Sie testet Make-up-Produkte, schminkt aufwendige FX-Looks, bringt eigene Kosmetik in den Verkauf und macht Musik: Alycia Marie ist ein wahres Multitalent. Die Social-Media-Bekanntheit spricht im Interview über ihre Arbeit, ihre neueste Single und ihre Liebe für Halloween.

Liebe Alycia, Du begeisterst auf den sozialen Medien eine Vielzahl von Menschen mit Deinem Content rund um Beauty und Make-up. Wie kam es zu Deiner Liebe zum Make-up?
Das ist ganz witzig, weil ich früher eigentlich gar nicht so viel mit Make-up am Hut hatte. Als ich jünger war, war es aber total angesagt, die Augenbrauen sehr stark zu betonen. Das war diese Phase, in der wirklich jeder super-, superdünne Augenbrauen hatte. Irgendwann habe ich dann gemerkt: Hey, das sieht eigentlich gar nicht gut aus – aber da waren sie halt schon weg. Und dann habe ich mich langsam herangetastet. Ich wollte sie wieder schön hinbekommen und habe gelernt, wie man richtig Augenbrauen macht. Das war so mein erster richtiger Berührungspunkt mit Make-up. Vorher war’s eher dieses klassische, viel zu dunkle Mousse-Make-up und schwarzer Lidschatten. Aber die Augenbrauen, die waren mein Einstieg.
Auf was legst Du persönlich bei Produkten Wert?
Das ist total unterschiedlich. Ich mag es nicht, wenn man zu viel Aufwand für ein Produkt betreiben muss – es soll einfach funktionieren. Aber ich bin auch ein echter Verpackungs-Mensch! Ich liebe schöne Verpackungen, also am besten ist es, wenn das Produkt gut funktioniert und auch noch hübsch aussieht. Das ist eine Kombi, die mich sehr glücklich macht – muss natürlich nicht unbedingt sein, aber wenn beides passt: ein Traum.
Du arbeitest auch sehr viel mit aufwendigem FX-Make-up. Wie hast Du das gelernt?
Auf Youtube. (lacht) Man glaubt’s kaum, aber man kann da wirklich was lernen. Ich habe tatsächlich alles über Youtube gelernt – einfach durch Videos von anderen Leuten.
Wie bist Du denn auf das Thema gekommen?
Ich bin mir gar nicht mehr ganz sicher. Ich glaube, ich habe einfach ein paar Leute gerne geschaut, die das gemacht haben – also mehr Zufall als alles andere. Und irgendwann dachte ich mir: „Ha! Das könnte ich vielleicht auch“ – und dann war ich drin.
Wie lange dauert so ein Look in der Regel?
Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt Looks, die dauern „nur“ vier bis sechs Stunden – das ist dann schon schnell. Aber ich hatte auch schon welche, an denen ich drei Tage saß. Es ist sehr unterschiedlich.
… und das Abschminken?
Das geht eigentlich. Ich glaube, das Längste war so eine Stunde. Das ist machbar.
Hast Du ein Lieblingsmaterial oder eine Technik, mit der Du besonders gern arbeitest?
Ich liebe Foam-Clay! Das ist eine superleichte, lufttrocknende Knete. Ich liebe dieses Zeug! Es ist total angenehm, damit zu arbeiten, weil es einfach so leicht ist. Außerdem mag ich es, Dinge vorher vorzubereiten, statt alles direkt im Gesicht zu modellieren. Das finde ich persönlich ganz nice.
Und gibt es ein Material, mit dem Du gar nicht gern arbeitest?
Oh ja. Leute, die mir schon länger folgen, kennen die Antwort: Wachs. Ich hasse Wachs. Es funktioniert – leider – aber ich mag es einfach nicht. Es ist klebrig, es ist nervig, ich mag’s nicht.
Woher holst Du Dir deine Inspiration für die Looks?
Eigentlich von überall – von anderen Künstlern, aus Serien oder Filmen, die ich schaue, Pinterest … Alles Mögliche. Da gibt es keine Grenzen. Ich glaube, das ist auch so ein bisschen der Schlüssel: sich nicht einzuschränken, sondern offen für Inspiration aus allen möglichen Richtungen zu sein. So mache ich das.
Gibt es eine Figur oder einen bestimmten Style, den Du wahnsinnig gern mal schminken würdest?
Seit Jahren steht „Lilith“ aus Diablo auf meiner Liste. Ich liebe das Charakterdesign – aber ich habe es noch nie umgesetzt. Ich muss das irgendwann mal schaffen. Bisher hat’s leider nicht geklappt.
Warum das?
