Immer mehr Hitzetage setzen älteren Menschen gesundheitlich zu. Der Körper reagiert deutlich langsamer, chronische Krankheiten verschärfen zusätzlich die Belastung. Daher sind gezielte Maßnahmen besonders wichtig.
Ob auf dem Weg zur Apotheke, beim Umgraben im Garten oder einfach auf einer Parkbank im Schatten: Hitze, die den Körper überfordert, staut sich unbemerkt auf. Viele ältere Menschen merken erst spät, dass etwas nicht stimmt – wenn der Kreislauf schwächelt, die Sicht verschwimmt oder die Beine nachgeben.
Steigende Temperaturen stellen in Zeiten zunehmender Klimaextreme eine wachsende Herausforderung für die öffentliche Gesundheit dar. Besonders betroffen ist die ältere Bevölkerung. Bei ihr kommen gleich mehrere Faktoren zusammen: Der Körper reagiert langsamer, die natürliche Wärmeregulierung funktioniert nicht mehr so zuverlässig, und oft sind Medikamente im Spiel, die die Anpassungsfähigkeit zusätzlich einschränken. Die sogenannte altersassoziierte Hitzemortalität ist ein zentrales Thema der präventiven Geriatrie und betrifft sowohl selbstständig lebende Seniorinnen und Senioren als auch pflegebedürftige Menschen in ambulanter oder stationärer Versorgung.
Im Vergleich zu jüngeren Erwachsenen reagiert der alternde Organismus deutlich empfindlicher auf Hitze. Die Fähigkeit, überschüssige Wärme über Haut und Atmung abzugeben, ist vermindert. Die Hautdurchblutung lässt nach, die peripheren Gefäße reagieren verzögert, die Schweißproduktion sinkt. Hinzu kommt, dass das Durstgefühl im Alter oft abgeschwächt ist, selbst bei Flüssigkeitsmangel verspüren viele kein Bedürfnis zu trinken. So bleibt ein Defizit unbemerkt, bis es sich in Form von Schwindel, Kreislaufproblemen oder Desorientierung zeigt. Bei hohen Außentemperaturen kann das schnell gefährlich werden.

Hitzebedingte Gesundheitsprobleme im Alter sind längst keine Einzelfälle mehr. Sie lassen sich nicht nur im Alltag beobachten, sondern auch statistisch belegen. Laut Robert Koch-Institut starben im Sommer 2022 in Deutschland schätzungsweise 4.500 Menschen infolge der extremen Temperaturen. Besonders betroffen war die Altersgruppe ab 75 Jahren. Frankreich verzeichnete im Hitzesommer 2003 sogar mehr als 15.000 hitzebedingte Todesfälle, auch dort überwiegend bei älteren Menschen. Diese Zahlen machen deutlich: Hitze kann tödlich sein, vor allem für jene, deren Körper nicht mehr schnell genug auf Belastung reagiert.
Besonders gefährdet sind Menschen mit chronischen Erkrankungen: Herz- oder Kreislaufschwächen, Nierenleiden, Lungenerkrankungen oder Diabetes können den Organismus zusätzlich belasten. Auch kognitive Einschränkungen wie Demenz spielen eine Rolle, wer Warnzeichen nicht mehr wahrnimmt oder Hilfe nicht einfordert, bleibt in der Gefahr oft allein. Hinzu kommen Medikamente, die das Risiko erhöhen. Diuretika etwa entziehen dem Körper Wasser. Betablocker, Antidepressiva oder Neuroleptika können das Temperaturempfinden verändern oder die Schweißproduktion hemmen. So entsteht eine stille Gefährdung, die sich im Alltag nur schwer einschätzen lässt.
In Pflegeeinrichtungen und im häuslichen Umfeld ist es entscheidend, die frühen Anzeichen einer Überlastung rechtzeitig zu erkennen. Erste Symptome sind oft unspezifisch: Abgeschlagenheit, Schwindel, Kopfschmerzen oder Konzentrationsstörungen. Auch trockene Schleimhäute, Muskelzittern und eine zunehmende Schwäche gehören dazu. Wird der Flüssigkeitsmangel größer, drohen weitere Komplikationen.
