Der Blick auf die saarländischen Spieler in den ersten beiden Ligen lohnt sich auch in diesem Jahr. Eine Vereinslegende beendet seine Karriere, ein anderer könnte ins Saarland zurückkehren.
Wir beginnen mit jemanden, der in jungen Jahren das Saarland verließ und zu einem Verein wechselt, dem er seine ganze Profikarriere treublieb. Borussia Mönchengladbach wurde für den Offensivspieler zu einer zweiten Heimat.
Patrick Herrmann
Nach 16 Jahren bei Borussia ging die Karriere von Patrick Herrmann im Früh-Sommer zu Ende. Die Szene, bei der Herrmann in seinem ersten Bundesligaspiel am 16. Januar 2010 während seiner Flanke noch die Kapitänsbinde des für ihn ausgewechselten Filip Daems in der Hand hielt, dürfte zahlreichen Gladbach-Fans noch bestens in Erinnerung sein. Es war der Beginn einer Legende. „Abschied zu nehmen, das wird mir nicht leichtfallen, aber ich werde mit einem Lächeln im Gesicht gehen und mit der Gewissheit, mein Versprechen, ‚Solange die Füße mich tragen… werde ich alles geben‘ eingehalten zu haben. Gesundheitlich ist die aktuelle Saison ein Kampf für mich, in dem ich mich nach reiflicher Überlegung ergeben muss“, wurde Herrmann in der Club-Mitteilung zitiert. Für Herrmann, dem einst Juan Arango den Spitznamen „Flaco“ (der „Schmächtige“) gab, ist die Zeit bei Borussia aber nicht zu Ende, in Zukunft wird er in der Geschäftsstelle in die Sponsoring-Abteilung eingebunden. „Patrick ist seit knapp 16 Jahren Borusse und ist einen beeindruckenden Weg bei uns gegangen – vom Talent im Fohlenstall bis hin zu einer Führungs- und Identifikationsfigur der Lizenzmannschaft“, sagte Borussias Sportchef Roland Virkus. „Ich blicke zurück auf eine Zeit voller Leidenschaft, Hingabe und unvergesslicher Momente. Egal, ob auf dem Spielfeld oder auf der Bank, für mich war es immer eine Ehre, die Raute auf der Brust und im Herzen zu tragen“, so Herrmann, der in der abgelaufenen Saison unter Trainer Gerardo Seoane auf nur 65 Bundesligaminuten kam, die sich auf sechs Kurzeinsätze verteilten. Zwar stand Herrmann in der Vorsaison unter Daniel Farke noch 21-mal in der Bundesliga auf dem Rasen, spielte dort in Summe allerdings auch nur 143 Minuten. Sein letztes Tor erzielte er am 4. November 2022 als Joker beim 3:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart. „Mut, Wille, Loyalität, Respekt, Teamgeist und Hingabe werden mich stets weiter antreiben, solange mein Herz schlägt“, versprach Herrmann. Die Fans glauben es ihm.
