Der 1. FC Saarbrücken verliert in Sandhausen quasi in letzter Sekunde zwei Punkte, kann aber dennoch auf der gezeigten Leistung aufbauen. Nun wartet 1860 München.
Mehr als 350 Spiele hat Manuel Zeitz für den 1. FC Saarbrücken absolviert und dabei weder seinen Körper noch seine Gegenspieler geschont. Am vergangenen Samstag stand der 32-jährige Kapitän dann wieder sinnbildlich für Moral und Einsatzbereitschaft.
Eine Viertelstunde vor dem Ende ging „Zeitzer“ nach einem Zweikampf schreiend zu Boden und blieb liegen. Das kommt selten genug vor. „Ich bin normal niemand, der sich lange auf dem Boden wälzt. Aber der hat mich ganz komisch getroffen. Ich hatte plötzlich kein Gefühl mehr im Knie, es war alles richtig taub. Keine Ahnung, ob ein Nerv kurz eingeklemmt war, aber jetzt ist wieder alles in Ordnung“, sagte der Abwehrchef.
„Keine ungefährliche Situation“
Ob es an der Verletzung lag, dass er in der fünften Minute der Nachspielzeit, den Ball nicht richtig klären konnte und Sandhausens Yassin Ben Balla aus 20 Meter zum 2:2-Ausgleich traf, ist eigentlich zweitrangig. Wohl jeder andere Spieler hätte sich zuvor auswechseln lassen. „Ich bin eigentlich jemand, der lieber spielt als trainiert, aber die vergangene Woche war schon hart“, sagte Zeitz. Beim 2:1-Erfolg im DFB-Pokal gegen Bayern München lieferte er eine überragende Leistung ab und warf sich auch am Samstag wieder in die Schlacht. Doch Zeitz wäre nicht Zeitz würde er den Pokal-Trubel nicht einordnen: „Das ist ja alles schön und gut, aber wir müssen schauen, dass wir auch in der Liga wieder ein paar Spiele gewinnen. Wir befinden uns in einer gefährlichen Situation.“
Nach dem 2:2-Unentschieden beim Zweitliga-Absteiger SV Sandhausen wartet der FCS seit vier Spielen auf einen Sieg. Zweimal führte das Team von Trainer Rüdiger Ziehl am Hardtwald, zweimal kamen die Gastgeber kurz vor dem Abpfiff zum Ausgleich. Zeitz selbst hatte sein Team nach 25 Minuten in Führung gebracht, Rouwen Hennings unmittelbar vor dem Pausenpfiff ausgeglichen.
Nach dem Wechsel gingen die Blau-Schwarzen, die von 2.300 Fans begleitet wurden, durch einen Foulelfmeter von Kasim Rabihic abermals in Führung, verteidigten danach mit Mann und Maus und kassierten in der fünften Minute der Nachspielzeit doch noch den Ausgleich. „Man muss es realistisch sehen. Gemessen an den Spielanteilen geht das Unentschieden in Ordnung. Natürlich ist es bitter, wenn man kurz vor Schluss den Ausgleich kassiert, aber auf der Leistung können wir aufbauen“, sagte Sportdirektor Jürgen Luginger, und Trainer Rüdiger Ziehl stimmte zu: „Wenn man vorher so ein Ergebnis vorhergesagt hätte, hätten wir das unterschrieben. So tut es natürlich schon weh, aber die Mannschaft hat alles investiert. Man kann nicht immer alles wegverteidigen.“
Neunmalkluge Kritiker, und von denen gibt es im blau-schwarzen Umfeld zu Genüge, wollten hinterher ausgemacht haben, der FCS hätte sich zu weit zurückgezogen. Doch Sportchef Luginger konterte: „Es war ja nicht so, dass Sandhausen eine Vielzahl an Chancen hatte. Es war letztlich ein Abpraller nach einem Einwurf, den er natürlich super trifft. Das kann man in der Form auch nicht verhindern.“
Ärgerliches Gegentor vor der Pause
Torwart Tim Schreiber, der drei Tage nach seinem spektakulären Auftritt gegen Bayern in Sandhausen durch äußerst offensive und mutige Strafraumverteidigung überzeugte, sprach nach dem Schlusspfiff davon, dass „der Tank einfach leer“ war: „Die Mannschaft hat alles versucht, wir haben viel wegverteidigen können. Aber wir haben auch bei einem echt guten Gegner gespielt.“ Nun richtet sich der Blick wieder nach vorne. Die kommenden Wochen werden abermals fordernd. Zwei Nachholspiele stehen an, hinzu kommen zwei Pokalspiele. In Sandhausen mussten Spieler ran, die unter der Woche kaum oder gar nicht trainiert hatten. Angreifer Kai Brünker und Abwehrspieler Bjarne Thoelke lagen tagelang mit einem Magen-Darm-Infekt flach. „Ich kann nur den Hut vor meiner Mannschaft ziehen. Es war absolut nicht abzusehen, wie sie auf das Bayern-Spiel und die Feierlichkeiten reagiert. Aber wir haben den Schalter wieder umgelegt“, sagte Ziehl, der vor allem mit dem Ausgleich vor der Pause haderte: „Da waren wir eigentlich das erste und einzige Mal in der ersten Halbzeit nicht gut organisiert. Der Gegner hat dann natürlich auch die Qualität, das auszunutzen. Ich glaube, dass es ein anderes Spiel geworden wäre, wenn wir die Führung mit in die Kabine genommen hätten.“
Doch vor dem Heimspiel gegen 1860 München steigt der Druck. Nur mit einem Sieg kann der FCS den Anschluss ans Mittelfeld herstellen. „Der Pokal ist ein schönes Zubrot. Unser Alltag ist aber die Liga. Wir müssen jetzt sehen, dass wir die Kurve kriegen. Wir sollten eigentlich Selbstvertrauen genug getankt haben. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie funktioniert. Jetzt müssen Ergebnisse her“, sagte Kapitän Zeitz. Und Torwart Schreiber fügte hinzu: „Die Basis für Siege ist die Defensive. Unser erstes Ziel muss es sein, hinten die Null zu halten.“