Eine mögliche Folge ist die sogenannte Hitzeerschöpfung. Dabei steigt die Körpertemperatur nur mäßig an, doch das Herz-Kreislauf-System beginnt zu schwanken. Übelkeit, erhöhter Puls, innere Unruhe oder Verwirrtheit sind typisch, ebenso wie eine deutlich erhöhte Sturzgefahr. Bleibt dieser Zustand unbehandelt, kann es zum Hitzschlag kommen. In diesem Fall klettert die Körperkerntemperatur über 40 Grad Celsius, das Bewusstsein trübt sich, Organe können versagen. Der Hitzschlag ist ein medizinischer Notfall und erfordert sofortige Maßnahmen: Kühlung, Flüssigkeitszufuhr und intensivmedizinische Überwachung.
Zwischen eineinhalb und zweieinhalb Liter pro Tag
Um hitzebedingten Komplikationen vorzubeugen, braucht es vor allem eines: Aufmerksamkeit. An erster Stelle steht die ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Empfohlen werden je nach Gesundheitszustand und Medikamentenlage zwischen eineinhalb und zweieinhalb Litern pro Tag. Wichtig ist, regelmäßig zu trinken, auch dann, wenn kein Durstgefühl besteht. Hier helfen feste Rituale, Trinkpläne, Erinnerungen durch Angehörige oder technische Hilfen. In Pflegeeinrichtungen sollten Getränke immer in Reichweite stehen, regelmäßige Kontrollen unterstützen das Einhalten der Trinkmengen.
Auch das Raumklima spielt eine entscheidende Rolle. Wohnräume sollten tagsüber möglichst kühl gehalten werden. Das gelingt durch geschlossene Rollos, helle Vorhänge, den Verzicht auf zusätzliche Wärmequellen wie Herd oder Fernseher und das gezielte Lüften am frühen Morgen oder späten Abend. Ventilatoren oder mobile Klimageräte können zusätzlich helfen. Ideal ist ein Rückzugsraum mit dauerhaft unter 26 Grad Celsius – Thermometer zur regelmäßigen Kontrolle sind sinnvoll.

Ergänzend wirken einfache Kühlmaßnahmen: feuchte Tücher im Nacken, lauwarme Duschen, kühlende Fußbäder oder kalte Umschläge an den Handgelenken. Die Kleidung sollte leicht und atmungsaktiv sein, helle Naturfasern sind angenehmer als synthetische Stoffe. Auch die Tagesstruktur lässt sich anpassen. Spaziergänge, Gartenarbeit oder Arztbesuche sollten möglichst in die frühen Morgenstunden gelegt werden. Zwischen 11 und 17 Uhr ist es besser, sich drinnen aufzuhalten – ruhig, schattig, gut belüftet.
Auch die Ernährung kann helfen, den Körper zu entlasten. Leichte, wasserreiche Mahlzeiten unterstützen nicht nur die Verdauung, sondern tragen zur Flüssigkeitsversorgung bei. Obst wie Melone, Gemüse wie Gurke oder Tomate, dazu Joghurt, Suppen oder ungesalzene Brühen sind besonders geeignet. Verzichten sollte man auf schwere, fettige Speisen sowie auf Alkohol oder stark gesalzene Lebensmittel, die dem Körper zusätzlich Wasser entziehen können. Neben den körperlichen Voraussetzungen spielen auch soziale Faktoren eine entscheidende Rolle. Wer allein lebt oder an Demenz leidet, ist bei Hitze besonders gefährdet. Warnsignale werden oft nicht wahrgenommen, Hilfe wird nicht eingefordert oder es fehlt schlicht an Unterstützung im Alltag. Deshalb ist es wichtig, dass Angehörige, Nachbarinnen und Nachbarn, Pflegedienste oder ehrenamtliche Helfer einbezogen sind. Ein kurzer Anruf, ein vorbeigebrachter Krug Wasser oder ein Blick auf das Raumthermometer können im Ernstfall entscheidend sein.
In manchen Städten gibt es bereits sogenannte Hitzeaktionspläne. Sie legen fest, was bei anhaltender Hitze zu tun ist, wer informiert wird und welche Unterstützung organisiert werden kann. Kommunale Netzwerke, Pflegedienste, Apotheken oder Kirchengemeinden spielen dabei eine wichtige Rolle. Ziel ist es, präventiv zu handeln, bevor es zu Notfällen kommt und gefährdete Menschen nicht allein zu lassen.