… sang Nina Hagen 1978. Wir haben uns ihr Bekenntnis zu Herzen genommen und aus sechs Jahrzehnten Fernsehgeschichte eine Handvoll Kult-Serien herausgepickt. Frei nach Nina Hagens Motto: „Ist alles so schön bunt hier.“
Spätestens, seit der Fernseher Einzug in die Wohnzimmer weltweit gehalten hat, ist auch die Serie als Unterhaltungsformat ganz vorne mit dabei. Jedes Jahrzehnt hat seitdem die unterschiedlichsten Klassiker hervorgebracht.
Die 60er-Jahre
BONANZA (1959 – 1973)
Die Mutter aller Western-Serien. Ben Cartwright (Lorne Green) und seine Söhne Adam (Pernell Roberts), Hoss (Dan Blocker) und Little Joe (Michael Landon) leben in Nevada auf einer Ranch namens Ponderosa und sorgen dafür, dass im Wilden Westen Recht und Ordnung herrschen. Die Serie ist eine romantische Liebeserklärung an das gute alte Amerika und eine perfekte Mischung aus Abenteuer, Humor und Sentiment. Und natürlich zieht Little Joe den Colt am schnellsten von allen. Michael Landon wurde durch „Bonanza“ weltberühmt.
BEZAUBERNDE JEANNIE (1965 – 1970)
Eine sinnlich-frivole Komödie, prickelnd wie Champagner. Mit Barbara Eden als Flaschengeist Jeannie, die mit ihren übersinnlichen Kräften nicht nur ihrem Meister, dem Nasa-Astronauten Tony Nelson (Larry Hagman), den Kopf verdreht. Den prüden US-Sittenwächtern war das luftige Harems-Kostüm allerdings viel zu sexy, also musste Jeannies Bauchnabel ständig bedeckt bleiben. Die 139 Folgen zeichneten sich durch revolutionäre Spezialeffekte aus – und durch ihren herrlich subversiven Humor. Dazu Barbara Edens Augenaufschlag, zum Verlieben!
Auch mit dabei: „Lassie“, „Batman“ „Raumschiff Enterprise“, „Flipper“, „Mit Schirm, Charme und Melone“, „Get Smart“, „Raumpatrouille Orion“, „Daktari“.
Die 70er-Jahre
COLUMBO (1968 – 2003)
Peter Falk, immer im Trenchcoat und mit verstrubbeltem Haar, löst als Polizeikommissar Columbo in Los Angeles die vertracktesten Kriminalfälle. Sein Markenzeichen: Nachdem er dem vermeintlichen Mörder auf den Zahn gefühlt und sich verabschiedet hat, kehrt er noch einmal zurück, mit einer entlarvenden Frage auf den Lippen. Durch Columbo hat sich Peter Falk unsterblich gemacht.
DREI ENGEL FÜR CHARLIE (1976 – 1981)
Ganz ehrlich: Diese Krimi-Serie ist eigentlich ein großer Krampf. Einfallslos, klischeehaft und oft unfreiwillig komisch. Aber die drei Engel-Darstellerinnen – Kate Jackson, Jaclyn Smith und vor allem Farah Fawcett – sind höllisch gut.
Auch mit dabei: „Die Straßen von San Francisco“, „Petrocelli“, Detektiv Rockford“, „Die 2“, „Hart aber herzlich“, „Kojak“, „The Muppet Show“, „Unsere kleine Farm“, „Die Waltons“.
Die 80er-Jahre
DALLAS (1978 – 1991)
Die erste TV-Über-Soap-Opera! Dienstagabends saß ganz Deutschland vor der Glotze und ergötze sich an Larry Hagman als Öl-Magnat J. R. Ewing, der mit skrupelloser Niedertracht Geschäfts-partner wie Familienmitglieder genüsslich quälte. Zum Niederknien: Hagmans diabolischstes Grinsen der Fernsehgeschichte. Und dass Patrick Duffy als Bobby Ewing ein paar Episoden nach seinem tödlichen Autounfall doch wieder quicklebendig aus der Dusche steigt – ganz großes Tennis.
