Im Freizeitpark der Universal Studios in Los Angeles hat der Themenbereich „Super Nintendo World“ eröffnet. Die Eintrittspreise sind heftig – lohnt sich der Besuch der teuren Attraktion?
Da kommen sie! Blaue Latzhose, Schnurrbart, Schiebermütze. Mit gepolsterten Klamotten und Gummi-Gesicht marschieren die beiden VIPs durch die Menschenmenge. Die Leute zücken ihre Handys, winken, drängeln. Ein Absperrgitter fällt um, Bodyguards müssen die beiden Promis abschirmen, damit ihnen niemand zu nahe kommt.
Es sind keine Filmstars, die für so viel Aufruhr sorgen, morgens halb zehn in Los Angeles. Stattdessen handelt es sich um zwei Mitarbeiter der „Universal Studios Hollywood“, die verkleidet als Super Mario und Luigi durch den Freizeitpark laufen. Die Videospiel-Figuren werden gefeiert wie Helden: „Mario! Mario!“ – „Luigi, dreh dich mal um!“ – „Darf ich deinen Bart anfassen?“
Viel Pappmaschee und Plastik
Bisher gab es Mario und Luigi nur auf dem Bildschirm. Ganze Generationen sind mit den beiden Videospiel-Figuren aufgewachsen, die 1985 mit „Super Mario Bros“ zum ersten Mal das Licht der (digitalen) Welt erblickten. Über die Jahre hat der japanische Nintendo-Konzern immer wieder neue Varianten für Gameboy, Konsolen, PC und Handy veröffentlicht. Seit dem 17. Februar gibt es das „Pilz-Königreich“ nun auch in echt. Die Universal Studios in Los Angeles haben es als Themenwelt in ihrem Freizeitpark nachgebaut.
Der erste Eindruck: viel Pappmaschee und Plastik, aber auch Liebe zum Detail. Die Kulisse sieht wirklich aus wie im Spiel. Goldmünzen, Pilze und fleischfressende Pflanzen bewegen sich an den Wänden hin und her. Überall bimmelt und blinkt es, Musik, Stimmengewirr, knallige Farben.
Lee Seong Kyung (28) und Byun Sangyun (29) sind extra aus Südkorea angereist, um das Spektakel zu erleben. „Wir lieben Super Mario, die Charaktere, einfach alles“, sagt Kyung. Und ergänzt: „Wir verbringen unsere Flitterwochen hier.“ Die frisch Vermählten haben sich komplett verkleidet: Sangyun als Mario, Kyung als Prinzessin Peach, samt Krone und Amulett.
Die beiden Südkoreaner sind nicht die Einzigen, die verkleidet kommen. Schon am Eingang des Freizeitparks, kurz vor den Metalldetektoren, fallen die vielen Outfits auf: Rucksäcke mit Super-Mario-Motiv, Pullover, T-Shirts, Socken. Doch so schön die bunte Videospiel-Welt auch wirkt: Außer staunen kann man erst mal nicht viel machen. Der Themenbereich ist so überfüllt, dass es am „Mario Kart“-Fahrgeschäft schon am frühen Morgen kein Durchkommen mehr gibt. „180 Minuten Wartezeit sind normal“, erzählt ein Mitarbeiter, der die Absperrungen beaufsichtigt. „Die Leute kommen aus der ganzen Welt. Manchmal stehen sie hier sogar 240 Minuten.“

Vier Stunden anstehen – für ein Fahrgeschäft? Der Hype kommt vermutlich auch dadurch zustande, dass es sich um eine neue Technologie handelt. Wer in die „Mario Kart“-Gondel einsteigt, bekommt eine Augmented-Reality-Brille aufgesetzt. Zusätzlich zur liebevoll nachgebauten Kulisse sieht man animierte Gegner, Münzen und Hindernisse – wie im echten Spiel! Oder besser gesagt: Man sollte sie sehen. An unserem Besuchstag fällt „Mario Kart“ nämlich zweimal hintereinander aus. Ein Mitarbeiter tröstet die Gäste: „Versucht es am Nachmittag noch mal. Dann klappt’s bestimmt.“
Zum Glück ist „Mario Kart“ nicht die einzige Attraktion in der Super Nintendo World. Im Toadstool Café, das wie ein Pilz aussieht, soll es „Mario Burger“ und „Princess Peach Cupcakes“ geben – doch auch dies nur in der Theorie. Auch hier ist die Warteschlange gigantisch. „Einlass nur mit Reservierung“, sagt die Dame am Empfang.
Nächster Versuch. Auf seiner Homepage schwärmt der Freizeitpark von „interaktiven Spielen“, die man in der Nintendo-Welt erleben könne. Die sehen so aus: Mit dem Handgelenk hauen Besucher gegen Würfel, die in der Themenwelt verteilt hängen. Auch hier gibt es Warteschlangen, und am Ende eine „Belohnung“: Sobald man den Würfel berührt, gibt er ein fröhliches „Bing“ von sich. Doch dann die nächste böse Überraschung: Trotz installierter Handy-App lassen sich keine Punkte sammeln. Wie sich herausstellt, geht dies nur mit einem sogenannten „Power-Up Band“, das 43,80 Dollar zusätzlich kostet.
„Die Ästhetik ist toll“
Schon der reguläre Eintritt in den Freizeitpark kostet, abhängig vom Datum, zwischen 109 und 149 Dollar. Hinzu kommen Parkgebühren (30 Dollar) sowie ein etwaiges Frühzugangsticket, mit dem man eine Stunde vor den regulären Öffnungszeiten in die Nintendo-Welt kommt (20 Dollar). Und dann noch das Power Band, ohne das man sich einen Besuch im Grunde sparen kann.
Gabe Douglas hat sich geweigert, das Band zu kaufen. „Das ist echt zu viel des Guten“, ärgert sich der 23-Jährige, der wegen eines beruflichen Termins von New York nach Los Angeles geflogen ist. Der Abstecher in die Super Nintendo World hat bei ihm gemischte Gefühle hinterlassen: „Die Ästhetik ist toll, aber die Fahrt nicht so packend, eher was für Kinder.“ Dann sei wegen technischer Probleme auch noch das „Mario Kart“ stehen geblieben. Andere sehen die Pannen lockerer. „Bei uns ging die Fahrt auch nicht, aber wir sind nicht enttäuscht“, sagt Daniela Rojas (20), die mit ihrem Freund Marcus Saulsberry den Park besucht. „Für uns ist das nicht schlimm, wir haben eine Jahreskarte.“
Doch nicht überall muss man so lange warten: Der Souvenir-Shop lässt sich problemlos betreten. Während sich an den Wänden animierte Zahnräder drehen, klingelt an der Theke die Kasse. Mini-Plüsch-Marios: 25 Dollar. Mario-Mützen in Einheitsgröße: 26 Dollar. Mario-Kart-Popcorn-Eimer: 42,99 Dollar. So selig viele Fans ihre Videospiel-Helden auch bestaunen, man wird den Eindruck einfach nicht los, dass es nur ums Geld geht. Das mag in vielen Freizeitparks so sein, aber Universal macht sich nicht einmal die Mühe, das zu verbergen. Eigentlich bräuchte die Themenwelt einen neuen Namen: Super Mario und das Königreich der Dollars.