Die Dritte Liga begeistert Jahr für Jahr viele Fans. Spannende Spiele, mitreißende Geschichten und manchmal Überraschungsmannschaften, die niemand vor einer Saison auf dem Zettel hatte.

Es war der letzte Spieltag der vergangenen Saison in der Dritten Liga. Ein Aufsteiger stand bereits fest. Und der hörte nicht auf den Namen Dynamo Dresden, TSV 1860 München oder 1. FC Saarbrücken. Nein, der Name war erst eine Saison dabei in Liga drei. Der SSV Ulm schaffte das Unfassbare. Als Aufsteiger den direkten Durchmarsch in die Zweite Liga. „Was der Verein zusammen mit den Fans erreicht hat, ist historisch und etwas ganz Besonderes“, sagte der Geschäftsführer der Ulmer, Markus Thiele, nach dem geschafften Aufstieg. So ganz besonders und vor allem einzigartig war es in der vergangenen Saison dann doch nicht. Denn am besagten letzten Spieltag schaffte es mit Preußen Münster der zweite Aufsteiger, seinen Durchmarsch mit dem Aufstieg in die zweithöchste deutsche Spielklasse zu veredeln. „Ich glaube, wir sind heute hier, weil wir was Einmaliges geschafft haben. Wir haben Geschichte geschrieben, wir haben das Wunder von Münster geschafft“, sagte Trainer Sascha Hildmann stolz. Diese beiden überraschenden Aufsteiger zeigen besonders eine Sache: dass es mit absolutem Teamgeist ohne die wirklich ganz großen Namen gelingen kann, in dieser Liga zu bestehen. Was es auch zeigt: Die Dritte Liga ist extrem ausgeglichen. Jeder kann jeden schlagen. Dieser Satz mag zwar eine alte Floskel sein, trifft aber perfekt auf Deutschlands dritthöchste Spielklasse zu.
Vor der anstehenden Saison stellt sich natürlich die Frage, ob noch mal ein Aufsteiger den direkten Wiederaufstieg schafft. Die Zweitvertretungen vom VfB Stuttgart sowie Hannover 96 sind neu dabei. Neben sie gesellen sich Alemannia Aachen und Energie Cottbus. Gerade Alemannia Aachen machte in der vergangenen Regionalliga-Saison sehr viel Spaß. Vor der Saison gelang dann das erste Ausrufezeichen. Gegen Angebote, auch aus höheren Ligen, entschied sich der Aachener Trainer Heiner Backhaus dazu, dem Verein treu zu bleiben. „Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich mich hier in Aachen pudelwohl fühle. Jetzt können wir mit viel Kontinuität und Stabilität weiterarbeiten“, beschrieb Backhaus den Weg, den es braucht, auch in Liga drei erfolgreich zu sein.
Wieder ein direkter Aufstieg möglich?

Die Cottbuser, der zweite Aufsteiger, landeten einen wahren Transfer-Coup. Tolcay Cigerci kam vom Berliner Regionalligisten VSG Altglienicke. Der 29-Jährige, der in seiner Karriere bereits ein Bundesliga-Spiel und elf Zweitliga-Spiele auf der Haben-Seite hat, kommt mit der Empfehlung aus 20 Treffern und elf Vorlagen aus der vergangenen Saison. Dagegen mussten die Lausitzer den schmerzhaften Abgang von Torjäger Tim Heike zu Liga-Konkurrenten FC Ingolstadt verkraften. Die beiden Zweiten Mannschaften vom VfB Stuttgart und aus Hannover wollen ebenso für die eine oder andere Überraschung in dieser Spielzeit sorgen. Man kann gespannt sein, ob einer der vier diesjährigen Aufsteiger Erben der Münsteraner oder der Ulmer werden kann.
Verhindern wollen das allerdings einige Mannschaften, die selbst sehr hohe Aufstiegsambitionen hegen. Ein Verein, der in der Sommerpause einen Umbruch hatte, ist Dynamo Dresden. Die Sachsen haben einen neuen Cheftrainer. Mit Thomas Stamm kommt der ehemalige Trainer der Zweiten Mannschaft des SC Freiburg. Der Coach kommt mit großen Ambitionen: „Die SG Dynamo Dresden ist in meinen Augen eine der Top-Adressen im deutschen Fußball. Ich durfte als Gästetrainer bereits die unglaubliche Atmosphäre im Stadion erleben und freue mich nun, zukünftig auf der gegenüberliegenden Trainerbank Platz nehmen zu können. Der Verein hat großes Entwicklungspotenzial und die Verantwortlichen und Spieler zeigen mir, dass sie gewillt sind, den nächsten Schritt in der Entwicklung zu gehen.“ Mit neuen Spielern, wie unter anderem die beiden Ex-Saarbrücker Tim Schreiber und Lukas Boeder, wollen die Dresdner oben angreifen. Die letzte enttäuschende Saison mit Ex-Trainer Markus Anfang soll schnell in Vergessenheit geraten. Einer, der sich ebenso zum Kreis der Favoriten zählen kann, ist der 1. FC Saarbrücken (siehe Seite 10).
1860 mit durchaus attraktiven Transfers

