Der Günter Rohrbach Filmpreis wird am 7. November zum 15. Mal in Neunkirchen vergeben. Juryvorsitzender Dominik Graf ist Film- und Fernsehregisseur und nimmt diese Aufgabe ernst – schon wegen seiner langen Beziehung zum Namensgeber der Auszeichnung.
Die Anfrage kam per E-Mail, erinnert sich Dominik Graf. Ob er Interesse und Zeit hätte, den Juryvorsitz des Günter Rohrbach Preises 2025 zu übernehmen? „Ich habe mich gefreut und wusste gleich, das mache ich“, sagt Dominik Graf. Denn der Film- und Fernsehregisseur hat zu dieser Auszeichnung eine besondere Beziehung. Zum einen hat er diesen Filmpreis schon selbst bekommen, zum anderen ist er ein guter Bekannter des Namensgebers, des Kinofilm- und Fernsehproduzenten Günter Rohrbach (97).
Erstmals getroffen haben sich die beiden, so erinnert sich Graf (73), vor mehr als 40 Jahren. „Es muss so 1983 oder 1984 in den Bavaria-Filmstudios gewesen sein.“ Damals war er Anfang 30 und hatte als junger Regisseur erste Filme und Fernsehserien gedreht. Günter Rohrbach hingegen, damals Mitte 50, feierte als Filmproduzent in dieser Zeit mit „Das Boot“ einen Welterfolg. „Er hatte den Nimbus eines Blockbuster-Produzenten. Ich war schon ein bisschen eingeschüchtert“, erzählt Dominik Graf. „Das habe ich durch Renitenz versucht, zu verbergen.“ Rohrbach war auf seine Arbeiten aufmerksam geworden und empfahl ihn für die Regie des Filmes „Treffer“ (1984), bei dem der Produzent und der Regisseur erstmals zusammenarbeiteten. Es folgten weitere Filme, wie „Spieler“ (1990) und „Die Sieger“ (1994), der – so berichtet Graf – nur durch die Hartnäckigkeit Rohrbachs gedreht werden konnte. Denn wegen der nicht so ganz massentauglichen Geschichte (ein SEK-Polizist kämpft gegen Kollegen und Korruption) war die Finanzierung der Produktion schwierig. „Aber Günter Rohrbach glaubte fest an den Film“, sagt Dominik Graf. Rohrbach konnte das nötige Geld für „Die Sieger“ besorgen und sei immer an der Sache drangeblieben, bis hin zum Schluss bei der Werbung und der Plakatgestaltung. „Diesen permanenten Einsatz fand und finde ich imposant. Er hält auch in schwierigen Momenten durch, verteidigt, was ihm wichtig ist und will immer das Beste aus dem Filmprojekt machen.“ In diesem Punkt sind sich Produzent und Regisseur ähnlich, denn: „Ich bin ja auch manchmal dickköpfig und lasse mir ungern dazwischenreden“, sagt Graf. So wie bei den Vorbereitungen zu „Die Katze“. Die männliche Hauptrolle in dem Actionkrimi war mit Götz George schon besetzt. Nicht einig waren sich Graf und Rohrbach bei der weiblichen Hauptfigur. Der Produzent setzte sich mit Gudrun Landgrebe durch. „Es war die richtige Entscheidung“, gibt Graf heute gern zu. „Die Katze“ (1988) war ein großer Kino-Erfolg und Dominik Graf wurde für seine Regiearbeit mit dem Deutschen Filmpreis in Gold ausgezeichnet.
„Das Beste aus dem Projekt machen“
Ein Wiedersehen von Graf und Rohrbach gab es 2021. Da war Grafs Film „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ der Abräumer beim Günter Rohrbach Filmpreis: Graf wurde für seine Regiearbeit ausgezeichnet, zudem bekam Schauspieler Tom Schilling den Darstellerpreis, und Schauspielerin Saskia Rosendahl erhielt den Preis des Saarländischen Rundfunks. „Diese Auszeichnungen haben mich besonders gefreut“, sagt Dominik Graf.
