Die Regengüsse der vergangenen Tage: ein Tropfen auf den heißen Stein. In Frankreich fallen weiter Flüsse und Weiher trocken. Die Trinkwasserversorgung aber wird beiderseits der Grenze gemeinsam gesichert, dort, wo es das Netz hergibt.
Der Blick der Landwirte war lange voller Sorgen: weit und breit kein Regen in Sicht. Sonne pur von morgens bis abends. Gerade mal 70 Liter auf den Quadratmeter hat es laut Angaben des ARD-Wetterzentrums in den Sommermonaten Juni, Juli und August im Saarland geregnet, ein Drittel der sonst üblichen Menge. Damit ist das Bundesland in puncto Trockenheit Spitzenreiter in Deutschland, ebenso bei den Sonnenstunden mit über 800 im Mittel.
Doch von Wasserknappheit will die saarländische Umweltministerin Petra Berg nichts wissen und gibt Entwarnung (FORUM berichtete), während Kritiker ihr vorwarfen, sie bezöge sich auf veraltete Zahlen. Um den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, wurde in Windeseile der saarländische Energie- und Wasserverband VEW Saar beauftragt, bei seinen Mitgliedsunternehmen nachzufragen, ob es aufgrund der lang anhaltenden Dürreperioden tatsächlich zu signifikanten Rückgängen des Grundwasserspiegels oder bei Brunnenpegelständen gekommen ist. Von den rund 40 Wasserversorgern im Saarland hatten bis Ende August weit über die Hälfte geantwortet – unter ihnen die größten – und dabei kein merkliches Absinken der Wasserspiegel feststellen können.
Auch wenn das nutzbare Grundwasserdargebot im Saarland pro Jahr rund 100 Millionen Kubikmeter beträgt, von denen rund 70 Millionen jährlich gefördert werden, gibt es dennoch langfristig keine Entwarnung. Schließlich könnte der Klimawandel langfristig doch Auswirkungen auf das Grundwasserdargebot haben, zum Beispiel durch veränderte Grundwasserneubildung, verlängerte Verdunstungsphasen durch mehr Sonnenschein oder erhöhten Wasserverbrauch. Letzterer ist im Saarland aber nach Angaben des Ministeriums rückläufig und seit den 80er-Jahren um ein Drittel gesunken. Gründe sind beispielsweise Wassersparmaßnahmen der Privathaushalte, weniger Verbrauch in der Industrie, demografischer Wandel. Ob er jedoch weiter sinken wird, ist unklar – vor allem lang anhaltend heiße Sommer könnten den Verbrauch wieder steigen lassen.
Oberflächengewässer trockengefallen
Wichtig wäre es allerdings für den Defizit-Ausgleich längerer Trockenperioden im Sommer, dass es in den kommenden Wintermonaten ausreichend regnet. Rund zwei Jahre dauert es in der Regel, bis das Regenwasser an der Oberfläche sich seinen Weg durch den Boden, je nach Beschaffenheit, gesucht hat, um das Wasserdargebot in den tieferen Erdschichten unter dem Saarland wieder aufzufüllen.
Während sich das Saarland demnach einigermaßen sicher fühlen kann, sieht die Wasserversorgung bei unseren französischen Nachbarn dem Anschein nach deutlich kritischer aus. Zwar ist die Trinkwasserversorgung im Departement Moselle noch nicht rationiert wie in einigen Kommunen Südfrankreichs, aber in der Region Grand Est herrscht seit einigen Wochen die höchste von vier Alarmstufen zur Einschränkung des Wasserverbrauchs. So dürfen bis auf Weiteres beispielsweise Gärten zwischen 6 Uhr morgens und 20 Uhr abends nicht bewässert, Rasen nicht gesprengt, Pools nicht befüllt oder Fassaden, Terrassen oder Autos nicht gewaschen werden. Die Präfekturen können das kontrollieren lassen.