Die Saarländer mit Trainer Rüdiger Ziehl wollen endlich den großen Wurf in Richtung Zweite Liga erzielen. Dasselbe will die Arminia aus Bielefeld. Trainer Mitch Kniat muss zwar den Abschied der Vereinslegende Fabian Klos verkraften, hat aber mit Neuverpflichtungen wie Jeredy Hilterman und André Becker gute Ersatzleute gefunden. Kniat selbst sieht die Arminia auf einem guten Weg: „In Bielefeld sind die Voraussetzungen auch besser als im Vorjahr. Wir wollen eine deutlich stabilere Saison spielen. Ich fühle mich absolut wohl bei diesem herausragenden Verein, mit dem man Entwicklungsschritte gehen kann.“ Dabei helfen sollen auch die neuen Spieler in der Mittelfeldzentrale Lukas Kunze und Stefano Russo. Ein weiterer Traditionsverein mit großen Ambitionen ist der TSV 1860 München. Der Giesinger Club möchte in dieser Saison auch endlich in die höhere Spielklasse. Auf dem Transfermarkt haben die Sechziger gewaltig zugeschlagen. Vom direkten Nachbarn Unterhaching wechselten Abwehrspieler Raphael Schifferl, Torjäger Patrick Hobsch sowie Keeper René Vollath. Des Weiteren kam mit David Philipp ein Spieler mit großen technischen Fähigkeiten von Viktoria Köln in den Süden. Mit Maximilian Wolfram und Tunay Deniz sind ebenso zwei hochkarätige Spieler dazugekommen. Selbst für den Trainer, der durch den TSV drei wichtige Spieler verloren hatte, Marc Unterberger von der SpVgg Unterhaching, können die Sechziger eine gewichtige Rolle in der kommenden Saison spielen: „Alles andere als der Aufstieg würde mich extrem überraschen, weil richtig viel Qualität da ist.“
Ein weiterer Favorit bringt der Trainer vom SC Verl, Alexander Ende, ins Gespräch. Der Absteiger aus der Zweiten Liga Hansa

Rostock wird laut Ende einer der Favoriten auf den Aufstieg sein. Als einer der Gründe gibt er die „finanziell unfassbaren Möglichkeiten“ an. Der Trainer der Rostocker ist kein Unbekannter. Mit Bernd Hollerbach hat Hansa einen erfahrenen Coach auf der Trainerbank. Mit Neuzugängen wie beispielsweise Adrien Lebeau wollen sie nur ein Jahr in Liga drei verbringen und direkt wieder in der Zweiten Liga aufschlagen. Hollerbach gibt eine klare Richtung vor: „Im Moment gehen alle voran. Das ist meistens so, wenn etwas Neues kommt. Der Verein hatte zuletzt viele Trainer und es herrschte eine hohe Fluktuation. Zu Beginn ist jeder begeistert und euphorisiert. Ich mag aber keine Ausreden. Es sind alle lieb und nett, aber mit lieb und nett wird man nichts gewinnen.“ Die zwei übrigen Zweitliga-Absteiger VfL Osnabrück und Wehen Wiesbaden möchten auch gewichtige Wörter im Kampf um die begehrten Plätze an der Drittliga-Sonne mitreden.
Liga-Konkurrenz auf absoluter Augenhöhe
Alles in allem ist jetzt schon klar, dass die kommende Saison wieder einmal eine sehr spannende wird. Die Liga ist derart ausgeglichen, dass die Favoritenrollen sich von Spieltag zu Spieltag verschieben und wechseln können. Die Fans können sich auf ausgeglichene Partien freuen. Die vergangenen Jahre haben sehr gut gezeigt, dass auch die vermeintlich kleinen Vereine einen sehr großen Sprung hinlegen können. Sie können überraschen und die Favoriten ärgern. Des Weiteren wollen viele Traditionsvereine mit überragenden Fangemeinden die Dritte Liga als Sprungbrett zu einer besseren und goldeneren Zukunft nutzen. Jetzt ist schon eines in Stein gemeißelt: Jeder Spieltag, jedes einzelne Spiel wird Überraschungen, Dramen beinhalten und möglicherweise neue Heldengeschichten schreiben. Denn das ist die Dritte Liga. Genau das macht den Reiz für die vielen begeisterten Zuschauer und Zuschauerinnen aus.