30 Jahre
2.146 Steine, ein Mahnmal
Am 23. Mai 1993 wurde auf dem Saarbrücker Schlossplatz das von dem Konzeptkünstler Jochen Gerz und seinen Studierenden geschaffene Unsichtbare Mahnmal gegen Rassismus eröffnet. Der Platz trägt seither den Namen „Platz des Unsichtbaren Mahnmals“.
Das Mahnmalprojekt „2.146 Steine – Mahnmal gegen Rassismus“, bei dem der Saarbrücker Schlossplatz mit Steinen gepflastert wurde, auf deren Unterseite die Namen der bis 1933 in Deutschland vorhandenen Jüdischen Friedhöfe eingemeißelt sind, erzählt viel über das Saarland Ende der 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre im Hinblick auf die Politik, die Kunst und die Erinnerungskultur. Es war und ist ein Denkmal, das man nicht sieht. Dazu war es eines, an dem zuerst heimlich, ja illegal gearbeitet wurde. Erst, als es bereits viel Raum im Studium und im Stadtraum eingenommen hatte, wurde es durch den politischen Willen befördert und zum offiziellen Projekt gemacht.
Die Geschichte des Platzes ist eng verbunden mit der 1989 gegründeten Hochschule der Bildenden Künste Saar. Dorthin berief man den international angesehenen Konzeptkünstler Jochen Gerz als Gastprofessor. In Saarbrücken sollten seine Studierenden anhand der Stichworte „Faschismus“ und „Abwesenheit“ ein Projekt entwickeln. Das begann klein und endete mit den 2.146 Steinen. Die Entstehung und die Reaktionen der Medien sind in einem Dossier im Institut für aktuelle Kunst im Saarland nachzulesen.
Auf der Internetseite des Historischen Museums Saar wird außerdem am 23. Mai eine von Fiona Arenz und Christian Dietz, beide Absolventen der Hochschule der Bildenden Künste Saar, entworfene und gezeichnete Mindmap freigeschaltet. Darin wird die Geschichte des Mahnmals erzählt. Ausschnitte aus der Mindmap werden auch auf der Fassade des Museums zu sehen sein. Zudem wird am Jahrestag unter dem Titel „Drei Plätze, ein Ereignis“ eine Führung angeboten. Treffpunkt ist um 17 Uhr vor der Stadtgalerie Saarbrücken. Die Tour führt vom St. Johanner Markt über den Ludwigsplatz zum Schlossplatz.
Kulturverführung vom 19. Mai 2023
Kino: In „Midnight in Paris“ reist Woody Allen in die Belle Epoque. Als die Frage aufkommt, für immer dort zu bleiben, ruft er entsetzt: „Das Penicillin ist noch nicht erfunden!“ Diese Szene fiel mir ein, als ich am medizinischen Fortschritt teilhatte. Deswegen bin ich ein Stück weit mit meiner Gegenwart, mit der ich bisweilen fremdele, versöhnt. Der Grund meines Schweigens an dieser Stelle ist damit für regelmäßige Leser der Kolumne aufgeklärt. Schaffe ich eine Überleitung? Paris sei bei Regen einmal mehr romantisch, heißt es in besagtem Film. In Doris Dörries Komödie „Freibad“ treten Wassernixen auf. Sollte es zum Kinotermin regnen, wäre der Besuch eine schöne Idee, außer, man möchte weiter als bis ins Saarbrücker Filmhaus, nach Paris reisen. In „Freibad“ begegnen unterschiedliche Damen einander und dem Bademeister Nils. „Freibad“, Sonntag, 18. Juni, 11 Uhr, mit Sekt und Häppchen, Filmhaus Saarbrücken, www.filmhaus.saarbruecken.de
Workshop: Ich habe keine Ahnung, um was es sich handelt, deshalb interessiert es mich: Enkaustik. Freundin Wiki sagt: „Die Enkaustik ist eine künstlerische Maltechnik“. „Enkaustik für Anfänger und Fortgeschrittene“, für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Ellen Philipp, Donnerstag, 15. Juni, 15.30 bis 17.30 Uhr, Kultur- und Lesetreff Dudweiler, 5 Euro, Anmeldung: 0681-9052370 und kultur-und-lesetreff.dudweiler@saarbruecken.de
Vorträge: Die Saarbrücker literaturwissenschaftliche Ringvorlesung im Sommersemester startet diese Woche. Das Thema beziehungsweise die Überschrift lautet „Wildes Wetter“. Es geht um „Wetterbeobachtung, Meteorologie, Klimawandel in der Literatur“. Beleuchtet werden „meteorologische Phänomene vom Mittelalter bis in die Gegenwart“. Das ist spannend! Welcher Autor oder welches Werk fällt Ihnen spontan dazu ein? Ich dachte auf der Stelle an Shakespeares „Der Sturm“. Siehe da, der Name Shakespeare findet sich auch auf dem Programm. Am 3. Juli steht er im Mittelpunkt. Danach denke ich an den Bernhardschen Buchtitel „Frost“, und erfahre, dass sowohl dieses Buch als auch „Kälte“ beim Vortrag am 5. Juni Thema sein werden. Was wäre mein Platz drei? Stifter! Er kommt im Programm nicht vor, aber ein weiterer österreichischer Dichter: Trakl. Professor Sikander Singh von der Universität des Saarlandes, Neuere deutsche Literaturwissenschaft, widmet sich seinem Werk zum Auftakt der Veranstaltungsreihe. Insgesamt werden acht Vorträge angeboten, im Anschluss besteht zudem die Möglichkeit, Fragen zu stellen. „Wildes Wetter“, „leuchend/tosend/frierend: Über die poetologische Dimension meteorologischer Erscheinungen bei Georg Trakl“, 22. Mai; weitere Termine: 5. Juni, 12. Juni, 19. Juni, 26. Juni, 3. Juli, 10. Juli, 17. Juli, jeweils 19 Uhr, Festsaal des Rathauses Sankt Johann der Landeshauptstadt Saarbrücken Michaela Auinger