DENVER CLAN (1981 – 1989)
Am Mittwochabend saß dann ganz Deutschland für diese Hochglanz-Schmonzette gebannt auf dem Sofa. Hier brilliert vor allem Joan Collins alias Alexis Carrington Colby als Super-Biest. Sie will sich an ihrem Ex Blake Carrington (John Forsythe) und seiner neuen Frau Krystle (Linda Evans) für erlittene Schmach rächen. Eine Öl-Schlamm-Schlacht de luxe.
MIAMI VICE (1984 – 1989)
Die Action-Krimi-Serie der 80er-Jahre! Schnelle Schnitte, bonbonfarbene Anzüge, coole Sprüche, angesagte Hitparaden-Songs, heiße Girls, rasante Sportwagen und zwei Undercover-Bullen – Sonny Crockett (Don Johnson) und Ricardo Tubbs (Philip Michael Thomas) als ultra-hochgestylte Drogenfahnder am South Beach und Umgebung. Grellbunte Neon-Ästhetik mit Jet-Set-Feeling. Hedonismus in Reinkultur. Don Johnson meint damals: „Wir sind größer als die Beatles.“
Auch mit dabei: „Knight Rider“, „Alf“, „Golden Girls“, „Magnum“, „Max Headroom“, „Roseanne“, „Eine schrecklich nette Familie“, „MacGyver“.
Die 90er-Jahre
BAYWATCH – DIE RETTUNGSSCHWIMMER VON MALIBU (1989 – 2001)
Man nehme David „The Hoff“ Hasselhoff und Pamela Anderson und jede Menge Sand und Meer. Man werfe noch ein paar schlanke Bikini-Schönheiten, stramme Beach-Boys, schnittige Speed-Boats, bullige Buggies, ab und zu mal einen Hai und jede Menge schlichte Dialoge in den Mix – und schon gehen die Einschaltquoten durch die Decke.
TWIN PEAKS (1990 – 1991)
Anfang der 90er-Jahre war Laura Palmer die wohl bekannteste Leiche der Welt. FBI-Agent Dale B. Cooper (Kyle MacLachlan) fährt in das Städtchen Twin Peaks, um den Mord an ihr aufzuklären. So etwas wie „Twin Peaks“ hatte man im TV zuvor noch nie gesehen. In seinem morbiden Meisterwerk zelebriert Kult-Regisseur David Lynch seine Phantasmagorien mit traumwandlerischer Fines-se: Sadomaso-Sex, Drogen, Prostitution und ein sehr seltsames Menschen-Material. Untermalt wird dieses Panoptikum mit gruftigem Soundtrack und surrealen Horror-Elementen. Die mit Abstand beste Serie der 90er-Jahre!
FRIENDS (1994 – 2004)
Die berühmteste Sitcom der Welt, deren Stars Jennifer Aniston (als Rachel), Courtney Cox (Monica), Matthew Perry (Chandler), Matt LeBlanc (Joey), Lisa Kudrow (Phoebe) und David Schwimmer (Ross) uns allen sehr ans Herz gewachsen sind. Den großen Erfolg verdankt „Friends“ der perfekten Harmonie seiner Hauptdarsteller vor und hinter der Kamera. Sie sind cool, oft auch linkisch, sexy, aber auch kindisch und albern. Die perfekte Mischung aus Liebe, Lachen und der Sehnsucht nach Geborgenheit. Bei der „Friends“-Reunion im letzten Jahr singt keine Geringere als Lady Gaga zusammen mit Lisa Kudrow Phoebes Hit „Smelly Cat“.
