Seth Rogen liefert mit seiner TV-Serie „The Studio“ eine fieberhafte Liebeserklärung an Hollywood ab, die oft zum Lachen, manchmal zum Fremdschämen und immer extrem unterhaltsam ist. Eine selbstironische Nabelschau de luxe.

Matt Remick (Seth Rogen) soll als neuer Produktionschef des fiktiven Hollywood-Studios Continental den Laden wieder auf Vordermann bringen. Die bisherige Chefin Patty Leigh (Catherine O’Hara) wurde vom Oberboss Griffin Mill (Bryan Cranston) gefeuert, weil sie nur noch Flops produzierte. Mill verdonnert Remick dazu, bloß keine „artsy-fartsy“-Filme zu machen – sondern Movies, die Millionen Dollar in die Kasse spülen sollen. Und hier beginnt Remicks Dilemma: Er ist nämlich tief in seinem Herzen ein echter Liebhaber von künstlerisch wertvollen Filmen. „Diese Prämisse war die Ursprungsidee“, sagte Seth Rogen dem Magazin „Vanity Fair“. „Tatsächlich sagte ein Studioboss einmal zu mir: ‚Ich bin in diesen Beruf gegangen, weil ich Filme liebe. Jetzt ist es mein Job, sie zu ruinieren‘.“

Matt Remick verinnerlicht dieses Mantra im Handumdrehen. Gleich bei seinem ersten Job bringt er Martin Scorsese (höchstpersönlich) zum Weinen. Wie es zu diesem Drama kommt, sieht man anhand eines grotesk inszenierten Lügenmärchens, an dem das Jonestown-Massensuizid-Desaster und die in den USA so beliebte, klebrig-süße Kool-Aid-Brause nicht ganz unbeteiligt sind. In einer weiteren Episode liefert Hollywood-Regisseur Ron Howard (gespielt von ihm selbst) einen dreistündigen Film ab, der so langweilig ist, dass sogar das Popcorn ranzig wird. Remick soll dem oscarprämierten Filmemacher nun verklickern, dass er die letzte Stunde cutten soll. Bevor Remick schließlich nichts anderes übrig bleibt, als Howard damit zu konfrontieren, wird er aber von allen Beteiligten genüsslich durch den Filmbusiness-Fleischwolf gedreht.

Hollywood als toxischer Spielplatz
Wirklich tragikomisch ist, dass Remick eigentlich immer antritt, um das Beste aus der Situation zu machen, dann aber sehr schnell – und gnadenlos – im Hollywood-Mahlstrom untergeht. Flankiert wird Remick in diesem realen Irrsinn von seinem Freund und Speichellecker Sal Seperstein (Ike Barinholtz), der seinen koksbeschleunigten Ehrgeiz gerne und überall zur Schau stellt. Mit von der Partie sind auch die übergeschnappte Marketing-Chefin Maya „Fucking“ Mason (Kathryn Hahn) und die wieder ins Filmgeschäft zurückgekehrte Patty, mit ihrer Mischung aus Larmoyanz und Karrieregeilheit.

Und so erleben wir Hollywood als toxischen Spielplatz, bevölkert von schamlosen Lügnern, Powerplayern, Egomanen, Lackaffen und Profilneurotikern. Mittendrin Matt Remick, der verzweifelt versucht, sich im Auge des Hurrikans noch einen Rest von Würde zu bewahren. Dieser Rest geht dann aber bei einer Golden-Globe-Verleihung völlig den Bach hinunter. Süchtig nach Anerkennung, wünscht sich Remick nämlich nichts sehnlicher, als dass Zoë Kravitz (als sie selbst), der Star des von ihm produzierten Films, ihn bei ihrer Dankesrede endlich beim Namen nennt.
Mit bestechender Filmästhetik und oft nur in einem Take gefilmt, zelebriert „The Studio“ noch einmal die goldene Ära Hollywoods mit all dem glamourösen Flair und verschwenderischen Luxus. Ein besonderer Leckerbissen sind auch die vielen Cameo-Auftritte von Stars wie Charlize Theron, Anthony Mackie, Olivia Wilde, Ice Cube und Zac Efron. Wer Filme wie „The Player“, „Inside Hollywood“ und „Swimming with Sharks“ oder die TV-Serie „Entourage“ mag, wird an der zehnteiligen AppleTV-Serie „The Studio“ viel Freude haben. Die zweite Staffel ist schon in Vorbereitung.