Das „Kinder-Ensemble Marabu inklusiv“ ist eine von sechs Theatergruppen, die zum zehnten Deutschen Kinder-Theater-Fest, das als Arbeitsfestival mit Fachtagung in Saarbrücken stattfindet, anreisen. Stephanie Rolser, Künstlerische Leiterin des Überzwerg-Theaters, organisiert das bundesweite Treffen.
Liegt die Angst vor den Monstern oder die Neugier? Denn das Geräusch, das die Kinder hören, die im Frieden ihrer Schutzhöhle spielen, ist neu. Das gilt ebenso für die Tür, die die anderen Kinder, die draußen spielen, entdecken. Die Frage „Was ist da eigentlich?“, die sich die Jungen und Mädchen auf der Bühne stellen, ist zugleich Titel des Theaterstücks, das das Bonner Kinder-Ensemble Marabu inklusiv im „Überzwerg – Theater am Kästnerplatz“ zeigen wird. „Die mitreißende und glaubwürdige Darstellung der Situation hat uns ebenso überzeugt wie das Bühnenbild. Die spielenden Kinder dürfen ganz aus sich schöpfen und ihre Innenwelten dem Publikum näherbringen“, lautet die Begründung der Jury für die Wahl.
Kurz nach der Premiere im Juni kam die Einladung, die Freude bei allen Beteiligten war groß, berichtet Marguerite Windblut, einer der drei künstlerischen Leiter der Inszenierung. Er sowie Friederike Külpmann und Felipe Rivadeneira haben zusammen mit den Kindern – Schüler aus zwei Projekt-Partnerschulen – das Stück über mehrere Monate hinweg entwickelt. „Am Anfang standen die Begriffe ‚verlassene Orte‘, ‚Ungerechtigkeit‘ und ‚Grenzen‘, zu denen die Kinder Bilder gesammelt und Geschichten erzählt haben“, erklärt der Theaterpädagoge.
Das Thema Inklusion ist eines der Leitmotive in diesem Jahr
Zwischen sieben und elf Jahre sind die 13 Schauspieler, die bei „Was ist da eigentlich?“ auf der Bühne stehen. „Für viele war es der erste Kontakt mit dem Theater“, berichtet Marguerite Windblut. Anfangs ging es um Orientierung, also um Fragen wie „Wo bin ich?“ oder „Wer sind die anderen?“, später um Konzentration, schlussendlich um Verbindlichkeit und Eigenverantwortlichkeit: „Die Kinder haben gemerkt, dass Theater Spaß macht, auch wenn es manchmal anstrengend ist.“
Das Thema Inklusion, eines der Leitmotive beim diesjährigen Deutschen Kinder-Theater-Fest, lag Marguerite Windblut bei dem Projekt besonders am Herzen: „Wir haben uns bewusst für die Zusammenarbeit mit zwei inklusiv arbeitenden Schulen entschieden, um unsere Theaterarbeit mit Kindern und Jugendlichen divers zu gestalten.“ Einige der jungen Darsteller leiden unter kognitiven Einschränkungen. Für die Probenarbeit hieß das unter anderem: spielerische Elemente, die für Ablenkung sorgen, und Plätze zum Ausruhen, falls nötig. Ein eigener Probenkodex legte Regeln für den Umgang miteinander fest. Die Gruppe habe sich im Lauf der Zeit toll entwickelt, sagt Marguerite Windblut. Die Kinder hätten nicht nur gelernt, ein Gefühl für sich zu entwickeln, ihre Stimme einzusetzen und auf der Bühne präsent zu sein, sondern auch mit den anderen zu agieren, „als Gruppe zu funktionieren“. Der Lohn der Anstrengung: Nach der Premiere gab es nicht nur viel Applaus sowie Kakao und Kuchen, sondern auch eine Einladung zum deutschen Kinder-Theater-Fest.