Die Auslosung zur ersten Runde des DFB-Pokals hat den drei saarländischen Teilnehmern aus Elversberg, Saarbrücken und Homburg keine Gegner von internationalem Glanz beschert – und doch bieten alle Partien ihren ganz eigenen Reiz.

Während viele Augen auf die Auftritte der Topclubs Bayern München, Borussia Dortmund oder Bayer Leverkusen gerichtet sind, blicken Fußballfreunde im Saarland mit Spannung auf die Chancen ihrer regionalen Vertreter. Die SV Elversberg bekommt es mit einem alten Bekannten aus Ulm zu tun, der 1. FC Saarbrücken trifft auf den SC Magdeburg mit neuem Trainer, aber bekannten Spielern, und in Homburg kommt es zu einem emotionalen Wiedersehen mit einem ehemaligen Torgaranten bei Holstein Kiel.
Schweres Los für die SVE
Für den Zweitligisten SV Elversberg geht es in der ersten Hauptrunde gegen den SSV Ulm – und damit gegen einen Club, mit dem die SVE nicht nur zahlreiche Pflichtspielduelle aus der Regionalliga verbindet, sondern auch durchweg schwere Erinnerungen. In der abgelaufenen Saison standen sich beide Teams in der 2. Bundesliga gegenüber, wobei die Ulmer – als Tabellen-17. – den Gang zurück in die 3. Liga antreten mussten. Fünf Punkte fehlten zum Relegationsrang, sechs zum sicheren Klassenerhalt.
Für Elversberg ist es ein unangenehmes Los. „Sicherlich eins der schwierigsten Lose“, sagte Sportvorstand Ole Book unmittelbar nach der Ziehung. Auch aus der Mannschaft kamen ähnliche Töne. „Gegen die spielen wir nicht so gerne“, bemerkte Stürmer Luca Schnellbacher. Rechtsaußen Manuel Feil drückte es noch deutlicher aus: „Viel schwieriger hätte es nicht kommen können. Gegen Ulm waren es immer Spiele, in denen wir uns schwergetan haben.“
Tatsächlich liest sich die Bilanz aus saarländischer Sicht wenig erfreulich: Der bislang einzige Sieg in Ulm datiert aus dem Jahr 2019, als Elversberg mit 2:1 gewinnen konnte. Danach folgten vor allem zähe Partien mit wenig zählbarem Ertrag. Und dennoch: Als gestandener Zweitligist dürfte die SVE in der Favoritenrolle sein – auch wenn das im Pokal nichts zu bedeuten hat.
Der 1. FC Saarbrücken trifft mit dem 1. FC Magdeburg ebenfalls auf einen Zweitligisten – und auf einen Trainer, der dem FCS in unangenehmer Erinnerung geblieben ist. Markus Fiedler, zuletzt Coach des VfB Stuttgart II, übernimmt im Sommer das Amt beim SCM als Nachfolger von Christian Titz. Fiedler war es, der den Saarbrückern im März mit den jungen Schwaben eine empfindliche 0:2-Heimniederlage zufügte.
„Wir kennen den Trainer aus Magdeburg noch gut aus seiner Zeit beim VfB Stuttgart II“, kommentierte Sportdirektor Jürgen Luginger mit Blick auf die bevorstehende Partie. Trotz der Niederlage im Frühjahr: Die Blau-Schwarzen dürften mit breiter Brust ins Pokalduell gehen – schließlich erlebte der Club schon die ein oder andere Pokaltraumreise.
Vor zwei Jahren musste sich der Drittligist erst im Halbfinale dem 1. FC Kaiserslautern geschlagen geben. Auf dem Weg dorthin hatte Saarbrücken nacheinander den Karlsruher SC, Bayern München, Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach bezwungen – und sich so bundesweit Respekt und Anerkennung verdient. Auch wenn der große Name Magdeburg nicht auf dem Trikot steht, ist mit einer stimmungsvollen Kulisse im Ludwigspark zu rechnen – und mit einem FCS, der auf Wiedergutmachung aus ist.
