Ausgerechnet im Saisonfinale leistet sich der 1. FC Saarbrücken eine dicke Krise. Nach dem 1:1 gegen den VfL Osnabrück kochten die Emotionen hoch.
Als der gute Schiedsrichter Cristian Ballweg nach 95 Minuten die Drittliga-Partie zwischen dem 1. FC Saarbrücken und dem VfL Osnabrück abpfiff, sanken die Spieler der Blau-Schwarzen wie vom Blitz getroffen zu Boden. Begleitet wurde dies von einem lautstarken Pfeifkonzert.
Ungläubig beobachteten die Gäste aus Niedersachsen die Szenerie und während der Pressekonferenz sah sich Trainer Marco Antwerpen zu einem bemerkenswerten Statement genötigt: „Wenn man auf dem dritten Tabellenplatz steht, dann wundere ich mich über solche Reaktionen. Ich finde das Verhalten nicht angemessen“, sagte der Coach der Osnabrücker. Zuvor hatte bereits ein Reporter von „Magenta“ das Saarbrücker Publikum als „das unruhigste der 3. Liga“ bezeichnet. Es ist nicht das erste Mal, dass sich auswärtige Trainer über die Selbstwahrnehmung des Saarbrücker Publikums wundern. Fairerweise muss dazu gesagt werden, dass die Pfiffe, die von den Tribünen kamen, wiederum von der Virage Est mit Pfiffen gekontert wurden. Ob aber eine Spaltung des Publikums wenige Spieltage vor Saisonende Sinn macht, darf getrost bezweifelt werden. „Es bringt nichts, wenn wir uns auseinanderdividieren lassen. Es geht nur gemeinsam. Wir dürfen jetzt nicht mit dem Finger auf den anderen zeigen“, sagte Kasim Rabihic.
Doch der Unmut des Publikums hat Gründe. Vermutlich waren die Pfiffe eher ein Ausdruck der allgemeinen Enttäuschung. Unter dem Strich war der FCS gegen die stärkste Rückrundenmannschaft nah dran am Sieg. Doch das große Ziel Aufstieg rückt in immer weitere Ferne. Am Samstag rutschte man vom dritten Platz. Vom Einsatz her kann man der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Aber die Frage muss erlaubt sein, ob der teuerste Kader der jüngeren Vereinsgeschichte all seine PS auf den Platz bringt.
Gegen Osnabrück lieferte der FCS eine halbe Stunde eine äußerst biedere Darbietung – ohne im Übrigen, dass das Publikum unruhig wurde. Die bessere Spielanlage und die bessere Chance hatten die Gäste. „Wir waren gut im Spiel und ich hätte gerne erlebt, wie die Stimmung hier gewesen wäre, wenn wir in Führung gegangen wären“, sagte Antwerpen. Stattdessen besorgte Maurice Multhaup nach 29 Minuten die FCS-Führung nach einem groben Schnitzer der Gäste. „Wir haben uns in der Pause sortiert, ein paar Dinge verändert und sind gut zurückgekommen“, sagte Antwerpen. Fakt ist aber, dass der FCS durch Lasse Wilhelm und Stefan Feiertag das zweite Tor hätte erzielen können. Doch dann kam es, wie es schon oft gekommen ist. Die Gäste trafen in Person von Jannik Müller nach einem Eckball. Tore nach Standardsituationen sind seit Wochen ein probates Mittel gegen den FCS. Auf der Gegenseite gelingt den Blau-Schwarzen in der Rückrunde rein gar nichts nach ruhenden Bällen. Augenzeugen der Trainingseinheit am vergangenen Donnerstag konnte das nicht verwundern. Die Qualität war durchgehend mäßig. „Wir trainieren das regelmäßig, aber wir bekommen es derzeit nicht immer geregelt“, sagte Ziehl auf die Frage, ob es mittlerweile auch eine Kopfsache sei.
Kopfsache ist es mit ziemlicher Sicherheit auch bei Simon Stehle. Ziehl bringt den glücklosen Angreifer wieder und wieder. Doch die Hoffnung, dass irgendwann der Knoten platzt, erfüllte sich wieder nicht. In der dritten Minute der Nachspielzeit hatte Stehle die ultimative Chance. Er verstolperte sie wie sie oft.
„Niemand macht es absichtlich. Es tut den Jungs selbst am meisten weh“, sagte Patrick Sontheimer. Nun ruhen plötzlich die Hoffnungen wieder auf Rückkehrer Kai Brünker. Neuzugang Stefan Feiertag wirkt nach seinem furiosen Start glücklos, Florian Krüger strahlt keinerlei Torgefahr aus. Und Patrick Schmidt ist plötzlich ganz draußen. Dass kein Stürmer derzeit Selbstvertrauen hat, ist auf der Zielgeraden der Saison kein gutes Zeichen. Das Publikum spürt dies ebenso wie die Tatsache, dass die Mannschaft sich Chancen erkämpft, aber selten erspielt. Vieles wirkt gehemmt und langsam. Jene, die viel Geld für ein Ticket ausgeben, quittieren das dann eben teilweise mit Pfiffen. Es ist ihr gutes Recht, zumal die Kritik bis auf wenige Ausnahmen absolut im Rahmen blieb. Und die Pfiffe gab es erst nach Schlusspfiff. Profis müssen damit umgehen können.
Schon am Dienstag geht es gegen Erzgebirge Aue weiter. „Wir hatten ein Chancenplus, aber das bringt nichts, wenn wir den Ball nicht über die Linie bekommen. Wir müssen jetzt Siege erzwingen“, sagt Ziehl. Es ist allerhöchste Zeit.