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WAS MACHT EIGENTLICH...

Schwarzenbeck und Franz Beckenbauer (rechts) waren das Top-Duo des deutschen Fußballs
Foto: imago / WEREK

… „Katsche“ Schwarzenbeck?

Als (Aus-)Putzer von „Kaiser“ Franz wurde er in den 70er-Jahren beim FC Bayern und in der Nationalmannschaft zur Abwehrlegende und kann einen Welt- und einen Europameistertitel vorweisen. Heute genießt der 76-Jährige mit Radeln den Ruhestand.

An das aus Saarbrücker Sicht legendäre 6:1 des 1. FC Saarbrücken gegen den FC Bayern in der Bundesligasaison 1976/77 hat Hans-Georg Schwarzenbeck, den seit seiner Jugendzeit alle nur „Katsche“ nennen, „keine genauen Erinnerungen“. Er wisse nur noch, „dass es kein gutes Spiel von uns und Saarbrücken an diesem Spieltag einfach besser war“, gibt er FORUM gegenüber wieder.

Eines der wichtigsten Tore

Trotz seiner großen Erfolge ist Schwarzenbeck immer bescheiden geblieben und stellt bezüglich seiner Abwehrarbeit an der Seite von Franz Beckenbauer sein Licht gern unter den Scheffel. „Ich wusste immer, wo ich in der Mannschaft stehe. Für mich war es schön, überhaupt Teil des Teams und dessen Erfolgs zu sein.“ Selbst, dass er im Europacup-Endspiel 1974 gegen Atlético Madrid in der 120. Minute mit seinem Fernschuss den Ausgleich erzwang und so seinem Club das Wiederholungsspiel und damit letztendlich den Titel ermöglichte, führt „Katsche“ auch auf ein Quäntchen Glück zurück. Weil ihm der damit verbundene Rummel unangenehm war, wünschte er sich hinterher: „Hätt’ doch bloß der Gerd (Müller) das Tor geschossen!“ Dennoch ist Schwarzenbeck heute stolz darauf, einen so wichtigen Treffer erzielt zu haben. „Wenn ich nostalgisch bin, schaue ich mir das Tor heute gerne noch online an“, erzählt er. Aufgrund des 50-jährigen Jubiläums des Champions-League-Titels sei dies sogar gerade erst kürzlich wieder mal der Fall gewesen. Trotz seiner bekannten Härte, die ihm auch zu einem Filmauftritt als radelnder Postbote in May Spils’ Komödie „Wehe, wenn Schwarzenbeck kommt“ und zu einer Würdigung vonseiten des Dichters Wolf Wondratschek in dem „Gedicht für Schwarzenbeck“ verhalf, flog der Münchener in 416 Bundesliga-, 52 DFB-Pokal- und 70 Europapokal-Spielen sowie in seinen 44 Nationalmannschaftseinsätzen nie vom Platz. „Ich hab mich nie geschont“, sagt „Katsche“ und das Gleiche gilt auch für seine Gegenspieler, die ihn als kompromisslosen, aber nie unfairen Abwehrspieler respektiert haben.

Der 76-Jährige genießt heute mit Radeln den Ruhestand
Der 76-Jährige genießt heute mit Radeln den Ruhestand - Foto: IMAGO / Imagebroker

Schwarzenbeck spielte ab der Jugendzeit nur beim FC Bayern und blieb dem Club auch nach seinem verletzungsbedingten Karriereende 1979 geschäftlich verbunden. Heute ist er zufrieden, weil er im Fußball seinen Kindheitstraum erfolgreich leben konnte und „so viel von der Welt gesehen hat“. Nach der aktiven Zeit weiter im Fußballgeschäft zu bleiben, kam für ihn nicht infrage: „Das Leben als Trainer oder Manager wäre mir viel zu stressig gewesen“, betonte Schwarzenbeck gegenüber N-TV. Der permanente Druck, die Schnelllebigkeit des Jobs und eine berufliche Tätigkeit fernab der Heimat hielten ihn von einem solchen Engagement ab. Stattdessen übernahm er 1983 das Schreib- und Bürobedarfsgeschäft seiner Tanten und stand dort bis 2008 hinter der Theke. Während dieser Zeit belieferte er den FC Bayern jeden Morgen mit Zeitungen, Zeitschriften und Büromaterial und behielt diese Geschäftsbeziehung auch danach noch bis 2022 bei. Seit zwei Jahren ist er nun endgültig im Ruhestand. Heute sieht sein Tagesablauf ähnlich aus „wie bei vielen Menschen: Aufstehen, Brezn und Zeitungen holen, frühstücken“, gibt er FORUM einen Einblick. „Tagsüber gehe ich mit unserem Hund Gassi, arbeite im Garten und gehe oft Radeln.“ Mehr Sport steht aber nicht auf seinem Programm: „Man wird ja nicht jünger.“ Gegen einen Fußball habe er schon länger nicht mehr getreten, zumal er dafür auch von seinen beiden Enkeln (13, 11) nicht in Anspruch genommen wird: „Mein Enkel spielt Handball und meine Enkelin tanzt.“ Dennoch unternimmt er öfters etwas mit den beiden und geht mit ihnen auch mal zu den FC-Bayern-Spielen ins Stadion. Seine Abende verbringt Schwarzenbeck mit der Familie gern vorm Fernseher und sieht am liebsten Krimis oder Komödien. „Fußball schaue ich gelegentlich.“ Der heutige Fußball habe sich den gewandelten Zeiten angepasst, sei internationaler geworden und die Taktik habe sich geändert. Zu seinem Glück habe es damals noch keine Handys und Ähnliches gegeben: „Dadurch war der Umgang mit anderen freier und unbeschwerter.“ Hin und wieder trifft „Katsche“ auch noch ein paar seiner früheren Mannschaftskameraden, meist bei FCB-Spielen oder Geburtstagen, wie zuletzt bei Sepp Maier, Bernd Dürnberger oder „Bulle“ Roth.

Optimistisch für die Heim-EM

Schwarzenbeck hat im Laufe seiner großen Karriere neben zahlreichen Titeln auch viele Pokale und Auszeichnungen sammeln können. „All diese Erinnerungsstücke sind gut aufbewahrt, aber einen speziellen Ort dafür habe ich nicht“, verrät er. Insgesamt sei er mit „seinem ganzen Fußballleben sehr zufrieden. Das war eine sehr erfolgreiche und schöne Zeit.“

Die aktuelle Fußball-Europameisterschaft verfolgt Schwarzenbeck natürlich gespannt am Bildschirm, wird vielleicht sogar bei einem Spiel mal live im Stadion dabei sein. Insgesamt ist der Europameister von 1972 sogar optimistisch: „Die deutsche Mannschaft kommt ins Endspiel.“ Die hiesigen Fußball-Fans hoffen, dass er Recht behält! 

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