Mit 19 Jahren gelang ihr der Durchbruch als Model. Sechs Jahre lang war sie für Victoria’s Secret tätig und hatte Werbeverträge mit den renommiertesten Modelabels. Nach einer Tochter-Pause arbeitet die 40-Jährige wieder für ausgewählte Shootings.
Julia Stegner hat schon unzählige Foto-Sessions mit renommierten Fotografen hinter sich, aber an den heute so beliebten Selfies hat sie nur ganz wenig Interesse, weil ihr die meist „zu selbstverliebt“ wirken. Lange hat sie sich auch gegen Social Media gesträubt, dann aber doch nachgegeben, weil die Aktivitäten dort inzwischen von der Branche gefordert werden und eine hohe Zahl von Followern „gut fürs Geschäft“ ist. Heute sei sie regelmäßig in den sozialen Netzwerken unterwegs. „Aber wahrscheinlich poste ich nicht genug von dem, was die Leute interessiert“, denn ihr Privatleben halte sie gerne privat. Stegner liebt vor allem das Posten alter Fotos, „egal ob von mir oder meinem Hund Kasper“. Kasper-Fotos sind ihr am liebsten und halten die Erinnerung an ihren geliebten Hund wach, der seit 2011 „ein absolutes Familienmitglied“ geworden sei und den sie seit seinem Tod vor drei Jahren sehr vermisse. Ihre Tochter Emma und andere Familienmitglieder hält sie zum Schutz der Privatsphäre aber weitgehend aus den Medien fern, obwohl sie manche Fotos von Emma „richtig süß“ findet. Falls die junge Dame später mal Model werden möchte, würde Stegner ihr zwar nicht grundsätzlich abraten, ihr aber zuerst einmal einen „normalen Beruf“ empfehlen, weil sie nicht sicher ist, ob Emma den heutigen Druck in der Modebranche aushalten würde.
Benutzt weder Botox noch Filler
Durch die sozialen Netzwerke wird es Stegner auch ermöglicht, die Branche zu beobachten. Sie findet es aber schade, was die Netzwerke mit der Modeindustrie gemacht hätten. „Jetzt kommt es wirklich nur noch darauf an, wie viele Follower man hat, wie viele Likes, und natürlich Selfie hier, Selfie da.“ Sie verstehe, dass das für die Firmen aus Marketinggründen wichtig sei, aber dadurch habe die Branche ihr „Mysterium“ eingebüßt. Früher sei vieles etwas geheimnisvoll geblieben: „Jetzt zeigt jeder, gefühlt alle fünf Minuten, was er macht. Die Magie geht dabei verloren.“
Als Stegner 2014 Mutter wurde, nahm sie erstmal eine längere Auszeit vom Model-Job, nachdem sie auch vorher schon eine Zeit lang keine Modeschauen mehr gelaufen ist. „Ehrlich gesagt, finde ich es viel schöner, einen Shoot zu machen. Das hat mir schon immer mehr Spaß gemacht“, verriet sie der Zeitschrift „Vogue“. Früher sei sie bis zu sechs Schauen täglich gelaufen, da sei kaum Zeit für etwas Smalltalk oder den Aufbau von engeren Verbindungen geblieben.
Durch ein Angebot der Traditionsmarke „Otto“ kehrte Stegner 2015 als „Social Media Testimonial“ wieder in die Branche zurück: „Ich war ein bisschen nervös, weil ich länger nicht mehr gearbeitet hatte. Aber ich habe dann gemerkt, dass es wie Fahrradfahren ist, das verlernt man nicht“, erzählt sie bei Instagram. Inzwischen hat sich Stegner wieder in der Branche etabliert, ziert Modezeitschriften oder Kataloge namhafter Labels und präsentierte vor gut zwei Jahren bei der Fashionweek Modellkleider des Hauses Versace.
Dass sie kürzlich 40 Jahre alt geworden ist, stört Stegner nicht, auch wenn man am Set sieht, das sie jetzt ein paar Falten habe. „Aber ich sehe aus, wie ich aussehe – ich werde älter“, betont sie 2024 im Magazin „Instyle“. Sie benutze dennoch weder Botox noch Filler, weil sie ihre Authentizität erhalten will. „Vielleicht habe ich das Glück, dass zukünftig auch Models gebucht werden, die wirklich ihrem Alter entsprechend aussehen.“ Wenn sie heute Jobs annimmt, spüre sie eine „unheimliche Trennungsangst“ von Tochter und Mann, das sei immer eine „Nonstop-Challenge“, zumal sie „wahnsinnig ungern“ ins Flugzeug steige. Auch die Schnelllebigkeit und Unplanbarkeit der Branche seien eine familiäre Belastung: „Ich hätte lieber den Fünfjahresplan.“
„Hätte gerne Fünfjahresplan“
Im New Yorker Alltag in ihrem Haus auf Long Island lebt Stegner als richtiger Familienmensch: „Ich brauche diesen Zusammenhalt. Mit gemeinsamen Urlauben mit befreundeten Familien, mit Fahrradtouren, Wochenenden in den Bergen …“ Für ihre Fitness geht sie zweimal wöchentlich 45 Minuten zu Fuß zum Pilates-Training, spielt gern Basketball und liebt das Surfen. Kürzlich hat sie noch angefangen, mit ihrem Mann zu joggen, „was eigentlich nicht mein Ding ist, aber es hilft mir mental“, verriet sie 2024 der „Elle“.
In Deutschland ist Stegner nicht mehr sehr oft anzutreffen, meist nur noch, wenn sie ihre Eltern besucht. Dennoch könnte Stegner sich vorstellen, irgendwann mal ganz nach Deutschland zurückzukehren. „Aber ich weiß nicht, ob mein Mann von der Idee so begeistert wäre“, erklärt sie in der „Gala“. Der gefragte Fotograf sei Australier und suche lieber die Nähe zum Meer. Aber mit der Tochter für immer in New York zu leben, sei auch nicht das Wahre: „Etwas mehr Natur für Emma wäre schön“, wünscht sich Stegner, die sich ehrenamtlich für das Kinderhilfswerk Unicef engagiert.