Special Olympics genießt im Saarland einen hohen Stellenwert. Ein Jahr vor der Ausrichtung der Nationalen Spiele macht die Organisation, die sich für Inklusion im Sport einsetzt, bei den Wettbewerben „Sterne des Sports“ auf sich aufmerksam.
Es ist nichts weniger als die bedeutendste Würdigung für gesellschaftliches Engagement von Sportvereinen in Deutschland: die Gala zur Verleihung des „Großen Sterns des Sports“ in Gold. Seit 2004 werden besonders engagierte Vereine vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) für ihre Projekte ausgezeichnet.
Und zwar von höchster Stelle: Die Ehrungen für das Jahr 2024 hatten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, DOSB-Präsident Thomas Weikert und auch BVR-Präsidentin Marija Kolak im Rahmen der feierlichen Preisverleihung kürzlich in der DZ Bank in Berlin vorgenommen. Den Goldenen Stern und damit auch 10.000 Euro Preisgeld räumte der TSB Flensburg v. 1865 aus Schleswig-Holstein für seine Initiative „Ein sicherer Ort für alle!“ ab. Mit von der Partie war auch ein Verein aus dem Saarland: Der Special Olympics Saarland Sportverein aus Saarbrücken landete auf dem vierten Platz und erhielt dafür 1.000 Euro.
„Darüber sind wir sehr, sehr stolz. Auch darüber, dass unser saarländischer Innen- und Sportminister uns nach Berlin begleitet hat. Auch der Sportvorstand des LSVS (Landessportverband für das Saarland, Anm. d. Red.) war da. Das hat uns sehr geehrt“, freut sich Marga Fluhr, die Vorsitzende des Special Olympics Saarland Sportvereins, und stellt fest: „Wir wurden im Anschluss auch in die Saarland-Vertretung in Berlin eingeladen. Es war ein rundum erfolgreiches Event, das uns noch mehr motiviert weiterzumachen.“ Für die große Gala qualifiziert hatte sich der Verein als erster Sieger und Träger des „Großen Sterns des Sports in Silber“ des Jahres 2024, der auf saarländischer Landesebene vom Genoverband e. V. gemeinsam mit dem LSVS am 10. Oktober 2024 in der Staatskanzlei vergeben wurde. Die beiden Preise „Kleiner Stern des Sports in Silber“ erhielten der Sportverein SV Saar 05 Tanzsport e. V. (2. Platz) sowie der Verein LTF Theeltal (3. Platz). Förderpreisträger sind die drei Vereine LAZ Saarbrücken e. V., Fußballverein 08 Püttlingen e. V. und FC 1910 Niederlinxweiler e. V. Veranstalter des Wettbewerbs sind die Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB). Insgesamt wurden Preisgelder in Höhe von 6.500 Euro vergeben. Die Auszeichnungen vergaben Reinhold Jost, Minister für Inneres, Bauen und Sport des Saarlandes, Carsten Schmitt (Bank 1 Saar eG) sowie Joachim Tesche, Vorstand Finanzen des LSVS. Auch Etienne Kinsinger, Olympiateilnehmer von Tokyo 2021 – mehrfacher Deutscher Meister im Ringen und Mitglied der Fachjury, die die Preisträger festgelegt hat – erwies den Siegern mit seinem Besuch Ehre. „Gerade im Saarland, wo im Bundesvergleich prozentual die meisten Einwohner Mitglied in einem Sportverein sind, leisten unsere Vereine Tag für Tag Außergewöhnliches für die Gesellschaft“, lobte Joachim Tesche und ergänzte anerkennend: „Möglich ist das nur durch das unermüdliche gesellschaftliche Engagement der vielen ehrenamtlich Engagierten in den Vereinen.“
Minister Jost begleitete die Gruppe
Übrigens ist der Special Olympics Saarland Sportverein nicht zu verwechseln mit dem Special Olympics Saarland Landesverband, wie Marga Fluhr erklärt: „Unser Sportverein ist aus dem Verband hervorgegangen, als der Verband reguläres Mitglied im Landessportverband für das Saarland wurde. Der Verein wurde gegründet, um unseren Einzelmitgliedern und den Familien eine sportliche Heimat zu geben.“ Inzwischen ist der Verein, der auch weiterhin Mitglied im Landesverband ist, sechs Jahre alt und hat über 100 Mitglieder. Zunächst hatte sich der Verein dem Unterfangen gewidmet, die Inklusion seiner Mitglieder in ihre jeweiligen Heimatvereine voranzutreiben. „Das hat leider nicht so gut funktioniert“, gibt Fluhr zu. Seither bietet der Verein selbst unterschiedliche Sportarten an. Es gibt eine Basketball- und eine Floorballmannschaft, eine Schwimmgruppe, aber auch Fahrradfahren, Leichtathletik, Klettern, Stockschießen und Boccia gehören zum Portfolio. Darüber hinaus bietet der Verein verschiedene Freizeitangebote und seit Neuestem eine Kindersportgruppe an. „Wir versuchen, den Bedürfnissen unserer Sportlerinnen und Sportler nachzukommen, und haben inzwischen, Gott sei Dank, auch genügend Trainerinnen und Trainer und Sportstätten dafür gefunden“, berichtet Marga Fluhr.
Den silbernen Stern des Sports erhielt der Verein vor allem für die Idee, Schwerstbehinderte, die in den Tagesförderstätten des Saarlandes zu Hause sind, miteinzubeziehen. Konkret geht es um Menschen, die nicht in eine Werkstatt oder ähnliche Betriebe integrierbar sind und für die der Erhalt der Selbstständigkeit das größte Ziel darstellt. „Diese Menschen werden nicht so oft gezeigt“, weiß Marga Fluhr und nennt mit dem Special Run am Saarbrücker Staden eine Veranstaltung, mit der ihr Verein in Zusammenarbeit mit der VSE und der Lebenshilfe Saarbrücken genau das erfolgreich zu ändern versucht. Am Ulanen-Pavillon ging es los. Rollifahrerinnen und -fahrer, die nicht alleine fahren konnten, wurden von den Azubis der VSE unterstützt. Der Weg führte über die „Hundeinsel“ zum Osthafen und wieder zurück. Die besonders sportlichen Teilnehmenden hatten die Runde zweimal absolviert. „Es war für uns schon sehr toll, dass viele es geschafft haben, eine Runde allein zu absolvieren“, sagt Marga Fluhr. Der Erfolg der Veranstaltung, deren Schirmherrin die saarländische Präsidentin von Special Olympics Deutschland, Christiane Krajewski, war, ist auch Sportminister Jost nicht entgangen. Er bezeichnet den Special Run als „eindrucksvolles Paradebeispiel hervorragender Inklusionsarbeit“, bei der Menschen mit und ohne Behinderung zusammenkommen, um gemeinsam Sport zu treiben und dabei Berührungsängste und Barrieren abbauen. „Das ist der gelebte ‚Team Saarland‘-Gedanke, den wir auch im Hinblick auf die anstehenden Special Olympics Nationalen Spiele 2026 mit unseren Gästen aus der Bundesrepublik teilen wollen“, betont Jost.
Die überaus positive Resonanz auf den Special Run hat den Verein dazu inspiriert, mit dem „Tag der Bewegung“ ein neues Format zu entwickeln, das die Idee in einem anderen Rahmen weitertragen soll. Die neue Veranstaltung fand am vergangen Montag in Rohrbach zum ersten Mal statt.