Die Reise im Pokal beginnt auch für den FC 08 Homburg im eigenen Stadion – gegen Holstein Kiel, einen Absteiger aus der Bundesliga. Auf dem Papier ein schweres Los, doch für Mart Ristl, Kapitän des Regionalligisten, hat diese Begegnung eine ganz besondere Bedeutung: „Das ist natürlich eine coole Geschichte, dass wir auf diese Weise Phil Harres wieder bei uns begrüßen dürfen.“ Harres, der sich in der Saison 2022/23 mit 24 Treffern in 34 Spielen zum Torschützenkönig der Regionalliga geschossen hatte, trug damals noch das grün-weiße Trikot des FCH. Inzwischen hat er in Kiel den Durchbruch in der Bundesliga geschafft und dort in der abgelaufenen Spielzeit acht Tore erzielt. „Das ist eine besondere Pointe“, so Ristl weiter. „Es wird für uns in diesem Spiel darum gehen, wie vor zwei Jahren wieder alles in die Waagschale zu werfen und unsere Nadelstiche zu setzen – aber natürlich auch darum, das Ganze ein Stück weit zu genießen.“
Homburgs Sportvorstand Michael Koch zeigte sich ebenfalls zufrieden mit dem Los: „Es ist ein interessantes Los und auch eines, das machbar daherkommt. Besonders freue ich mich auf das Wiedersehen mit Phil Harres.“ In der Saison 2022/23 war der FCH ebenfalls für Überraschungen gut – damals warf man Erstligist Darmstadt (3:0) und Zweitligist Greuther Fürth (2:1) aus dem Wettbewerb, ehe im Achtelfinale gegen den FC St. Pauli Schluss war.
Bayern muss nach Wiesbaden

Derweil verspricht auch das übrige Pokalfeld Spannung. Der FC Bayern München beginnt seine Mission „Pokal Nummer 21“ beim Drittligisten SV Wehen Wiesbaden – allerdings verspätet: Aufgrund der Supercup-Teilnahme am 16. August gegen Titelverteidiger VfB Stuttgart wird die Partie erst am 26. oder 27. August ausgetragen. Der VfB muss seinerseits zu Eintracht Braunschweig reisen – ein deutlich schwereres Los als das der Münchener.
Vorjahresfinalist Arminia Bielefeld bekommt es erneut mit Werder Bremen zu tun, wie schon im Viertelfinale der Vorsaison. Borussia Dortmund trifft auf Drittligist Rot-Weiss Essen – ein Revierduell mit Tradition. RB Leipzig reist zum Viertligisten SV Sandhausen, Vizemeister Bayer Leverkusen gastiert bei der SG Sonnenhof Großaspach. Besonders spannend wird es für gleich fünf Fünftligisten, die sich sensationell für die erste Runde qualifizieren konnten. Der FV Engers trifft auf Eintracht Frankfurt, Atlas Delmenhorst auf Borussia Mönchengladbach, der FK Pirmasens auf den Hamburger SV, und der SV Hemelingen empfängt den VfL Wolfsburg – Lose, die Aufmerksamkeit garantieren. Für die Ziehung verantwortlich zeigte sich diesmal Sprinter Owen Ansah, der mit seiner Zeit von 9,99 Sekunden als erster Deutscher unter zehn Sekunden über 100 Meter gelaufen ist. Für die saarländischen Clubs bedeutet die Auslosung der ersten Pokalrunde zwar keine Partien gegen die ganz Großen – doch alle drei Begegnungen bieten emotionale und sportliche Geschichten, die nicht minder reizvoll sind. Elversberg sieht sich einem altbekannten „Angstgegner“ gegenüber, Saarbrücken und Magdeburg sorgen für eine tolle Stimmung, und Homburg trifft auf einen alten Bekannten.