Außerdem sind die Flusspegel aufgrund ausbleibender Niederschläge in den letzten Wochen dramatisch gesunken mit weitreichenden Folgen für die Wirtschaft. Die Loire als längster Fluss Frankreichs ist nur noch ein Rinnsal und liefert kaum noch Wasser zur Kühlung der drei großen Atomkraftwerke an deren Ufern. Gleiches gilt für den Rhein als wichtigster Wassertransportweg Europas. Während Saar und Mosel durch Stauwehre noch über ausreichende Wasserstände verfügen, sieht es bei den Weihern und Seen in Lothringen anders aus. Zum Beispiel der bei Saarländern so beliebte Stockweiher dient bereits seit Anfang August zur Alimentierung des Saar-Kohle-Kanals mit Wasser, sodass der Weiher für Bootsfahrten trocken fällt – ein Problem für den Tourismus inmitten der großen Ferien. Und als sei das noch nicht genug, denn weniger Wasseraustausch in Kombination mit lang anhaltenden hohen Temperaturen sorgt für die Vermehrung gefährlicher Blaualgen in stehenden Gewässern wie im Mittersheimer Weiher. Baden im Sommer strengstens verboten.
Müssen wir uns also darauf einstellen, dass neben der drohenden Energiekrise spürbar vor allem im Winter auch die Sommer nicht mehr so unbeschwert sein werden? Die Folgen des sich grenzenlos auswirkenden Klimawandels sprechen dafür. Eine Insel der Glückseeligen existiert nicht, und so gibt es trotz unterschiedlicher Strukturen in der Wasserwirtschaft Deutschlands und Frankreichs durchaus grenzüberschreitende Kooperationen zur gegenseitigen Besicherung.
Während die Wasserwirtschaft in Frankreich von den großen privaten Konzernen wie Veolia oder Suez dominiert wird, allen voran in der Wassergewinnung und -aufbereitung sowie in den Großstädten – die Versorgung der Haushalte auf dem Land wird oftmals von kommunalen Zweckverbänden übernommen – liegt die komplette Trinkwasserversorgung in Deutschland in der Regel in der Hand kommunaler oder regionaler Werke. Der Zusammenarbeit schadet das nicht. So haben zum Beispiel die Biosphären-Stadtwerke Bliestal/St. Ingbert (früher Stadtwerke Bliestal) und der französische Wasserverband Syndicat Intercommunal des Eaux de Volmunster bereits 2015 neue Infrastrukturen geschaffen und die vorhandenen Netze zur Sicherung der Trinkwasserversorgung beidseits der Grenze miteinander verbunden.
Zusammenarbeit der Kommunen
Seit gut zwei Jahren liefern die Stadtwerke Saarbrücken Netz mehrere 100.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr nach Forbach, genauso wie die Energis-Netzgesellschaft, die Wassergewinnung im Warndt betreibt und seit vielen Jahren Wasser nach Forbach liefert. Das hat allerdings weniger mit der gegenseitigen Besicherung der Wasserversorgung zu tun, sondern vielmehr mit der Qualität des Wassers, das in Forbach aufgrund des Bergbaus salzhaltiger ist. Schon zu Zeiten Saarbergs wurde Wasser über die damalige SaarWasser nach Frankreich geliefert. Nach Angaben des saarländischen Umweltministeriums haben auch die Gemeindewasserwerke Perl eine Verbindung zum Luxemburger Verband Syndicat S.E.S.E. in Schengen. Und durch die geplante Anbindung saarländischer Wasserversorgungsunternehmen an die Talsperre Nonnweiler wird zudem eine Verbindung nach Rheinland-Pfalz geschaffen. Eine gegenseitige Besicherung gilt außerdem unter den saarländischen Wasserversorgern.
Im Saarländischen Wassergesetz ist festgehalten, dass die Grundversorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser Priorität hat und eine zentrale gesellschaftliche, generationenübergreifende Aufgabe im Sinne der Daseinsvorsorge ist. Die zentralen Herausforderungen für die Wasserversorgung sollen laut Umweltministerium im Masterplan „Zukunftssichere Trinkwasserversorgung" zusammengetragen und entsprechende Lösungen erarbeitet werden, heißt es.