Eingewandert auf Schiffen als blinde Passagiere oder als vermeintliche Nutztiere etabliert: Es gibt heute in Deutschland viele invasive Tierarten, die unser heimisches Ökosystem und unsere Wirtschaft bedrohen. Eine kleine Auswahl.
Asiatische Marienkäfer
Die Asiatischen Marienkäfer (Harmonia axyridis) unterscheiden sich von den heimischen Marienkäfer-Arten durch eine gelblichere Färbung und mehr Punkte. Im 20. Jahrhundert wurden die kleinen Harlekin-Marienkäfer, die eigentlich in China und Japan beheimatet sind, zur biologischen Schädlingsbekämpfung nach Amerika und auch Europa geholt. Dort verbreiteten sie sich rasant. Die kleinen Vielfresser vertilgen im zwei Wochen andauernden Larvenstadium bereits bis zu 1.200 Blattläuse. Ausgewachsen frisst ein Tier täglich zwischen 100 bis 270 Blattläuse. Für unser Ökosystem stellen sie eine Gefahr dar, weil sie gefräßiger und vermehrungsfreudiger sind als unsere heimischen Arten und sie so verdrängen. Sind alle Blattläuse aufgefuttert, machen sich Larven und Käfer außerdem auch gerne über ihre heimischen Artgenossen und deren Larven her. So wird der einheimische Siebenpunktmarienkäfer immer seltener.
Chinesische Wollhandkrabben
Die Chinesischen Wollhandkrabben (Eriocheir sinensis) sind wanderlustig, anpassungsfähig und extrem vermehrungsfreudig. Die Krabben, die ihren Namen durch den vor allem bei männlichen Tieren vorzufindenden dichten „Haarpelz“ an den Scheren haben, stammen ursprünglich aus China und Korea. Vor gut hundert Jahren sind sie vermutlich im Ballastwasser von Schiffen zu uns nach Deutschland gekommen. Obwohl sie hauptsächlich im Süßwasser leben, wandern sie zur Fortpflanzung zum Meer. Heute siedeln sie in allen Nord- und Ostsee-Zuflüssen. Sie sind Nahrungskonkurrenz für viele heimische Arten, darunter auch Fische. Sie ernähren sich von Wasserpflanzen, Insektenlarven, Muscheln, Schnecken, kleineren Fischen und auch Aas. Durch das Graben von Gängen schädigen sie zudem Dämme und Deiche. In Deutschland haben sie so bereits Schäden in Höhe von mindestens 80 Millionen Euro verursacht.
Nordamerikanische Ochsenfrösche
Der Nordamerikanische Ochsenfrosch (Lithobates catesbeianus) breitet sich rasant in Deutschland aus und steht dabei in direkter Nahrungskonkurrenz zu einheimischen Amphibien. Und nicht nur das: Manchmal stehen sogar eben solche Amphibien auf seinem Speiseplan wie zum Beispiel heimische Lurche. Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von bis zu 20 Zentimetern verspeist er alles, was er überwältigen kann: andere Amphibien, Insekten, Nackt- und Schnirkelschnecken, Schnegel und manchmal sogar Küken verschiedener Wasservögel, Kleinsäuger und junge Wasserschlangen. Kaum Fressfeinde und eine hohe Fortpflanzungsrate – ein Weibchen legt große Laichballen mit bis zu 25.000 Eiern – begünstigen eine zügige Ausbreitung.
Spanische Wegschnecken
Die Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris) wird auch Kapuzinerschnecke genannt und sieht unseren heimischen roten Wegschnecken sehr ähnlich. Die Nacktschnecke stammt ursprünglich von der iberischen Halbinsel und wurde vermutlich durch Obst- und Gemüsetransporte nach Mitteleuropa eingeschleppt. Aufgrund ihrer maßlosen Vermehrung ist sie mittlerweile die häufigste Schneckenart in Deutschland. Neben Grünzeug ernähren sich die Schnecken auch von Hunde- und Vogelkot. Ein aggressiver Schleim schützt sie vor Fressfeinden. Sie ist zäher, robuster und weniger empfindlich gegenüber Trockenheit und Licht. Die Spanische Wegschnecke verdrängt so mehr und mehr die heimische Schwarze Wegschnecke. Außerdem verursacht sie nicht nur große Fraßschäden an der heimischen Vegetation, sondern auch in der Landwirtschaft.
Waschbären
Der Waschbär (Procyon lotor) kommt ursprünglich aus Nordamerika. In den 1920er-/1930er-Jahren kam er für die Pelzzucht nach Deutschland. Zwei Waschbärenpaare wurden 1934 am hessischen Edersee ausgesetzt. Seitdem vermehren sich die Kleinbären rasant und haben sich fest in Deutschland etabliert. Heute wird ihre Zahl auf etwa 1,3 Millionen geschätzt. Die gefräßigen Allesfresser ernähren sich von Obst, Nüssen, Käfern, Kröten, Fischen und sogar Vögeln.