Kaum ein Derby elektrisiert die Fans im Südwesten so, wie das Duell zwischen dem 1. FCS und dem FCK. Im DFB-Pokal-Halbfinale wird eine neue Geschichte hinzukommen.
Das letzte Pflichtspiel gegeneinander war mehr als 20 Jahre her, als der 1. FC Saarbrücken und der 1. FC Kaiserslautern im Jahr 2020 endlich wieder aufeinandertrafen. Besonders bitter: Das Spiel wurde ohne Zuschauer ausgetragen, da Corona das Land noch in Schach hielt. Auf einen Sieg wartet der 1. FCS dabei schon sehr lange. Die Ursprünge dieses Südwest-Schlagers reichen weit zurück. In eine Zeit, in der beide Vereine „ganz große Nummern“ waren.
Ab der Saison 1951/52 kreuzte die herausragende Elf des FCS regelmäßig die Klingen mit der gefeierten Fritz-Walter-Mannschaft, die gerade erst den ersten deutschen Meistertitel für den FCK geholt hatte. 1952 ging die Südwestmeisterschaft noch ins Saarland. Der FCS stürmte damals bis ins Finale um die Deutsche Meisterschaft, wo er in Ludwigshafen knapp dem VfB Stuttgart unterlag. Doch nur ein Jahr später, auf dem Weg zum zweiten nationalen Titel, drehten Fritz Walter und sein Team den Spieß um und demütigten die Blau-Schwarzen auf dem Betzenberg mit einem in der Höhe einzigartigen 9:0, was in der lokalen Presse als „größte Fußball-Sensation seit Jahren“ gefeiert wurde. Auch 1953 sicherte sich der Deutsche Fußballmeister erneut den Titel in Kaiserslautern. Für die „Molschder“ blieben der Südwest-Titel von 1952 sowie die folgende deutsche Vizemeisterschaft die einzigen Höhepunkte in einer turbulenten Nachkriegszeit, als der FCS seine beste Phase auf überregionaler Ebene hatte. Obwohl beide Vereine nur gut 60 Kilometer trennen, gab es in der Historie nicht sonderlich viele Aufeinandertreffen. Wenn, dann war die Hütte aber immer voll.
Der FCS wartet seit 1992 auf einen Sieg
Ein bemerkenswertes Beispiel hierfür war ein Freundschaftsspiel im Oktober 1949, bei dem sich an einem Werktag 33.000 Fans auf dem Saarbrücker Kieselhumes drängten. Der FCK siegte übrigens 5:3. 1963, sechs Jahre nachdem das Saarland in die Bundesrepublik eingegliedert wurde, zählten sowohl der FCK als auch der FCS zu den 16 Gründungsmitgliedern der Bundesliga. Im Oktober trafen sie sich im Stadion Ludwigspark zum ersten von insgesamt zehn Derbys im Fußball-Oberhaus. Der „Kicker“ beschrieb den damaligen Spielverlauf treffend mit einer Halbzeitführung für die Gastgeber, jedoch einem 4:2-Endstand für die Lautrer: „Es wird eben erst am Schluss abgerechnet.“ In der Pause sah man strahlende Gesichter im Lager des 1. FCS, doch nach dem Schlusspfiff wehten jubelnd die roten Fahnen des 1. FCK. Für Saarbrücken war die erste Bundesliga-Saison vorerst auch die letzte. Nach einem ersten Wiederaufstieg zur Saison 1976/77 wurde gegen den FCK erneut nicht gewonnen. Im September 1976 unterlag man 0:1 auf dem Betzenberg, im Rückspiel konnten die Blau-Schwarzen immerhin einen Zwei-Tore-Rückstand zum 2:2 egalisieren. Das gelang auch im August 1977, als es am Ende 3:3 stand. Das Rückspiel in der Abstiegssaison, der FCS hielt zuvor zum ersten und einzigen Mal die Klasse, ging dann wieder an den FCK. 1985 stürmte der FCS als Zweitligist ins Halbfinale um den DFB-Pokal und stieg in die Bundesliga auf. Die Hinrunde verlief wie immer recht positiv. Dazu zählte auch ein 1:1 auf dem „Betze“.
Doch wie im Gründungsjahr war auch hier nach einer Saison direkt wieder Schluss, wobei es der 1. FC Kaiserslautern war, der dem Rivalen mit einem 6:0-Auswärtssieg am letzten Spieltag eine „Beerdigung 1. Klasse“ („Kicker“) bereitete. Für die Lautrer ist dieser Erfolg gemeinsam mit dem 7:1 beim MSV Duisburg 1994 der höchste Auswärtssieg in der Bundesliga. Danach kehrte der FCS nur noch einmal in die Bundesliga zurück. 1992 schaffte Trainer Peter Neururer die Sensation und startete furios in die neue Runde. Anfang September gewann der 1. FCS im Park durch zwei Tore des Amerikaners Eric Wynalda mit 2:0. Im Rückspiel reichte es nach einem Treffer von Juri Sawitschew zu einem 1:1. Es war der 27. März 1993, fast 31 Jahre später steht nun das Halbfinale an. Danach trennten sich die Wege. In der zweiten Runde um den DFB-Pokal siegte der FCK 1997 kurz nach seinem Wiederaufstieg locker, flockig mit 4:0 im Ludwigspark. 33.000 Zuschauer bildeten damals übrigens eine nicht ganz ausverkaufte Bühne. Während der FCK als Aufsteiger durch die Liga marschierte und am Ende sensationell Deutscher Meister wurde, dümpelte der FCS damals in der Regionalliga Südwest. Die U23 des FCK war Stammgast in den Niederungen der Saarbrücker Fußball-Diaspora. Auch aus dieser Zeit rührt die große Sehnsucht des Saarbrücker Anhangs nach einem Sieg über die „Roten Teufel“. Daraus wurde aber auch in der Corona-Saison nach dem Drittliga-Aufstieg 2020 nichts. Maurice Deville köpfte in der Schlussminute im Hinspiel immerhin noch den 1:1-Ausgleich. Im Rückspiel siegte der FCK nach zwei Treffern von Daniel Hanslik und dem zwischenzeitlichen Ausgleich von Manuel Zeitz mit 2:1. Ein Fiasko aus Saarbrücker Sicht wurden die Derbys in der darauffolgenden Saison. Vom damaligen Trainer Uwe Koschinat desaströs eingestellte Blau-Schwarze Unterlagen zu Hause mit 0:2 und auf dem Betzenberg trotz 50-minütiger Überzahl mit 1:3. Die Wut der Saarbrücker Anhänger war groß. Nach der Hinspiel-Niederlage stürmten aufgebrachte Anhänger den Innenraum, nach dem Rückspiel wurde die Mannschaft mit „Liebesentzug“ bestraft. Vereins-Legende Dieter Ferner erklärte die Rivalität vor dem Derby 2020 so: „Man hatte immer das Gefühl, dass die vom Lauterer Berg etwas verächtlich auf uns heruntergeschaut haben. Daraus ist bei unseren Fans die tiefe Sehnsucht entstanden, endlich mal wieder gegen die zu gewinnen.“ Der letzte Sieg datiert vom 5. September 1992. Als der Halbfinal-Einzug des FCS feststand, meldete sich Eric Wynalda zu Wort. „Es wird Zeit, es zu wiederholen“, schrieb der Amerikaner aus seiner Heimat.