Es ist ein super aufwendiger Look. Sehr, sehr detailliert. Jedes Mal, wenn ich ihn umsetzen will, fehlt mir dann doch die Zeit, alles vorzubereiten. Ich bräuchte dafür mehrere Tage, um das so hinzubekommen, wie ich es gerne hätte. Ich hatte sogar schon mal Sachen dafür bestellt. Ich war schon bereit – und dann hatte ich keine Zeit mehr.
Neben Deinen FX-Videos testest Du auch Produkte, führst mit Deiner besten Freundin Laura den Youtube-Channel „unlikely“ und versorgst Deine Community auf Instagram und Tiktok mit Neuigkeiten und Einblicken in Dein Leben. Klingt nach einem ganz schönen Vollzeitjob …

Es ist fast schon kontrovers zu sagen, dass Leute in meinem Bereich viel arbeiten – aber ja. Es ist ja offensichtlich, dass ich sehr viel mache. Die, die mich privat kennen, wissen, dass ich deswegen kaum Freizeit habe. Alles geht drauf für Videos, Looks, Musik … Weil ich das alles eben super gerne mache, es hat ja auch alles als Hobby angefangen. Aber meine Freizeit leidet da schon als Erstes darunter. Muss ich vielleicht mal dran arbeiten – aber aktuell ist es noch so.
Du hast es schon angesprochen: Du machst auch noch Musik. Was bedeutet Musik für Dich?
Musik war für mich immer ein Ventil, um Geschichten zu erzählen oder Dinge zu verarbeiten. Früher waren das oft persönliche Themen, die ich mit der Musik verarbeitet habe. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch, ich fühle alles sehr stark – und Musik hat mir geholfen, damit umzugehen. Inzwischen erzähle ich auch gerne andere Geschichten, die nicht von mir selbst handeln
Zum Beispiel in Deiner neuen Single „Moth to the Flame“?
Das war das erste Mal, dass ich ganz bewusst etwas schreiben wollte, das nichts mit mir zu tun hat. Ich wollte etwas schreiben, was ganz weit von mir selbst weg ist – keine persönliche Geschichte, kein Bezug zu meinem Charakter. Das war komplett neu für mich, und es hat super Spaß gemacht, mal was ganz Neues zu machen. Man ist schnell in so einem Hamsterrad gefangen, weil man immer nur über sich selbst schreibt. Irgendwann hat man auch nichts mehr zu erzählen oder will einfach nicht mehr über sich selbst schreiben. Es war ganz cool zu sehen, dass es auch anders geht – und trotzdem richtig geil werden kann.
Der Song an sich hat ja einen eher düsteren Vibe. Das ist schon so ein bisschen Deins, oder?
Ich weiß gar nicht, wie Du da drauf kommst. (lacht) Aber ja, auf jeden Fall. Ich bin total die „Softie-Maus“, aber ich liebe eben auch das Düstere, Mystische – das passt einfach.
Auf Deinem Youtube-Channel feierst Du auch jedes Jahr den Spooktober mit genau dieser Art düsterer Videos. Woher kommt die Liebe zu Halloween?
Das wüsste ich gerne selbst. Vielleicht kommt da ein bisschen die Amerikanerin in mir durch – könnte sein. Vielleicht ist es auch einfach dieses Verwandlungs-Ding. Wobei ich sagen muss, dass ich zum Beispiel Karneval gar nicht mag. Ich weiß es wirklich nicht – vermutlich ist es eine Mischung aus Verwandlung, düsterem Flair und meiner amerikanischen Seite.
Besonders die Ghost-Hunts in alten, verlassenen Gebäuden begeistern in dieser Zeit viele Deiner Follower. Wie kam Dir die Idee dazu?
Das war ursprünglich eine spontane Idee – eigentlich als einmaliges Ding. Ich wusste, dass Oktober der Main Focus auf meinem Kanal ist, mit Halloween als Höhepunkt. Irgendwann dachte ich mir so: Hey, irgendwie einfach nur Looks zu machen, ist zu langweilig. Was könnte ich denn noch tun? Zuerst war meine Idee, einen Mini-Kurzfilm zu drehen, aber das ist halt eine ganz andere Hausnummer. Dann kam mir die Idee mit dem Ghost-Hunt. Ich hab damals total gerne „BuzzFeed Unsolved“ und solche Formate geguckt. Also dachte ich mir: Wäre das nicht irgendwie witzig? Dass es sich jetzt so entwickelt hat, dass ich das regelmäßig mache, war absolut nicht geplant. Aber hier sind wir jetzt!
Wie viel Zeit steckt in so einem Video – gerade auch in der Nachbearbeitung?
