Künstliche Intelligenz macht sich an immer mehr Orten nützlich und findet im Robotics Institute Germany (RIG) ein neues Zuhause. Manche lieben sie sogar.
An den Lernfortschritten durch Roboter sind auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) interessiert. Deshalb brachten sie Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zur Konferenz „KI-basierte Robotik“ in Berlin zusammen. Damit Deutschland und Europa souverän am Markt bestehen können, zeigten Nachwuchs und Start-ups, was sie draufhaben. Etwa der prämierte Maler-Roboter, der für die bislang wenig digitalisierte Bauindustrie wichtig sei: Der Fachkräftemangel lässt grüßen.
Verständigung per natürlicher Sprache
Irgendjemand muss dennoch die oft unbezahlten Aufgaben im Haushalt sowie Care-Arbeit erledigen, für die Organisationstalent und Reaktionsfähigkeit verlangt werden. Ein Roboter braucht lange, bis er oder sie so weit ist, diese Aufgaben zu übernehmen. ARMAR-7 ist ein humanoider Roboter aus der Entwicklungsschmiede des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), der etwa in Pflege und Haushalt assistieren soll. „Gebaut“ auf Methoden der KI, Informatik und Mechatronik, soll er über eine ganzheitliche, kognitive Architektur verfügen. Das heißt, ARMAR-7 nimmt seine Umgebung wahr, kann Situationen interpretieren, Schlussfolgerungen ziehen und komplexe Manipulationsaufgaben ausführen. Ähnlich einem kleinen Kind soll die Maschine Fähigkeiten von Menschen sowie aus eigener Erfahrung lernen. Was ihn besonders attraktiv macht: Er verständigt sich mit Lebewesen in natürlicher Sprache. Wenn auch nicht in Dialekten. Die gehören nicht zu den Schwerpunkten der Arbeiten bei den ARMAR-Robotern, heißt es auf Nachfrage aus dem KIT.
Ob mit oder ohne gewohnte Sprachklänge: Im digitalen Zeitalter wollen sich Männer und Frauen in ihrer Beziehung zu künstlicher Intelligenz wohlfühlen. Selbst wenn diese nicht als Roboter verkörpert ist. Filme und Bücher, in denen Menschen mit KI oder/und Robotern nicht nur sprechen, sondern auch Emotionen entwickeln, florieren. Das KI-Tool ChatGPT steuert in diesem Jahr immer mehr Romantik-Bots, die vorgeben, Unterhaltungen und Flirts, wie sie in einer modernen Beziehung vorkommen, wirklichkeitsgetreu zu simulieren. Doch wie beliebt sind solche amourösen KI-Tools? Um das zu ermitteln, hat das Team von TRG Datacenters aus Houston, Texas, die Google-Suchvolumina ausgewertet. Ziel war, die beliebtesten KI-Beziehungsbegriffe und auch die Länder, in denen nach ihnen gesucht wird, herauszufinden.
Mehr als 1,6 Millionen Suchanfragen gab es demzufolge nach „AI Girlfriend“. Dieser Begriff, mit dem nach KI-Chatbot-Freundinnen gesucht wird, führt weit vor „AI Boyfriend“: Nur 180.000 Nutzerinnen oder Nutzer suchten pro Jahr nach einem KI-Freund. „AI Dating“ und „Romance AI“ wurden von 30.000 beziehungsweise 20.400 Suchanfragen anvisiert. Mit 693.600 Suchanfragen waren KI-Beziehungs-Chatbots für die USA am interessantesten. Aus Deutschland kamen 47.640 Suchen nach KI-Beziehungen, es belegte Platz fünf in der Rangfolge.
Wenn nicht glücklich, so macht KI Kunden zumindest zufriedener. Hat die Branchenorganisation gfu Consumer & Home Electronics in einer gemeinsamen Umfrage mit der internationalen Strategieberatung Oliver Wyman, einem Unternehmen von Marsh McLennan, herausgefunden. Sie befragten 100 Entscheiderinnen und deren männliche Kollegen aus den Branchen Consumer Electronics, Elektro-Großgeräte und -Kleingeräte, Smart Home, Telekommunikation und Automobil. So setzen etwa Anbieter von Telekommunikationsprodukten und Elektro-Großgeräten KI bereits vielfältig ein, während die Hersteller elektronischer Kleingeräte tendenziell eher zurückhaltend agieren. „Anbieter von Telekommunikationsprodukten und Consumer Electronics sind führend darin, KI zur Personalisierung einzusetzen, und liegen auch beim Kundendienst im vorderen Feld“, sagt Martin Schulte, Partner bei Oliver Wyman.
Die Elektro-Kleingeräte-Branche schneide in allen Kategorien allenfalls durchschnittlich ab und zeige auch gegenüber dem Großgeräte-Segment Nachholbedarf. Geht es nach den Führungskräften, so wird innerhalb der nächsten fünf Jahre immer mehr Künstliche Intelligenz in kundenbezogenen Services am Start sein. Mit den stärksten Zuwachsraten von 23 auf 89 Prozent bis 2029 rechnen die Führungskräfte in der Predictive Maintenance: „Kaum ein Unternehmen außerhalb der Auto-Branche nutzt aktuell KI für die vorausschauende Wartung“, berichtet Wyman-Partner Schulte.
Forschung ist das eine – Förderung das andere. Via Robotics Institute Germany (RIG) sollen auch hierzulande Forschung, Geschäfte und Förderung besser zusammenschalten. Bis zum Juli 2028 sollen insgesamt 20 Millionen Euro in das vom BMF geförderte Projekt fließen. Die Robotik in Deutschland soll dadurch besser zu sehen sein, Talente und der Transfer von Forschungsergebnissen gestärkt werden. Dem Konsortium des Robotics Institute Germany (RIG) gehören deshalb zehn Universitäten, sechs außeruniversitäre Einrichtungen sowie 19 assoziierte Partner an.
Viele Einsatzgebiete für intelligente Roboter
Bei der Konferenz „KI basierte Robotik 2024“ stellten Professorin Angela Schoellig vom Konsortialführer, der Technischen Universität München (TUM), und RIG-Sprecher Professor Tamim Asfour vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) das RIG-Konzept zur KI-basierten Robotik vor. „Das RIG ist eine historische Initiative, die genau zum richtigen Moment kommt“, sagt Schoellig. „Wir reagieren damit auf aktuelle Trends etwa aus den USA, wo viele namhafte Firmen massiv in die KI-basierte Robotik investieren.“
Bei dem Gemeinschaftsprojekt geht man davon aus, dass intelligente Robotik zum Transformer der Wirtschaft, aber auch von Gesundheit und Gesellschaft wird. Inklusive Mobilität, Bildung und Umwelt. „Deutschland hat das Potenzial, eine Vorreiterrolle in der verkörperten KI einzunehmen“, betont die RIG-Koordinatorin. „Intelligente Roboter könnten der nächste große Exportschlager „Made in Germany“ werden.“ Und so nach Chemie, Pharmazie und Automobilwirtschaft für Wohlstand und Wachstum in der auf Innovationen fußenden Industrienation sorgen.