„Emotionen wecken, Mitdenken beflügeln“
Vom 18. bis zum 26. Januar präsentiert „Purple“, das neunte Internationale Tanzfestival für junges Publikum, Gastspiele in verschiedenen Berliner Spielorten. Canan Erek ist für das Programm zuständig.
Frau Erek, was erwartet die jungen Zuschauer aller Altersgruppen in diesem Jahr?
Wir zeigen an neun Tagen auf sieben Bühnen, von den Uferstudios als zentralem Festivalgelände über das Hebbel am Ufer bis zum Theater an der Parkaue und Berliner Schulen, zehn Produktionen. Sie kommen aus Frankreich, Spanien, den Niederlanden, Deutschland und der Schweiz, sogar eine Uraufführung ist darunter.
Gibt es so etwas wie ein Festivalmotto, eine klammernde Idee?
Unser Festival besteht aus einem Bühnenprogramm als Herzstück und einem vielfältigen Rahmenprogramm, um das Gesehene vermittelnd zu ergänzen. Die Stücke sollen verständlich sein, einen Zugang zu zeitgenössischem Tanz ermöglichen und im Rahmenprogramm zur Selbsterfahrung anregen. Oft sind sie durch thematische oder ästhetische Ansätze verbunden. So geht es bei Grundschulkindern häufig um fantastische Wesen zwischen Mensch und Tier, etwa beim Eintauchen in eine faszinierende Unterwasserwelt. Jugendliche lockt die Fusion von Street Dance, afro-amerikanischem Krumping und Waacking als Erfindung der LGBTQ-Disco-Szene von Los Angeles mit zeitgenössischem Tanz. Auch die Schnittstelle von Tanzperformance, Kampfsport oder Popkonzert gehört zum Themenspektrum. Unser Anliegen: Emotionen wecken, Wahrnehmung schärfen, Mitdenken beflügeln. Und das eigene Körperbild in einer diffusen Lebensphase stärken.
Wie sieht angesichts einschneidender Sparmaßnahmen die Zukunft des Festivals aus?
Nicht so purple, wie wir uns das wünschen, eher gar nicht sehr rosig. 2026 feiern wir immerhin zehnjähriges Festivalbestehen, dafür müssen rechtzeitig Finanzanträge eingereicht werden. Bis jetzt haben wir da keinerlei Planungssicherheit. Interview: Volkmar Draeger
Infos unter: www.purple-tanzfestival.de
Kulturverführung vom 3. Januar 2025
Poetry Slam: Hört da noch irgendjemand zu, wenn Menschen auf der Bühne der Poesie frönen? Ja! Mit inzwischen über 150 Shows im Jahr und insgesamt 999 Veranstaltungen – von der Kneipe zum Theaterhaus – haben die Kiezpoeten Poetry Slam in Berlin auf ein neues Level gehoben. Auf der Bühne des Renaissance-Theaters holen sie am 25. Januar alle Poeten und Poetinnen auf die Bühne, die in den letzten Jahren Poetry Slam in Berlin geprägt haben. „Kiezpoeten #1000“ ist die Show für alle Fans der Dichtkunst, die in Erinnerungen schwelgen wollen. Aber auch für alle, die das Ganze bisher verpasst haben, eine „Was bisher geschah“-Zusammenfassung der Poetry-Slam-Kultur. Renaissancetheater, Knesebeckstraße 100, 10623 Berlin, Tickets: 12 bis 88,50 Euro, Informationen: www.kiezpoeten.com
Theater: Wie funktioniert Macht? Woher kommt Gewalt? Welche Geschichten erzählen wir uns, um sie zu rechtfertigen? Was können wir ihr entgegensetzen? Was tun gegen Tyrannei? Ist eine Welt ohne Gewalt denkbar? Auf diese großen Fragen sucht der ukrainische Regisseur Stas Zhyrkov in seiner Inszenierung von William Shakespeares Tragödie „Macbeth“ Antworten. Sie handelt vom Aufstieg des Heerführers Macbeth, der durch Mord und Intrigen zum König von Schottland wird. Stas Zhyrkov, der seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im deutschen Exil lebt, untersucht die Fragen nach Macht und Anerkennung, nach Schuld und Tyrannei gemeinsam mit seinem Team und Studierenden der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch auf sein heutiges Potenzial. Dabei herausgekommen ist „Future Macbeth”. Berliner Ensemble, Bertolt-Brecht-Platz 1, 10117 Berlin, Karten 9 bis 35 Euro, Informationen: www.berliner-ensemble.de
Ausstellung: Wie war das mit der „Galerie Weisser Elefant”? Dieser Frage geht eine Ausstellung im Kunst Raum Mitte nach. Dort werden bis zum 9. Februar die Ergebnisse der Nachforschungen der Künstlerin Anna Zett präsentiert. Sie beschäftigte sich mit Archivmaterialien der ehemaligen Galerie. Im Fokus waren dabei die letzten Jahre der DDR, in denen die Galerie ein wichtiger Ort für Performance, Installation und künstlerisches Experiment war. Kunst Raum Mitte, Auguststraße 21, 10117 Berlin, Eintritt frei, Informationen: www.kunstraummitte.berlin
Konzert: Geht da noch mehr? „In aller Welt spielten sie wilde Weisen und bedächtige Balladen. Sie zechten in Zaragoza, feierten in Fort Worth und kämpften in Casablanca”, heißt es über die Formation Hiss. Am 31. Januar, nach 2798 Konzerten, neun Platten und zahllosen Preisen, kommen sie mit ihrer kühnen Mischung aus Walzer und Blues, Folk und Ska, Polka und Roll nach Berlin. Maschinenhaus in der Kulturbrauerei, Knaackstraße 97, 10435 Berlin, Karten: 22,70 Euro, Informationen: www.kulturbrauerei.de Martin Rolshausen