Schon allein die Vorbereitung ist anstrengend – allein geeignete Locations zu finden, in die man auch rein darf. Aber die Nachbearbeitung ist tatsächlich das Schlimmste. Ich würde sagen, allein der Schnitt dauert zwischen 80 und 90 Stunden. Wir teilen es auf zwei Personen auf, deswegen geht das irgendwie. Aber es ist jedes Mal eine superknappe Nummer. Das geht ultralang. Wir haben ja verschiedene Kameras dabei, gucken uns das Material von jeder einzelnen Frame für Frame an, ob wir irgendwo etwas sehen können. Das dauert wirklich Ewigkeiten. Das unterschätze ich selbst manchmal heute noch. Dann denke ich mir: Ach komm, das schaffen wir noch – und dann ist es auf einmal sehr spät.
Gibt es eine Location, an die Du besonders gern zurückdenkst?
Eigentlich alle. Es gibt schon so ein paar, die ich sehr, sehr gerne mochte, aber ich könnte mich jetzt ehrlich gesagt nicht entscheiden. Aber wenn ich eine nennen müsste, dann wahrscheinlich der Grabowsee. Das war unsere erste Location – und dort habe ich einige der für mich persönlich krassesten Erlebnisse gehabt.
Krasse Erlebnisse, dennoch betonst Du in Deinen Videos auch immer, dass Du der Existenz von Geistern gegenüber skeptisch bist. Wie kommt das?
Ich glaube, ich bin ein bisschen jemand, der immer alle Optionen offenhält. Man weiß ja gar nicht so genau, wie man sich so einen Geist vorzustellen hat, aber wir haben alle dieses klassische Bild im Auge. Solange ich das nicht genau vor mir sehe und es absolut keine andere Erklärung gibt, bleibe ich erst mal skeptisch.
Du hast eben schon gesagt: Deine Inspiration holst Du aus vielen verschiedenen Orten. Gilt das auch für irgendeine Location oder einen Ghost-Hunt, der Dich inspiriert hat – zum Beispiel für einen Song?
Noch nicht – aber das ist eine super Idee. Vielleicht sollte ich da mal was aufnehmen. Ich glaube, da gibt es einiges zu erzählen.
Wie kamst Du überhaupt zur Musik?
Ich war schon als Kind die ganze Zeit von Musik umgeben. Meine Mama liebt Musik, mein Vater war Musiker – ich hatte immer Musik um mich herum. Das war einfach so ein natürlicher Prozess. Ich glaube, ich konnte gar nicht anders.

Hast Du musikalische Vorbilder?
Ja! Ich bin ein riesiger Swiftie (Taylor-Swift-Fan, Anm. d. Red.) – das wissen alle, die mich kennen. Ansonsten mag ich aber auch kleinere Künstler wie Lauren Aquilina oder – eine ganz andere Musikrichtung – alternative Sachen wie Taking Back Sunday. Ich liebe einfach die Lyrics – die sind super strong. Wer richtig gute Texte schreibt, ist bei mir ganz weit oben auf der Liste.
Du bist ja auch begeisterte Konzertgängerin, designst themengerechte Outfits dafür und hast sogar Deinen Merch selbst gezeichnet. Wäre da nicht auch eine eigene Fashion-Kollektion auch etwas, was Dir Spaß machen würde?
Ja, schon – aber ich trau’ mich da noch nicht so richtig ran. Da gibt es so viel, was man wissen und beachten muss. Das ist ein Riesenthema für mich – ich glaube, es würde ultra Spaß machen! Aber ich weiß nicht, ob ich dazu bereit bin.
Bereit warst du für Deine eigene Lidschatten-Palette sowie ein Pinsel-Set, das Anfang 2025 auf den Markt kam. Was war Dir bei Deinen Produkten besonders wichtig?
Mir war wichtig, dass es nicht nur um meine persönlichen Vorlieben geht. Natürlich auch – aber nicht ausschließlich. Ich wollte, dass die Produkte für möglichst viele Leute funktionieren: für aufwendige Make-ups, kreative Looks, aber auch für den Alltag. Das ist nicht immer einfach, weil die Anforderungen so unterschiedlich sind, aber ich glaube, ich hab das ganz gut hinbekommen. Ich habe viel mit Duochromes gearbeitet, mit Toppern – die sind super vielseitig einsetzbar. Vielleicht spiegelt sich darin auch ein Stück von mir selbst wider: Ich mache super viele verschiedene Sachen. Ich lege mich nicht gerne fest. Das zeigt sich auch an den Produkten, die ich mache.
Apropos super viele verschiedene Sachen: Da können wir ja sicherlich in dem ein oder anderen Bereich in näherer Zukunft mit einem weiteren Release rechnen, oder?
Definitiv. Ich will noch nicht viel spoilern, aber es kommt neue Musik – das ist schon ready to go. Und auch in anderen Bereichen ist was in Planung. Aber dazu kann ich noch nichts sagen.