Bei fünf Olympiateilnahmen holte die achtfache Ruder-Weltmeisterin viermal Gold und einmal Bronze. Nach dem Karriereende 2008 war sie als Vereins- und Stützpunkttrainerin tätig. Heute arbeitet die 55-Jährige als Laufbahnberaterin und als Personal Trainerin.
Ohne ihre 1988 erlittene Sprunggelenkverletzung hätte Kathrin Boron schon damals im Ruder-Team der DDR ihre Olympia-Premiere feiern können. So musste sie darauf vier Jahre warten, startete aber dann sehr erfolgreich für die Bundesrepublik: 1992 holte sie im Doppel-Zweier Gold, und landete 1996 im Dopppel-Vierer, 2000 im Doppel-Zweier und 2004 im Doppel-Vierer erneut ganz oben auf dem Siegespodest. „1996 hat der Verband sogar eine Goldmedaille verschenkt, weil man uns einen zusätzlichen Start im Doppel-Zweier verwehrt hat“, bedauert Boron. Dennoch ist die fünffache Olympionikin auch mit „nur“ vier olympischen Goldmedaillen und einer 2008 im Doppel-Vierer gewonnenen Bronzemedaille eine der erfolgreichsten deutschen Ruder-Frauen.
Mit 39 Jahren hat sie 2008 ihre Karriere beendet, „bevor die Jungen an mir vorbeifahren“. Sie habe im Kopf realisiert, „dass der Körper nicht mehr so will“, bekennt sie im Podcast „B.wirkt“. Boron will keine ihrer vier olympischen Goldmedaillen oder keinen ihrer acht Weltmeistertitel besonders hervorheben. Jeder Titel und jede Medaille habe eine eigene Geschichte. Ein ganz besonderer Moment, neben der Geburt ihrer Tochter 2002, sei es aber gewesen, bei der Schlussfeier der Olympischen Spiele 2004 die Fackel des deutschen Teams tragen zu dürfen. Weil sie „lange darum gebettelt“ hatte, durfte sie die Fackel sogar behalten. Heute nimmt sie in Borons zu Hause ebenso einen Ehrenplatz ein wie ihre fünf olympischen Medaillen: in einem zum Regal umfunktionierten Ruderboot.
Vorträge und Teambuilding
Schon während ihrer aktiven Sportkarriere, für die sie die höchste Auszeichnung des Weltruderverbandes erhielt, war Boron ab 1994 auch viele Jahre als Bankkauffrau im Privatkundengeschäft einer Großbank tätig. Die dreijährige Lehrzeit bezeichnet sie als „die drei härtesten Jahre meines Lebens.“ Als sie 2008 ihre Karriere beendete, engagierte sie sich zunächst im Potsdamer Heimatverein und hat danach verschiedene Seiten des deutschen Leistungssports kennengelernt. „Ich konnte vielfältige Erfahrungen in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit, Marketing, Vereinsmanagement und Trainingslehre sammeln“, schreibt sie auf ihrer Website.
Ihre Verbandstätigkeit begann 2009 am Olympiastützpunkt Brandenburg in den Bereichen Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Anfang 2013 wurde sie Junioren-Trainerin am Olympiastützpunkt Potsdam und war ab 2015 in der Athletenförderung der Deutschen Sporthilfe in Frankfurt tätig. Heute arbeitet Boron als Laufbahnberaterin am Olympiastützpunkt Niedersachsen in Hannover, wo inzwischen ihr Lebensmittelpunkt ist. Sie kümmert sich dort um junge Nachwuchssportler und berät sie nicht nur sportlich, sondern auch in ihrer außersportlichen Lebensplanung. Durch ihre lange Karriere habe sie in Sachen Ehrgeiz, Motivation, Teamgeist und Leidenschaft einiges gelernt und könne diese überall gefragten Tugenden heute an interessierte Menschen weitergeben.
Boron tut dies nicht nur in ihrem beruflichen Umfeld, sondern auch durch Vorträge und Teambildungsveranstaltungen für Unternehmen. Auf Wunsch hilft die vierfache Olympiasiegerin Sportlern auch dabei, einen individuell abgestimmten Trainingsplan zu entwickeln, um körperlich das Optimale herauszuholen, wofür sie Rudern für bestens geeignet hält. Durch ihre jetzige berufliche Tätigkeit ist Boron als Mitglied einer Fachkommission auch an der weiteren Entwicklung des deutschen Rudersports beteiligt. Weil sich die Leistungen im Rudern und im deutschen Leistungssport insgesamt derzeit nach unten bewegen, fordert sie eine schnelle Umkehr und will sich dafür in ihrem Verband engagiert einbringen.
„Viel Bewegung draußen“
Als wichtigste Voraussetzungen dafür, dass Talente zum Erfolg kommen, nennt Boron die Freude am Tun, die Bereitschaft, sich auch mal zu quälen, und das anhaltende Ziel, sich trotz erster Erfolge immer weiter zu verbessern. „Leistungssport ist ein Kompromiss auf vielen Ebenen. Das weiß man aber vorher“, betont sie in einem Podcast. „Ich musste aber nie auf irgendwas verzichten, außer vielleicht mal auf eine Familienfeier.“ Dafür bekomme man aber durch den Sport viel zurück, lerne tolle Menschen und verlässliche Kameraden kennen und könne seine Persönlichkeit entwickeln. All diese Dinge ließen sich sehr gut fürs spätere Leben nutzen. „Es lohnt sich, für einen Traum oder ein Ziel zu kämpfen und sich über das normale Maß hinaus zu engagieren. Wichtig ist dabei, dass man das, was man tut, mit Spaß und Freude betreibt.“
Was ihre eigene Fitness betrifft, nutzt Boron häufig die guten Trainingsmöglichkeiten an ihrem Arbeitsplatz: „Im Sommer zieht es mich natürlich immer aufs Wasser – viel Bewegung, Hauptsache draußen“, verriet sie dem „Top-Magazin“. Ehrenamtlich engagiert sie sich in der Stiftung Deutsche Sporthilfe und im Krebshilfe-Verein Kinderlachen 009 Rügen.