Die SV Elversberg bleibt nicht nur sicher in der Zweiten Liga, sondern schlägt Hertha BSC in einem guten Zweitligaspiel mit 4:2. Pal Dardai wettete vor der Partie mit Berliner Journalisten um Gulaschsuppe.
Auf der Berliner Seite konnte nur Pal Dardai einen „Sieg“ verbuchen, doch natürlich wäre er lieber als „Verlierer“ vom Platz gegangen. Der ungarische Coach hatte nämlich vor dem Spiel eine Wette mit den Berliner Journalisten abgeschlossen. Hätten seine Spieler mindestens fünf Tore wie beim 5:1-Hinspielsieg erzielt, hätte Dardai den Presseleuten eine Runde Gulaschsuppe spendiert. Am Ende waren es zwei Tore bei der 4:2 Niederlage seiner Hertha bei erneut furios aufspielenden Elversbergern.
Die Rollenverteilung war vor dem Spiel klar: Aufgrund der Ergebnisse der Konkurrenz bleibt die SVE sensationell und souverän weiterhin in der Zweiten Liga. Die Hertha, die den direkten Wiederaufstieg eigentlich anpeilte, dümpelt im Liga-Mittelfeld herum. Bei beiden Mannschaften geht und ging es also nur um die Frage, wo sie in der Fernsehtabelle landen, die Auswirkungen auf die Einnahmen haben. Die Stimmungslagen sind aber völlig unterschiedlich. Die SVE hat ihr Ziel erreicht, die Hertha verfehlt.
Genau diese Diskrepanz war auch in den Anfangsminuten der Partie zu greifen. Die SVE startete offensiv und belohnte sich auch gleich in der 18. Minute für die starke Anfangsphase – Kapitän Luca Schnellbacher nickte völlig frei zur verdienten Führung ein.
Doch ausgerechnet dieser Augenblick fungierte als Weckruf für die Berliner. Hertha reagierte prompt und zeigte sich anschließend deutlich entschlossener und in besserer Form. Nur der Pfosten stand einem Ausgleich im Weg, als Haris Tabakovic, der erfolgreichste Torjäger der Zweiten Liga, nach einem Kopfball knapp scheiterte (26.). Kurz darauf führte jedoch auch eine Ecke auf ihrer Seite zum Erfolg. Fabian Reese verlängerte eine Hereingabe, die vom Körper des SVE-Verteidigers Florian Le Joncour ins Tor kullerte, und es stand 1:1 (27.). Während die Hertha dann mit Alu-Pech zu kämpfen hatte, wurde Schnellbacher zum Doppeltorschützen. Doch auch diese Führung hielt nur wenige Minuten – Palko Dardai glich aus. Kurz darauf bot sich Elversberg jedoch eine weitere Gelegenheit, ihre Fähigkeit im Umgang mit einer eigenen Führung zu verbessern. Ein herausragender Angriff über die linke Seite ebnete den Weg für den dritten Treffer der Gastgeber, diesmal war es Paul Wanner, der aus kurzer Distanz zum 3:2 einschob (65.). Erstaunlicherweise gelang es der SVE dieses Mal tatsächlich, den Vorsprung über eine längere Zeit zu halten – bis zum Schlusspfiff sogar. Lediglich die Gastgeber hatten noch einige gute Konterchancen, von denen Kevin Koffi eine zum 4:2-Endstand nutzte (88.).
„Es geht auch um Ehre und stolz“
Horst Steffen war nach dem Spiel nicht nur glücklich über den Klassenerhalt, sondern auch froh über die Art und Weise: „Es war ein gutes Spiel. Vier Tore gegen Hertha zu schießen ist stark. Dementsprechend bin ich sehr glücklich. Wir mussten zweimal einen Ausgleich hinnehmen, auch das haben wir verkraftet. Die Jungs haben sich den Sieg verdient. Es macht mich sehr stolz, schon zum jetzigen Zeitpunkt den Klassenerhalt geschafft zu haben. Natürlich hatten wir auch Spiele dabei, in denen ich unzufrieden war, aber insgesamt ist auch die Art und Weise des Klassenerhalts gut.“ Die Stimmung bei der Hertha war nach dem Spiel natürlich eher bescheiden. „Es war wie oft schon in dieser Saison“, sagte Herthas-Torjäger Haris Tabakovic, der diesmal leer ausging, „wir sind hinten anfällig und vorne haben wir keine Tore gemacht. „Wir sind nicht in die Duelle gekommen. So kannst du nicht gewinnen.“ Und der Torjäger, der selbst noch um den ersten Platz der Torjägerliste kämpft, führte weiter aus: „Trotzdem hatten wir genügend Chancen, um vielleicht auch 5:4 zu spielen – die haben wir nicht gemacht. Am Ende gehst du als Verlierer vom Platz. Wir hatten einen Plan, den wir nicht umgesetzt haben. Es ist schwer zu erklären, am Ende müssen wir uns fragen, ob wir auf dem Platz alles geben. Ich glaube aber nicht, dass die Mannschaft schon im Urlaub ist. Wir haben im Training wirklich Gas gegeben. Es geht auch um Ehre und Stolz.“ Pal Dardai sprach am Ende von „einem verdienten Sieg“ der SVE und sprach die Gratulation für die gesamte Saison aus.
Ganz anders war natürlich die Stimmung bei der SVE. „Wir sind gut reingekommen und hatten unsere Möglichkeiten. Dann war es eine Phase, in der wir nicht so gut drin waren, es war ein intensives Spiel, es ging hin und her“, analysierte Steffen. „Die Mannschaft hat die Rückschläge genommen und weiter ihr Spiel gespielt und hat sich dann am Ende dafür belohnt. Dementsprechend ist diese Leistung sehr erfreulich und alle hatten ihren Anteil daran. Wir wollten unbedingt unsere Heimbilanz verbessern und unseren Fans etwas zurückgeben. Das wollen wir auch am letzten Spieltag gegen Karlsruhe zu Hause tun. Aber jetzt geht es für uns zuerst nach Nürnberg.“
Während die Party nach dem Spiel dann kaum Grenzen kannte, musste sich die Hertha weiterhin mit nervigen Fragen befassen. Bei Hertha wird schon seit Wochen über die Trainerpersonalie gesprochen: Geht der Berliner Weg mit Pal Dardai weiter oder gibt es auf dieser Position einen Tausch? Unabhängig von diesem Thema „spricht man über den Kader, spricht man über Profile, und das macht unseren gemeinsamen Weg mit Pal Dardai aus“, sagte Sportdirektor Benjamin Weber am Sonntag kurz vor dem Anpfiff in Elversberg. Zum eigenen Weg, und das betet Weber seit Wochen gebetsmühlenartig daher, wird in erster Linie intern kommuniziert und keine Wasserstandsmeldung nach außen übermittelt. Jeder Versuch, den Sportdirektor zu locken und aus ihm einen kleinen Hinweis herauszukitzeln, scheiterte am Mikrofon von Sky nicht zum ersten Mal. Dementsprechend wird es interessant zu beobachten, wie der Weg der Hertha weitergeht. Gerüchten zufolge wurden Markus Gisdol, Kosta Runjiac und Christian Fiel kontaktiert – Ende offen.