Mit einer der besten Saisonleistungen hat der 1. FC Kaiserslautern ein deutliches Zeichen im Aufstiegsrennen gesetzt. Beim 4:1-Heimsieg gegen Preußen Münster dominierte die Mannschaft von Torsten Lieberknecht über weite Strecken und kletterte zumindest vorübergehend an die Tabellenspitze der 2. Bundesliga.
Mit einem Hattrick von Ivan Prtajin, einem entfesselten Offensivspiel und einem bis auf zehn Minuten durchweg dominanten Auftritt hat sich der 1. FC Kaiserslautern am Freitagabend mit einem klaren 4:1 (3:0) gegen Aufsteiger Preußen Münster durchgesetzt. Es war der dritte Sieg in Folge für die Roten Teufel, der sie mindestens über Nacht an die Tabellenspitze der 2. Bundesliga brachte.
Bereits in der Anfangsphase setzte das Team von Torsten Lieberknecht ein klares Zeichen. Der FCK, im Vergleich zum 3:0-Auswärtssieg in Fürth unverändert aufgestellt, dominierte von Beginn an. Schon in der vierten Minute scheiterte Naatan Skyttä am Pfosten. Kurz darauf machte es Ivan Prtajin besser: Nach gefühlvoller Flanke von Semih Sahin wuchtete er den Ball per Kopf zur Führung über die Linie (7.).
Prtajin kommt immer besser in Fahrt
Und Kaiserslautern blieb dran. Prtajin lieferte die Vorlage für Skyttä, der aus zentraler Position trocken zum 2:0 abschloss (17.). Keine zehn Minuten später war es erneut Prtajin, der eine Flanke von Paul Joly zum 3:0 verwertete (24.). Die Anfangsoffensive erinnerte stark an das Spiel in Fürth, wo die Tore in ähnlicher Manier vorbereitet worden waren.
„Mit Paul und Mika haben wir zwei gute Flankengeber, und dann steht Ivan da und macht die Tore überragend“, sagte Abwehrspieler Luca Sirch. Auch Trainer Torsten Lieberknecht lobte die Konsequenz seiner Mannschaft: „Wir wollten den Gegner stressen. Das Spiel gegen den Ball war heute wichtiger als mit dem Ball. Die Flanken kamen von Anfang an. Und wir waren mit sehr viel Energie unterwegs.“ Die zweite Halbzeit begann mit einem kurzen Schockmoment: Münsters Batista Meier überlistete mit einem Diagonalball die FCK-Defensive, Oscar Vilhelmsson verkürzte auf 3:1 (50.). Doch der FCK fand schnell zurück in die Spur. Wieder war es Prtajin, der nach Vorlage von Joly seinen dritten Treffer erzielte (64.) – sein fünfter in fünf Tagen. „Ich bin nie zufrieden. Wenn ich drei Treffer mache, denke ich darüber nach, ob ich noch mehr hätte machen können“, so der 29-jährige Kroate.
In der Schlussphase ließ Kaiserslautern nichts mehr anbrennen. 46.079 Zuschauer feierten ihr Team in einem ausverkauften Fritz-Walter-Stadion. Lediglich der Gästeblock bot freie Plätze. Die Stimmung auf dem Betzenberg war dabei vom Anpfiff an elektrisierend. Jeder gewonnene Zweikampf wurde gefeiert, jede gelungene Aktion vom Publikum getragen. Als Prtajin seinen dritten Treffer erzielte, bebte das Stadion – ein Gänsehautmoment, der das wachsende Selbstverständnis der Mannschaft auf dem Rasen zusätzlich befeuerte. Der FCK kontrollierte das Spiel auch mithilfe der Fans, hielt Münster weitgehend vom eigenen Tor fern und hätte bei besserer Chancenverwertung sogar noch höher gewinnen können. „Das war ein wirklich gutes Spiel, eines meiner besten Spiele in Deutschland“, erklärte Prtajin nach Spielende. Trotz seiner Gala-Vorstellung blieb er bescheiden: „Ich bin kein Typ, der sich jetzt wegen der Tore in den Vordergrund stellt. Am meisten bin ich stolz auf die Mannschaft und darauf, dass uns dieser Sieg an die Spitze bringt.“ Neben Prtajin überzeugten auch Skyttä und Joly, der zwei Torvorlagen lieferte. Kapitän Marlon Ritter, erneut nur Joker, bereitete per Ecke das 4:1 vor. Lieberknecht lobte Ritters Umgang mit der Situation: „Es ist schwer, wenn man seinem Kapitän mitteilen muss, dass er nicht von Anfang an spielt. Er macht es mir aber auch leicht, weil er das Besprochene versteht. Da zeigt er sich als richtiger Kapitän.“ Was den FCK in dieser Phase auszeichnete, war nicht nur die Effizienz im Abschluss, sondern auch die mannschaftliche Geschlossenheit in der Rückwärtsbewegung. Auch nach dem vierten Treffer war der Einsatz ungebrochen – Pressinglinien blieben kompakt, die Laufarbeit stimmte, und selbst in Ballbesitz zeigte Kaiserslautern eine auffällig gute Staffelung.
Die Balance zwischen Risiko und Kontrolle
Die Balance zwischen Risiko und Kontrolle wirkte – wie in den Spielen zuvor – zunehmend stabil. Semih Sahin, der nach dem frühen Saisonrückschlag in Elversberg (1:2) Selbstkritik geübt hatte, freute sich über die Entwicklung der Mannschaft: „Wir wollten von Anfang an eine gewisse Intensität haben und den Gegner wirklich ständig unter Druck setzen. Das haben wir in der ersten halben Stunde überragend gemacht. Jetzt fühlt sich alles ein bisschen befreiter an.“ Luca Sirch, diesmal im Zentrum der Dreierkette eingesetzt, sah die taktische Marschroute als voll aufgegangen: „Wir wollten komplett volles Risiko gehen, überall eins gegen eins. Ich sollte den zentralen Part übernehmen und mit dem gegnerischen Zehner gehen. Ich glaube, das ist gut aufgegangen.“ Mit nunmehr zwölf Punkten aus sechs Spielen hat sich der FCK im oberen Tabellendrittel festgesetzt. Dass dabei bereits 14 Saisontore erzielt wurden, ist auch ein Resultat der klaren Linie im Offensivspiel. Das Zusammenspiel von Flankengebern wie Joly oder Haas mit einem Strafraumstürmer wie Prtajin funktioniert aktuell wie aus dem Lehrbuch. Trainer Lieberknecht dämpfte jedoch die Euphorie: „Es ist schön, wenn du die Tore dann so rausspielst. Aber wir müssen weiter hart arbeiten. Das war heute nur eines von vielen Spielen, die wir gewinnen wollen.“ Am kommenden Wochenende wartet mit Hannover 96 ein ganz anderes Kaliber auf die Lautrer. Sollte der FCK auch dort bestehen, würde sich die Momentaufnahme eines gelungenen Saisonstarts allmählich zur nachhaltigen Perspektive verfestigen.