Gefühlt sprießen sie aus dem Boden, doch wie wird man überhaupt Influencer? Was muss man beachten? Und welche Tipps gibt es für den Aufbau der eigenen Karriere im Netz? Ein Überblick.
Hier eine Creme in die Kamera gehalten, dort mit nettem Lächeln eine neue Fashion Brand vorgestellt. Was auf Instagram, TikTok und Co. so einfach aussieht, ist ein hartes Business. Reichweite, Kooperationen, den Namen zur eigenen Marke hochstilisieren – all das kommt nicht über Nacht. Aber wie schafft man es, als Content Creator oder Influencer so richtig durchzustarten? Neben dem nötigen Quäntchen Glück gibt es den einen oder anderen Tipp, der dabei hilft.
Das eigene Profil schärfen
So oder so: Man kann nicht jedem gefallen. Wichtig ist es daher, gleich von Beginn an zu überlegen, welche Zielgruppe man abholen will. Das können Fitness- oder Fashion-Enthusiasten sein, aber auch (junge) Eltern. Auch Influencer aus den Bereichen Pflege oder Handwerk, die ihren Alltag mit ihren Followern teilen, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Wichtig hierbei ist Authentizität: In einer Branche, in der es in erster Linie um Vertrauen geht – zum einen zwischen Kooperationspartner und Influencer, aber besonders zwischen Influencer und Followerschaft – ist es das A und O, glaubwürdig zu bleiben. Thematisch sollte sich also dringlich an einen Bereich gehalten werden, in dem man auch genügend Ahnung mitbringt. Die Konkurrenz ist stark. Weltweit gibt es Millionen von Influencern. Wichtig ist es daher, sich selbst die Frage zu stellen: Was hebt mich von diesen ab?
Wahl der richtigen Plattform
YouTube, Instagram, TikTok oder doch lieber LinkedIn? Die sozialen Medien werden immer mehr. Wichtig ist es, für sich die richtige zu finden. Die größten Unterschiede liegen in der Art des Contents. Während auf YouTube eher längere Videos geklickt werden, sind es bei TikTok vorrangig Reels, also kürzere Clips. Der Fokus bei Instagram liegt nicht zuletzt durch tägliche Storys viel eher auf dem direkten Kontakt. Rund ums Thema Gaming ist die Plattform Twitch überaus beliebt, auf der gleichzeitig live gestreamt und mit der Community gechattet werden kann.
Ein klarer Plan
Einfach so drauflosposten? Keine besonders effektive Idee. Ähnlich wie bei einem Online-Medium ist auch im sozialen Netzwerk ein Redaktionsplan unabdingbar. Dafür ist neben der Art der Posts auch die Regelmäßigkeit entscheidend. Zu welchen Zeiten poste ich? Was wird wann am häufigsten geklickt? Welche Inhalte pusht der Algorithmus, welche fliegen eher unter dem Radar? Der Algorithmus ist der größte Gegenspieler im Social-Media-Game. Am Ende bestimmt dieser, wie viele Personen den Content sehen. Ihn zu verstehen ist daher existenziell. Hinein spielt auch das Thema Trends: Besonders auf TikTok gibt es in regelmäßigem Wechsel gewisse Trends. Dort up to date zu bleiben und den Inhalt entsprechend anzupassen, vergrößert die Reichweite.
Interaktion
Nicht ohne Grund haben die erfolgreichsten Influencer eine starke Beziehung zu ihrer Zielgruppe. Interaktion stärkt das Vertrauen und somit auch Einfluss und Glaubwürdigkeit. Direkte Ansprache, Kommunikation und Mitbestimmungsmöglichkeiten vermitteln das Gefühl von Nähe. Außerdem lebt der Algorithmus von Reaktion, diese gilt es zu provozieren. Doch auch mit anderen Influencern aus der eigenen Sparte sollte ein gewisser Kontakt gepflegt werden. Gemeinsame Postings und Aktionen können beider Communitys vergrößern. Außerdem ist ein gewisser Know-how-Transfer nie verkehrt.
Kooperationspartner wählen
Markenkooperationen sind die wichtigste Einnahmequelle für Influencer. Eine Vernetzung mit der richtigen Marke bringt nicht nur dem Influencer, sondern auch dem Unternehmen erhebliche Vorteile in Sachen Reichweite und Finanzen. Wichtig ist es, möglichen Kooperationspartnern den Kontakt möglichst einfach zu machen, zum Beispiel anhand von Kontaktmöglichkeiten in der Profilbeschreibung. Verlinkungen gewisser Marken in eigenen Posts können diese auch auf einen aufmerksam machen. Wichtig bei Kooperationen ist Recherche! Nicht wenige Influencer sind bereits über Kooperationen gestolpert, deren Imageschaden später auch mit ihnen nach Hause gehen sollte.
Sich selbst treu bleiben
Sich zu verbiegen ist manchmal vielleicht der Weg des geringeren Widerstands, wird aber nicht zu langfristigem Erfolg führen. Wieder gilt: Der Erfolg eines Influencers beruht auf Vertrauen. Dass sich die Einstellung zu etwas oder die Interessen irgendwann einmal ändern, ist absolut menschlich. Gerade bei jungen Menschen ist die Persönlichkeit zu einem gewissen Teil noch im Wandel. Doch wenn das, was einen Menschen ausmacht, für den Erfolg aufgegeben wird, hat das nicht nur Einfluss auf die eigene Psyche, sondern auch auf die Authentizität gegenüber dem Publikum. Wichtig ist es, sowohl zu sich als auch zu seinen Followern ehrlich zu bleiben. Ist die Vertrauensbasis erst einmal gebrochen, ist es schwer, sie wieder zu kitten.
Hilfe annehmen
Sei es von anderen Influencern oder von einer Agentur: Hilfe annehmen schadet nie. Gerade mit steigender Reichweite ist es schwierig, alles alleine im Überblick zu behalten. Hinzu kommen steuerrechtliche und andere juristische Fragen, die eine Agentur im Zweifel klären kann.
Geduld
Reichweite kreiert sich nicht über Nacht. Der Aufbau einer Community kann lange dauern. Zwar kann bereits ein Micro-Influencer mit 10.000 bis 50.000 Followern gutes Geld verdienen, doch auch bis diese Zahlen einmal erreicht sind, ziehen einige Nächte ins Land. Geduld und Ehrgeiz sind hier der Schlüssel.
Gründliche Abwägung
Der aber wohl wichtigste Aspekt beim Karriereaufbau ist es, sich ehrlich zu hinterfragen: Möchte ich das wirklich? Natürlich hat eine Karriere als Influencer viele Vorteile. Die Leidenschaft zum Beruf machen ist immer eine feine Sache. Dazu kann man sich die Arbeit relativ flexibel einteilen. Regelmäßige kostenlose Goodies von Marken, die einem gefallen, sind ein weiterer Bonus neben dem spannenden Kontakt mit der eigenen Community. Doch der Ruhm hat auch Schattenseiten: Erfolg ist vergänglich. Nicht nur kann das Einkommen monatsweise sehr stark schwanken, von heute auf morgen kann auch einfach alles vorbei sein. Zudem verkauft man auch ein Stück seiner Privatsphäre. Die Community möchte unterhalten werden – mit Geschichten aus dem wahren Leben. Viele scheitern am Ende an genau diesem Druck, zu jeder Zeit immer etwas von sich selbst preisgeben zu müssen.