Er schaffte 1981 in „Das Boot“ den internationalen Durchbruch und war danach in Hollywood-Produktionen wie „Der Wüstenplanet“ oder „Der englische Patient“ zu sehen. Erst 2017 kehrte er aus den USA nach Deutschland zurück und ist seitdem hierzulande tätig. Der 84-Jährige arbeitet auch als Synchronsprecher und wirkte 2024 in dem Film „The Last Rifleman“ mit.
Trump war ein guter Umzugshelfer!“, betonte Jürgen Prochnow 2017 anlässlich seiner Rückkehr nach Deutschland. Zuvor hatte er seit seiner Hollywood-Karriere in Los Angeles gelebt, besitzt seit 2003 auch einen amerikanischen Pass und hat bei den Präsidentenwahlen mit seiner Stimme die Demokraten unterstützt, weil er mit Trump ebenso wenig einverstanden war wie vor einigen Jahren mit George W. Bush. Prochnow ist untrennbar verbunden mit seiner Rolle als U-Boot-Kapitänleutnant („Kaleu“) in Wolfgang Petersens Kriegsfilm „Das Boot“, die ihm eine Hollywood-Karriere ermöglichte und ihm immer noch internationalen Kultstatus verschafft. Auch heute in Berlin wird er noch öfters auf diese Rolle angesprochen. „Aber nicht unbedingt immer als Herr Kaleu, sondern auch als Herr Prochnow“, freut er sich beim Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) darüber, „wenn Leute mir sagen, dass sie meine Filme gern gesehen haben.“
Der Liebe wegen in Deutschland
Nach Deutschland zurückgekommen ist Prochnow 2017 „der Liebe wegen“, denn seine jetzige Frau wollte nicht in den USA leben. Davor hatte er ein Vierteljahrhundert lang und gern in Kalifornien gewohnt, „in einem schönen Haus mit Blick aufs Meer“. Er habe es sich lange nicht vorstellen können, noch mal nach Deutschland zurückzukehren. Inzwischen gefällt es dem gebürtigen Berliner hier aber recht gut. Mit seiner dritten Frau, die er 2015 geheiratet hat, hat er in seiner Geburtsstadt wieder seinen Lebensmittelpunkt, auch wenn das Paar sich öfter in seinem Haus am Gardasee aufhält.

Zu einigen seiner Kollegen aus dem Blockbuster „Das Boot“ hat Prochnow bis heute Kontakt, etwa zu Regisseur Petersen und Kameramann Vacano. Natürlich auch zu Herbert Grönemeyer, dessen Schauspielkarriere ebenfalls in dem legendären U-Boot-Drama begonnen hat. Gemeinsam mit Grönemeyer hat Prochnow im Vorjahr im Berliner „Babylon“-Kino eine dreieinhalbstündige Director’s-Cut-Version von „Das Boot“ angeschaut und danach dem Publikum Rede und Antwort gestanden. Er sieht mit etwas Bedauern auf seine US-Karriere zurück: „Jede Minirolle ist dort interessanter als eine Hauptrolle in einer Komödie in Deutschland“, sagt Prochnow. Zuletzt hat er jedoch offenbar wieder mehr Spaß an deutschen Produktionen gefunden, auch wenn er auf die Schwierigkeiten hinweist, hierzulande ausreichend Geld für aufwändigere Filme zu bekommen, und man sich in vielerlei Hinsicht einschränken müsse. Trotzdem würden auch in Deutschland immer wieder sehr gute Filme entstehen. 2010 und 2016 drehte Prochnow beispielsweise zwei „Tatorte“, 2010 eine „Nachtschicht“-Episode, 2012 die Komödie „Ohne Gnade“, 2017 „Leanders letzte Reise“ und zuletzt 2020 „Der Alte und die Nervensäge“ und „Eine Handvoll Wasser“, wo er Großvaterfiguren übernehmen musste, die ihm altersmäßig etwa zehn Jahre voraus waren. Er habe sich dafür an seinem eigenen Großvater orientiert, der ihn damals großgezogen hatte. Zudem sei er inzwischen auch selbst Opa: „Mein Sohn hat zwei Töchter, und ich finde die Mädels entzückend und freue mich für ihn!“, erzählte Prochnow der Zeitschrift „Prisma“. 2004 hatte er in Berlin in der Komödie „Brisante Erinnerung“ sogar mal wieder Theater gespielt, ebenso 2018, als er bei den Wormser Nibelungenfestspielen in „Siegfrieds Erben“ den Hunnenkönig Etzel darstellte. Prochnow war im Vorjahr auch wieder in einem internationalen Film zu sehen: an der Seite von Pierce Brosnan in dem Kriegsveteranen-Drama „The Last Rifleman“.
Prochnow, der seit 2018 nach längerer Pause wieder als Synchronsprecher von Sylvester Stallone tätig ist, denkt noch nicht an ein Karriereende, auch wenn ihm die Corona-Pandemie beruflich schwer zu schaffen gemacht hat. Zuletzt musste er 2023 noch eine weitere Zwangspause einlegen, bevor er 2024 nach einjähriger Abwesenheit wieder in der Öffentlichkeit auftauchte: „Ich habe ein ganz hervorragendes neues Knie bekommen! Ich bin wieder ein ganz junger Hüpfer und kann durch die Gegend springen“, scherzt er. Er könne endlich auch wieder mit seinem Beagle „Pippo“ um den Wannsee spazieren und reduziert Sport treiben. Auf sein geliebtes Tennisspielen muss er allerdings wegen seiner Knieprobleme schon seit ein paar Jahren verzichten: „Ich habe wahrscheinlich früher zu viel Sport gemacht, da verbraucht man ganz viel von diesem Knorpel.“ In Prochnows Wohnung hängt bis heute ein Bild des Film-U-Bootes, das er 1981 als Erinnerung an die „Boot“-Dreharbeiten erhalten hat. Auch viele Ehrenpreise, darunter der Deutsche Filmpreis, die Goldene Kamera und der Bambi. Als Highlight seines Filmschaffens bezeichnet Prochnow die Zusammenarbeit 1989 mit seinem Idol Marlon Brando in dem Anti-Apartheids-Film „A Dry White Season“: „Ich hätte nie gedacht, dass ich es mal so weit bringen würde, dass ich mit ihm vor der Kamera stehe“, erzählte er stolz dem RND.