Museum
„Zerreißprobe“
Das 1969/70 entstandene Gemälde „Who is Afraid of Red, Yellow and Blue IV“ des US-amerikanischen Künstlers Barnett Newman (1905 – 1970) gilt als eines der Highlights der Sammlungspräsentation „Zerreißprobe“ in der Berliner Nationalgalerie. Die Schau ist ab dem 18. November zu sehen. Das radikal abstrakte Gemälde „Who is Afraid of Red, Yellow and Blue IV“ hatte bereits in den 1980er-Jahren für Aufregung im ikonischen Museumsbau von Ludwig Mies van der Rohe (1886 – 1969) gesorgt. Für 1,2 Millionen Dollar hatte damals der Förderkreis der Nationalgalerie das Kunstwerk gekauft: ein viel zu hoher Preis, befanden viele, die Aufregung sorgte sogar für Drohungen gegen das Museumsteam. Schließlich gipfelten die Turbulenzen in einer direkten Attacke. Ein junger Mann schlich sich 1982 kurz nach Erwerb des Bildes in die Räume der Nationalgalerie und schlug mit einem Teil der Absperrung auf das Gemälde ein. Die Restauration zog sich, erst 1984 wurde das Bild wieder ausgestellt.
Jetzt zeigt die neue Sammlungspräsentation „Zerreißprobe. Kunst zwischen Politik und Gesellschaft“ Werke aus den Jahren von 1945 bis 2000. Eingeteilt in 14 Kapitel setzt sich die Ausstellung mit zentralen künstlerischen und gesellschaftlichen Themen des 20. Jahrhunderts auseinander, darunter Politik und Gesellschaft, Identität oder Natur aber auch Alltag und Pop. Die Ausstellung läuft bis September 2025.
Sandra Hüller nominiert
Schauspielerin Sandra Hüller ist gleich zweimal als beste Darstellerin für den Europäischen Filmpreis nominiert worden. Die 45-Jährige ist für ihre Rollen in „Anatomie eines Falls“ und in „The Zone of Interest“ vorgeschlagen, wie die Europäische Filmakademie bekanntgab. Zu ihren Konkurrentinnen zählen unter anderem Leonie Benesch aus dem deutschen Drama „Das Lehrerzimmer“, die finnische Schauspielerin Alma Pöysti („Fallende Blätter“) und Mia McKenna-Bruce („How to Have Sex“).
„Anatomie eines Falls“ sowie „The Zone of Interest“ sind auch in der Kategorie „bester europäischer Film“ nominiert. Neben ihnen gehen drei weitere Titel ins Rennen: die Tragikomödie „Fallende Blätter“ des finnischen Regisseurs Aki Kaurismäki, „Grüne Grenze“ über Flüchtlinge an der polnisch-belarussischen Grenze und das Drama „Me Captain“ vom italienischen Regisseur Matteo Garrone. Der Europäische Filmpreis wird am 9. Dezember in Berlin verliehen. (dpa)
Kulturverführung vom 17. November 2023
Museum: Die Gemäldegalerie feiert – und zwar 25-jähriges Bestehen. Klar, dass es zu diesem Anlass ein großes Fest bei freiem Eintritt gibt – unter dem Motto „Changing Lights“. Denn unter anderem wird in Sonderführungen präsentiert, wie die neue Lichtgestaltung in den Museumsräumen ihre Wirkung entfaltet – gerade bei den großen „Malern des Lichts“ wie Caravaggio, Rembrandt und Vermeer. In der Wandelhalle ist die Sonderausstellung „Zoom auf van Eyck. Meisterwerke im Detail“ mit interaktiver Lichtprojektion zu sehen, unter dem Motto „Spot an“ finden spezielle Führungen für Kinder statt, außerdem widmet sich ein Familienworkshop dem Thema „Licht und Farbe“. In einer Diskussionsrunde geht es um die Zukunftspläne der Gemäldegalerie, im Anschluss hat der Arte/RBB-Film „Alte Meister, neues Licht – die Berliner Gemäldegalerie“ Premiere. Gefeiert wird bis in die Nacht zu Sounds von DJ Dickey Doo (House/Disco). Alle Details zum Museumsfest am 18. November ab 10 Uhr: www.smb.home.
Lesen: Am 17. November ist der bundesweite Vorlesetag, der schon bei den Kleinsten Lust aufs Lesen, auf ganz unterschiedliche Geschichten wecken möchte. Daran beteiligen sich auch Einrichtungen und Orte, die man vielleicht nicht unbedingt mit dem Thema Lesen in Verbindung bringt – wie das Möbelkaufhaus Ikea oder die Archenhold-Sternwarte. Hier kann man dem „Überfall der Weltraumpiraten“ unter der Sternenkuppel ebenso lauschen wie die spannende „Jagd nach dem magischen Detektiv-Koffer“ verfolgen. Natürlich sind auch eine ganze Reihe von Bibliotheken und Buchhandlungen dabei, Kiezclubs und das Sprachcafé Polnisch in der Gotenstraße. Dieses will Begegnungen mit Kinderliteratur in polnischer Sprache anregen. Und dass ein Fuchs tanzen kann, ja sogar „Bücher tanzen kann“, das zeigt eine Lesung und Theateraufführung zum Mitmachen in der Zentral- und Landesbibliothek am Blücherplatz. Mehr Veranstaltungen am bundesweiten Vorlesetag am 17. November sind unter www.vorlesetag.de zu finden.
Theater: Wie ist Richter Adam zu seinem lädierten Fuß und dem zerschlagenen Gesicht gekommen? Ein Missgeschick, er sei gestürzt, sagt er. Doch seine Blessuren sind Folgen eines Missbrauchs, den er in der Nacht zuvor begangen hat. Das Opfer: die junge Eve, deren Verlobter Ruprecht hinzukommt, Adam flüchten sieht und doch selbst bald für den Täter gehalten wird. Denn der Richter würde den jungen Mann nur allzu gern verurteilen und den Fall zu den Akten legen. Heinrich von Kleist schrieb das Drama „Der zerbrochene Krug“ im Jahr 1811. Das Stück, in dem die Wahrheit unverfroren verdreht wird und keiner Verantwortung übernehmen will, zeigt in der Inszenierung am Deutschen Theater erschreckende Aktualität. „Der zerbrochene Krug“ am 14. November um 20.30 im Deutschen Theater: www.deutschestheater.de. Sabine Loeprick