Mit seiner Fuhrländer AG wurde er weltweit zu einem Pionier der Windkraftanlagen und erzielte 2009 einen Umsatz von über 250 Millionen Euro. 2012 musste er Konkurs anmelden. Der sozial engagierte 65-Jährige gründete 2019 seine neue Firma Afreeca.
Sind Sie nicht der pleite gegangene Windkraftunternehmer?“ So wird Joachim Fuhrländer gelegentlich noch heute angesprochen. Angespielt wird damit auf das spektakuläre Ende des Windkraft-Vorzeigeunternehmens Fuhrländer AG, das 2012 im Zuge der Finanzkrise Konkurs anmelden musste.
Fuhrländer, zuletzt Vorstandsvorsitzender der AG, hatte den kleinen väterlichen Reparaturbetrieb im Westerwald innerhalb von zwei Jahrzehnten zu einem der weltweit führenden Windkraftanlagenbauer gemacht, der mit über 700 Mitarbeitern jährlich etwa 200 Windräder entwickelte und mit Bau und Wartung dreistellige Millionen-Umsätze generierte.
Weil er „sinnvolle, nützliche Dinge“ bauen wollte, begann der damalige Umweltaktivist schon in den 80er-Jahren, an Windkraftanlagen zu tüfteln. „Die Nutzung der Windenergie wurde mir zur faszinierenden Idee, die mich nicht mehr losließ“, erklärte Fuhrländer im Vorjahr dem „GO“-Magazin.
Der Staat hätte helfen können
Als seine AG wegen zahlungsunfähiger Kunden insolvent wurde, fühlte sich der abgelöste Vorstandsvorsitzende, der sein ganzes privates Geld in sein Unternehmen gesteckt hatte, von den Banken und der Politik im Stich gelassen. „Es hätte den Staat nicht viel Geld gekostet, unsere Firma zu retten. Wir hatten laufende Serviceaufträge für über 700 Windkraftanlagen“, blickt Fuhrländer zurück und prangert auch das „gnadenlose Klima“ an, das in Deutschland einem schlingernden Unternehmen drohe.
Er selbst stürzte durch die Insolvenz in eine Lebenskrise, bekam Depressionen, trank zu viel Alkohol, seine Ehe scheiterte und er traute sich zeitweise nicht mehr, durch seinen Heimatort zu gehen.
„Ich hatte meinen Halt verloren, aber nicht meine Haltung. An Gott habe ich nicht gezweifelt“, betont der praktizierende Katholik. Dann kam nach mehrjähriger persönlicher Krise überraschend die Wende: Wegen einer schweren Diabetes-Erkrankung musste er gesünder leben und sein Übergewicht deutlich reduzieren. Und mit der ungarischen Violinistin und Kapellmeisterin Anna Hoppa fand er eine neue Lebenspartnerin, die er 2018 heiratete und mit der er heute überwiegend bei Passau lebt.
2019 gelang Fuhrländer dann auch beruflich ein Neuanfang: Er gründete das Unternehmen Afreeca und leistet seitdem Pionierarbeit in Ghana, wo er kompakte Solaranlagen aufstellt, die Krankenhäuser, Schulen und landwirtschaftliche Betriebe in abgelegenen Gebieten mit Strom versorgen. Auf diese Idee kam er beim Besuch eines Krankenhauses in Ghana, als dort mehrmals am Tag der Strom ausfiel und lebensnotwendige Geräte nicht mehr funktionierten.
Für die Umsetzung ging Fuhrländer auch ungewöhnliche Wege: Er ist seit 2017 Tausende Kilometer durch China gereist, hat dort Solar-Pilotanlagen besichtigt, die Vorbild für seine Afrika-Projekte sein könnten, und hat dann einen chinesischen Partner gefunden, der seine neuen Pläne unterstützte.
Ein Schweizer Spezial-Fonds sammelt zusätzliche Gelder ein. Nachdem Fuhrländers Idee durch die Corona-Pandemie kurzzeitig gebremst worden war, setzt er seine Pläne jetzt wieder mit voller Energie um: „Ich glaube fest daran, dass meine Idee funktioniert und meine Anlagen schon bald in Afrika Strom erzeugen werden“, sagte der Windkraft-Pionier kürzlich im Südwestfunk. Die Menschen in Ghana hätten Vertrauen zu ihm gefasst und würden ihm bei der Umsetzung seiner Ideen ebenso helfen wie viele Freunde aus alten Zeiten.
Hilfe in der Bibel gefunden
Fuhrländers „letztes Ziel im Leben“ ist es, in Ghanas Hauptstadt Accra mit gleichgesinnten Menschen eine Akademie zu bauen, in der Einheimische lernen, wie man Windkraft- und Solaranlagen baut und betreibt, und die ihnen die Chance eröffnet, sich in hochtechnologischen Berufen zu qualifizieren und Alternative-Energie-Produkte zu entwickeln. „Das ist eine Herausforderung. Aber die brauche ich, um mich lebendig zu fühlen“, betont Fuhrländer im Magazin „GO“. Schließlich würden in dem jungen und ressourcenreichen Afrika „wirtschaftliche Zukunft und Völkerwanderung entschieden“.
Fuhrländer hat unter dem Titel „Erneuerbar“ Ende 2023 auf Drängen seines Verlages seine Autobiografie geschrieben, die er seitdem auch bei Lesungen vorstellt. Er habe nachgegeben, weil die erneuerbaren Energien gerade wieder in der Diskussion seien und es für ihn „heilsam“ sei, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen.
Obwohl er überzeugt ist, damals vieles richtig gemacht zu haben, habe er aus seinen Fehlern gelernt, eine gesunde Entschleunigung erlebt und viel Hilfe in der Bibel gefunden. Sein Tagewerk beginnt er heute schon um 5.30 Uhr, kocht für sich und seine Frau Kaffee, bewirtet häufig Gäste aus der Welt der Musik oder aus Afrika und kümmert sich um seine Projekte: „Dabei spüre ich das Leben“, zeigt der 65-jährige Unternehmer Joachim Fuhrländer sich mit seinem Jetzt zufrieden.