Kevin Trapp
Noch vor einem knappen halben Jahr durfte Eintracht-Keeper Kevin Trapp auch das Tor der Nationalelf hüten. In den Testspielen gegen die Türkei (2:3) und gegen Österreich (0:2) stand der 33-Jährige zwischen den Pfosten. Nun lässt sich sagen: Vielleicht waren es die letzten Male. Schon bei den Testspielen im März sah Bundestrainer Julian Nagelsmann von einer Nominierung Trapps ab. In der vergangenen Woche fehlte der Name des Frankfurters dann auch bei der Kader-Bekanntgabe für die Europameisterschaft im eigenen Land. Trapp wird die EM also, wie rund 80 Millionen andere Deutsche auch, maximal als Fan verfolgen. „Am Ende geht es um das Momentum. Oliver Baumann und Bernd Leno sind aktuell den Tick besser drauf“, hatte Nagelsmann schon im März erklärt. Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen galten ohnehin als gesetzt. Weil aber Leno die EM mit einer Schulterverletzung verpassen wird, durfte sich Trapp zumindest wieder kurzzeitig Hoffnung machen. Der Bundestrainer gab nun aber Stuttgarts Alexander Nübel den Vorzug. „Wir haben uns für Alex Nübel entschieden, weil er eine sehr starke Saison spielt und genau das verkörpert, was wir auf der Torwartposition brauchen“, begründete Nagelsmann, in dessen Gunst Trapp momentan also maximal die Nummer sechs ist. Für einen, der in der Vergangenheit immer wieder den hohen Stellenwert der Nationalmannschaft betont hat, eine bittere Pille. Verteidiger Robin Koch bleibt damit der einzige Eintracht-Spieler im (vorläufigen) Aufgebot. Trapp, immerhin Führungsspieler bei der Eintracht, hat keine leichte Saison hinter sich. Rückenprobleme machten dem gebürtigen Saarländer immer wieder zu schaffen, die absoluten Topleistungen, die er in den Vorjahren immer wieder gezeigt hatte, blieben aus. Der Kicker führt Trapp im Vergleich mit den anderen 17 Stammtorhütern auf Rang zehn. Als Trapp im Herbst 2021 zuletzt nicht für die Nationalelf nominiert wurde, wuchs er über sich hinaus, empfahl sich nachdrücklich für eine Rückkehr in den Bundeskader. Ob er das nach der EM, mit 34 Jahren, noch einmal schafft, darf zumindest bezweifelt werden.
Florian Müller
In dieser Saison steht genau kein Spiel für den SC Freiburg in der Bundesliga und nur ein Spiel im Pokal in den Leistungsdaten des Torhüters aus Lebach, der in der Jugend für den 1. FC Saarbrücken spielte. Mit seinen 26 Jahren hat Müller im vergangenen Jahr schon den Entschluss gefasst, hinter Noah Atubolu die Nummer zwei zu werden. Inwieweit dies ein Modell mit Zukunft ist, wird sich zeigen. Derzeit fliegt Müller eher unter dem Radar. Vor der Saison war diese Ausgangssituation für Müller in Ordnung, er wusste bei seinem Wechsel vom VfB Stuttgart darum. Man wisse nie, was passiert, blickte der 25-Jährige voraus. Dazu kommt: „Du hast drei Wettbewerbe und viele Spiele.“ Er freue sich auf den Konkurrenzkampf. Das dürfte auch für diese Saison gelten.
Robin Fellhauer
So richtig auf dem Radar ist nun die SV Elversberg und vor allem einer ihrer Leistungsträger: Robin Fellhauer. Fellhauer, um dessen Zukunft sich nach einem bereits vor einem Jahr vorhandenen Interesse von Hannover 96 schon länger Spekulationen ranken, besitzt nur noch einen Vertrag bis zum 30. Juni und könnte den Verein somit ablösefrei verlassen und würde als absoluter Leistungsträger eine große Lücke reißen. Trotz der Chance auf den persönlichen Aufstieg schloss der 26-Jährige aber nicht aus, in Elversberg zu verlängern. „Ich hoffe, das klärt sich so schnell wie möglich; wie schnell, weiß ich selbst nicht genau“, sagte „Felle“ in der vergangenen Woche.
Joshua Mees
Holstein Kiel hat Joshua Mees nach vier Jahren an der Förde verabschiedet. „Der Vertrag des 28-Jährigen endet nun und er verlässt uns als Aufsteiger“, teilten die Norddeutschen mit. Der Offensivspieler war 2020 für 300.000 Euro von Union Berlin nach Kiel gewechselt und bestritt seither 65 Partien, in denen er auf neun Treffer und vier Vorlagen kam. Die Saison 2022/23 verbrachte Mees – wie schon 2017/18 – auf Leihbasis bei Jahn Regensburg. In der vergangenen Woche wurde Mees mit dem FCS in Verbindung gebracht. Eine Ente: „Seit Winter gab es keinen Kontakt“, sagte er zu FORUM.