung ist nach wie vor hanebüchen. „Wir schießen zu wenige Tore, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren“, sagte Angreifer Schmidt, der kurz vor dem Ende auch nicht von einem Hachinger Fehler profitieren konnte. „Wir haben einige Bälle hergeschenkt und hatten Glück, weil Saarbrücken da eigentlich Tore draus machen muss“, räumte Gästetrainer Unterberger ein. „Wir haben immer die falsche Entscheidung getroffen. Mal war der Pass zu kurz, dann zu weit. Dann war der erste Kontakt schlecht“, sagte Schmidt, kritisierte aber auch: „Wenn wir wie am Ende mit zwei zentralen Spitzen spielen, müssen die Flanken häufiger und besser kommen. Manchmal fehlt es an der Abstimmung.“
Beim Haching-Spiel saßen fünf Spieler auf der Tribüne. Darunter mit Richard Neudecker und Amine Naifi (Nacken-Probleme) zwei hochveranlagte Offensivkräfte. Doch nach fünf Spielen und lediglich sieben Punkten muss die Frage erlaubt sein, ob es sinnvoll ist, in jeder Partie eine neue Offensiv-Formation zu wählen. Automatismen stellen sich so keine ein. Schmidt ist ein Abschluss-Stürmer, hat ähnlich wie Kai Brünker seine Stärken im Strafraum. Simon Stehle, gegen Haching zweite Spitze, lebt vom Tempo.
Aber ein Angreifer, der Bälle festmacht und nachrückende Spieler in Szene setzt, fehlt dem FCS. Auch deshalb wirkt das Spiel der Blau-Schwarzen teilweise statisch. „Wir haben uns das anders vorgestellt. Wir sind alle sauer“, sagte Ziehl ernüchtert.
Nun geht es am Sonntag zur Zweiten Mannschaft von Hannover 96. Ein Team, das in Osnabrück vor allem durch schnelle Umschaltsituationen auffiel. Der FCS sollte gewarnt sein.