Auch mit dabei: „Emergency Room“, „Seinfeld“, „Akte X“, „Die Simpsons“, „Buffy – Im Bann der Dämonen“, „Der Prinz von Bel Air, „Beverly Hills, 90210“, „Melrose Place“, „Die Nanny“.
Die Nuller-Jahre
DIE SOPRANOS (1999 – 2007)
„Good Fellas“ in New Jersey. Mit James Gandolfini als Tony Soprano, als treusorgender Familienvater, „Bada Bing!“-Strip-Club-Besitzer, viriler Ehebrecher, Mobster, Mörder und so manches mehr. Einmal die Woche sucht er Vergebung für seine Sünden beim Psychiater (Lorraine Branco). Ein absoluter Klassiker und Trail-Blazer. Keine Serie hatte größeren Einfluss auf alles, was danach kam.
BREAKING BAD (2008 – 2013)
Die vielleicht beste TV-Serie aller Zeiten zeigt den Aufstieg und Fall von Walter White, einem krebskranken Chemie-Lehrer, der in Albuquerque, New Mexico zum Crystal-Meth-Drogen-Papst aufsteigt. Mit Bryan Cranston als Mr. White, der sich damit im TV-Himmel verewigt hat. Nie zuvor wurden „schmutzige Geschäfte“ so virtuos inszeniert. Rabenschwarzer Humor, packende Dialoge, feinziselierte Charakterzeichnung – und Spannung zum Nägel beißen!
Auch mit dabei: „The Wire“, „Monk“, „24“, „Sex and the City“, „Six Feet Under“, „The Big Bang Theory“, „Two and a Half Men“, „Boston Legal“, „The Good Wife“, „Dexter“, „How I Met Your Mother“, „Modern Family“, „Castle“, „Scrubs“, „Mad Men“.
Die 2010er-Jahre
GAME OF THRONES (2011 – 2019)
Diese Fantasy-Abenteuer-Serie – nach Motiven von George R.R. Martins Romanen – setzte mit ihrer hochdramatischen Bildsprache, überbordender Fantasie und originellen Charakteren neue Maßstäbe in Sachen schöpferischer Imagination. Allein der Zwerg Tyrion Lennister (Peter Dinklage) und natürlich Daenerys Targaryen (Emilia Clarke) mit ihren Drachen sind schon das Binge Watching wert! Nicht zu vergessen die Shakespeare-inspirierten Dialoge – ein Genuss. Bisher unerreicht an Komplexität und Schönheit.
HOUSE OF CARDS (2013 – 2018)
Dieser bitterböse Politthriller um Intrigen, Lügen, Sex, Machtpoker, Korruption, Karrieregeilheit, Millionen Dollar und Mord ist ein extrem fesselndes und luzides Lehrstück, warum wir Politikern nicht trauen sollten. Mit Kevin Spacey als Teufel im Maßanzug, Francis „Frank“ Underwood und Robin Wright als seine eiskalte und berechnende Ehefrau.
Auch mit dabei: „Sherlock“, „Grey’s Anatomy“, „Boardwalk Empire“, „True Detective“, „Fargo“, „Downton Abbey“, „Suits“, „Homeland“, „Outlander“, „Barry“, „The Kominsky Method“, „Veep“, „The Americans“, „The Marvelous Mrs. Maisel“, „The Walking Dead“, „The Good Fight“, „Ray Donovan“, „American Horror Story“.
Und heute
BETTER CALL SAUL (2015 – 2022)
Das Prequel zu „Breaking Bad“ erzählt die ebenso spannende wie bewegende Geschichte, wie aus Jimmy McGill der windige Anwalt Saul Goodman wurde. Nie war Bob Odenkirk besser als in dieser melancholisch-tragischen Metamorphose. Mit Rhea Seehorn als seine große Liebe Kim. Wir vermissen beide schmerzhaft.
Auch mit dabei: „Babylon Berlin“, „Ozark“, „Stranger Things“, „Ted Lasso“, „The Bear, „The Serpent Queen“, „The Crown“ …