Zwar war der Aufstieg eigentlich schon Samstag klar, Sonntag waren dann alle Restzweifel ausgeräumt. Das 1:1 gegen Wehen Wiesbaden lässt bei der SV Elversberg die Korken knallen.

Am vorletzten Drittliga-Spieltag rettete der SV Wehen Wiesbaden am Samstag bei Spitzenreiter SV Elversberg noch ein 1:1 (0:0), doch mit dem erhofften Sieg wurde es nichts. Gegen die ab der 41. Minute wegen einer Roten Karte in Unterzahl spielenden Hessen traf Marcel Correia (52. Minute). John Iredale gelang der überraschende Ausgleich (81.).
Bereits am Samstag war er – wenn auch mit angezogener Handbremse – gefeiert worden, der so gut wie besiegelte Aufstieg in die 2. Bundesliga. Denn selbst wenn der 1. FC Saarbrücken seine letzten beiden Spiele gewonnen hätte: Dass die Blau-Schwarzen noch dazu 15 Tore aufholen, erschien überaus unwahrscheinlich. Durch den Patzer des FCS ist der Durchmarsch in die 2. Bundesliga jetzt auch rechnerisch perfekt. Und das obwohl die SVE bis zum vergangenen Sommer gerade mal eine Spielzeit im Profifußball verbrachte hatte. 2013 waren die Saarländer erstmals in ihrer Vereinsgeschichte in die Dritte Liga aufgestiegen. Jedoch nur, um direkt danach wieder abzusteigen. Anschließend scheiterte die SVE in den Aufstiegsspielen gleich zweimal an der Rückkehr, ehe Horst Steffen im Oktober 2018 übernahm. Es war der Beginn einer grandiosen Erfolgsgeschichte. Zunächst landete der 54-Jährige mit den Saarländern zweimal in Folge auf Platz zwei, bevor in der vergangenen Saison der Aufstieg in die Dritte Liga gelang.
Die SVE brach viele Rekorde
Auf dem Zettel hatte die SVE im Vorfeld niemand, umso überraschender war am ersten Spieltag der 5:1-Erfolg bei Mitaufsteiger Rot-Weiss Essen, als es schon nach nicht mal einer halben Stunde 4:1 stand. Im Anschluss folgte zwar eine 0:2-Niederlage im Nachbarschaftsduell mit dem 1. FC Saarbrücken, doch nach 19 Punkten aus den folgenden sieben Partien war Elversberg nach dem neunten Spieltag Mitte September an der Tabellenspitze angekommen. Am darauffolgenden Wochenende musste die SVE den Platz an der Sonne zwar direkt wieder abgeben, holte sich Platz eins aber umgehend zurück – und gab ihn seitdem nicht mehr aus der Hand.
Die logische Konsequenz war die Herbstmeisterschaft mit 44 Punkten – Drittliga-Rekord. Auch nach der Winterpause brachen die Saarländer entgegen aller Erwartungen nicht ein. Erst in den letzten Wochen zeigte die Steffen-Elf ein paar Schwächen, blieb zwischenzeitlich fünfmal in Folge sieglos und holte seit Ende Februar aus 13 Spielen „nur“ noch 17 Punkte. Doch dass der Aufstieg nun hochverdient ist, darüber gibt es keine Zweifel. Schließlich gewann kein Team häufiger als die SVE (21-mal), auch bei der Anzahl der Tore (78) macht den Saarländern keiner etwas vor.
Aus einem starken Kollektiv ragen vor allem Luca Schnellbacher (14 Tore, sieben Vorlagen) sowie Jannik Rochelt (elf Tore, 14 Vorlagen) heraus. Beide waren in der letzten Saison noch in der Regionalliga aktiv, genau wie der Großteil des Kaders. Dennoch verzichtete die SVE im vergangenen Sommer auf einen Umbruch, sondern setzte auf die bewährten Spieler. Ein cleverer Schachzug von Sportdirektor Nils-Ole Book und Trainer Steffen, der über Jahre eine Mannschaft geformt hat und nun die Früchte seiner Arbeit ernten darf. Nach RB Leipzig (2014), den Würzburger Kickers (2016) und dem SSV Jahn Regensburg (2017) ist die SVE das vierte Team in der Geschichte der Dritten Liga, das den direkten Durchmarsch von der Regionalliga in den Profifußball schafft.
Durch den Aufstieg ist das Saarland nun erstmals seit 17 Jahren wieder in der 2. Bundesliga vertreten, nachdem der FCS 2006 aus der 2. Bundesliga abgestiegen war. Die SVE ist der 128. Zweitligist der Geschichte. Einen Umbruch wird es erneut nicht geben, vielmehr soll die Mannschaft lediglich punktuell verstärkt werden. Zahlreiche Leistungsträger wie Stammkeeper Nicolas Kristof, Maurice Neubauer, Thore Jacobsen, Jannik Rochelt, Manuel Feil und Luca Schnellbacher stehen ohnehin noch unter Vertrag. Auch Horst Steffen und Nils-Ole Book, der zur neuen Saison zudem in den Vorstand aufrückt, haben langfristig verlängert.
Abstiegsfrage vor dem letzten Spieltag geklärt

Einzig beim Stadion müssen die Schwarz-Weißen aus der 13.000-Einwohner-Gemeinde noch nachrüsten, erfüllt die Kaiserlinde derzeit doch nicht die Anforderungen für die 2. Bundesliga. Zunächst soll die Gästetribüne komplett neu errichtet werden, anschließend ist die alte Haupttribüne an der Reihe. Durch den Umbau wird sich die Kapazität schrittweise von derzeit 7.500 von 12.500 auf die für die Zweite Liga vorgeschriebenen 15.000 Plätze erhöhen. Damit auch während der Bauarbeiten genügend Fans im Stadion Platz finden, sollen Stahlrohrtribünen aufgestellt werden.
Ein Umzug in den Saarbrücker Ludwigspark, den die Elversberger als Ausweichstätte angegeben haben, wird daher wohl nicht notwendig sein. Die Kosten für den Umbau belaufen sich auf 15 Millionen Euro, getragen werden sie vom Verein. Läuft alles nach Plan, soll der Umbau bis 2025 abgeschlossen sein. Bis dahin wollen sich die Elversberger in der 2. Bundesliga etablieren. Die kommende Saison wird für die SVE nun erst die dritte überhaupt im Profifußball sein. „Ich freue mich einfach. Für den Verein, die Fans und die Verantwortlichen ist es ein großes Ding, dass wir von der Regionalliga in die 2. Liga aufgestiegen sind. Das auch in einer Art und Weise, mit der wir begeistern konnten“, sagte Trainer Steffen. Derweil steht der VfB Oldenburg als vierter Absteiger fest. Am Sonntagnachmittag unterlagen die Niedersachsen dem bereits ebenfalls abgestiegenem FSV Zwickau mit 1:2 (1:0). Neben den beiden müssen die SpVgg Bayreuth und der SV Meppen den Gang in die Regionalliga antreten. Mit Preußen Münster (Regionalliga West), dem VfB Lübeck (Nord) und dem SSV Ulm 1846 (Südwest) stehen drei Aufsteiger bereits fest. Der letzte Neuling wird in den Play-offs zwischen der SpVgg Unterhaching (Bayern) und dem FC Energie Cottbus ermittelt. Letzterer sicherte sich am Sonntag mit einem 1:0 (1:0) gegen SV Babelsberg 03 die Meisterschaft in der Regionalliga Nordost.