Nun ist der Regisseur als Juryvorsitzender selbst verantwortlich, für den Günter Rohrbach Filmpreis die besten Produktionen auszuwählen. 74 Filme wurden eingereicht. Aus ihnen hat eine Vor-Jury acht Werke für die Shortlist ausgewählt. Graf hat sie gesichtet, um die vier Finalisten zu bestimmen. Seinen persönlichen Filmgeschmack ließ er dabei eher im Hintergrund. „Vielmehr habe ich mich gefragt, was das Ziel von Regie und Drehbuch war und wie es erreicht wurde“, sagt er. „Und hat der Film mich berührt, mich fasziniert und mich überrascht?“
Diese Erkenntnisse diskutiert Dominik Graf mit den anderen Mitgliedern der Jury. „Unterschiedliche Perspektiven auf die Filme sind wichtig, um gemeinsam die besten Werke auszuwählen.“ Zur Jury gehören Journalist und Filmexperte Oliver Hottong vom Saarländischen Rundfunk, Schauspielerin Ulrike Kriener sowie Alfred Holighaus (Geschäftsführer und stellvertretender Direktor der Stiftung Kuratorium junger deutscher Film), Filmproduzent Uli Aselmann, Autor Ulrich Höcherl, Journalist und Fotograf Thomas Reinhardt und Jürgen Fried, der ehemalige Oberbürgermeister der Stadt Neunkirchen.
„Jeder und jede in dieser Jury argumentiert, welchen Film, welchen Schauspieler oder welche Schauspielerin er oder sie besonders gut findet“, erzählt Dominik Graf. Bei der Auswahl der Finalisten waren sich alle schnell einig. Vier Filme haben es in die letzte Runde geschafft. In „Köln 75“ (Regie: Ido Fluk) bucht die 18-jährige Vera im Jahr 1975 auf eigene Faust das Kölner Opernhaus für einen Auftritt des Musikers Keith Jarrett. „In die Sonne schauen“, von Regisseurin Mascha Schilinski, erzählt von vier Frauen, die zwar in unterschiedlichen Epochen leben, deren Leben aber auf unheimliche Weise miteinander verwoben sind. In der Tragikomödie „Sterben für Beginner“ (Regie: Christian Klandt) macht Eric ein Praktikum bei einem Bestatter, um sich auf den Tod seines besten Freundes vorzubereiten. „Heldin“ von Regisseurin Petra Volpe ist die Geschichte von Pflegefachfrau Floria, die bei ihrer Spätschicht in einer Chirurgie versucht, trotz vieler Patienten und fehlender Kollegen bestmögliche Arbeit zu leisten. Am Ende droht sie das Rennen gegen die Zeit zu verlieren.
„Wir nehmen die Bewertung der Filme für den Günter Rohrbach Preis sehr ernst“, betont Dominik Graf, „Juryarbeit ist Ehrenarbeit.“ Die finale Entscheidung solle vom Publikum ebenso wie von den Filmemachenden und den Schauspielenden positiv angenommen werden. Die feierliche Verleihung des 15. Günter Rohrbach Filmpreises findet am 7. November in der Neuen Gebläsehalle in Neunkirchen statt. Zusätzlich zum Hauptpreis werden vier weitere Preise vergeben: der Darstellerpreis (5.000 Euro) und drei Sonderpreise (2.500 Euro, 3.500 Euro und 5.000 Euro).
Bei der Gala hat Dominik Graf auch einen Auftritt, denn er hält die Laudatio auf den Gewinnerfilm. „Aber dann feiern wir alle gemeinsam“, sagt er, der für den Abend noch einen persönlichen Wunsch hat. „Ich hoffe, dass Günter Rohrbach auch da ist. Ich würde mich freuen, ihn wiederzusehen.“