Gedenktafel
Verneigung vor Walter Trier
Einige seiner Bilder kennen viele Menschen, seinen Namen fast niemand. Der Zeichner Walter Trier illustrierte unter anderem Bücher von Erich Kästner, darunter „Emil und die Detektive“ (1929), „Pünktchen und Anton“ (1931), „Das fliegende Klassenzimmer“ (1933), „Das doppelte Lottchen“ (1949) und „Die Konferenz der Tiere“ (1949). Walter Trier wurde am 25. Juni 1890 in Prag geboren, studierte in Prag und in München und veröffentlichte 1909 erste Zeichnungen für die Satire-Zeitschrift „Simplicissimus“ und die Kunstzeitschrift „Jugend“. Im April 1910 zog Trier auf Wunsch Hermann Ullsteins und des Verlegers der „Lustigen Blätter“, Otto Eysler, nach Berlin. Er wurde Pressezeichner. 1933 erhielt Trier Berufsverbot. Als kritischer Satiriker mit jüdischer Herkunft verfolgt, flüchtete Trier 1936 schließlich mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten über Paris nach London. Während des Zweiten Weltkriegs setzte er seine Kunst im Widerstand gegen den Nationalsozialismus ein – so zeichnete er im Auftrag des britischen Informationsministeriums Flugblätter in Form von Leporellos und kleinen Heften, die mit Flugzeugen über von Deutschen besetzte Gebiete abgeworfen wurden, und veröffentlichte im Exilorgan „Die Zeitung“ Karikaturen. 1947 ließ sich Trier mit seiner Frau Helene in Kanada nieder. Am 8. Juli 1951 starb er im Alter von 61 Jahren. Der Senat erinnert nun mit einer Gedenktafel am Haus Herwarthstraße 10 in Lichterfelde an Walter Trier.
Preis für Puppentheater
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg zeichnet den Publizisten Dr. Jürgen Enkemann und das jüdisch-interkulturelle Puppentheater „Bubales“ für ihr „Engagement gegen Rassismus, Ausgrenzung, Diskriminierung und Rechtsextremismus und für Vielfalt und Miteinander“ mit dem Silvio-Meier-Preis aus. Silvio Meier war ein Mensch, der mutig für Freiheit und Demokratie eintrat. Er war in der Friedens- und Menschenrechtsbewegung der DDR aktiv, engagierte sich auch gegen Rechtsextremismus. Silvio Meier wurde 1992 im Alter von 27 Jahren von Neonazis erstochen. Der diesjährige Preisträger Jürgen Enkemann hat unter anderem ein Buch mit dem Titel „Kreuzberg – Das andere Berlin“ geschrieben. Das ebenfalls ausgezeichnete Puppentheater „Bubales“ ist das erste und älteste jüdische Puppentheater Berlins. Es will Kindern und Erwachsenen spielerisch die Hintergründe jüdischer Traditionen nahebringen und die Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Kulturen und Religionen aufzeigen. Es gehe darum, Brücken zu bauen.
Kulturverführung vom 5. Juli 2024
Kabarett-Theater: Kann das Thema Wohnungssuche in Berlin komisch sein? Ja, kann es. Zumindest dann, wenn im Kabarett-Theater „Die Distel“ Deutschlands Supermieter gesucht wird. Und die Supermieterin natürlich auch. „Deutschland sucht den Supermieter“-Regisseur Dominik Paetzholdt bringt dazu folgendes Szenario auf die Bühne: Marco hat eine schöne Altbauwohnung in Berlin Mitte. Sein Vater hat sie für ihn gekauft. Weil der junge Mann Geld braucht, will er ein Zimmer vermieten. Zum Besichtigungstermin läuft halb Berlin auf. Olaf Scholz kommt, Robert Habeck und Karl Lauterbach auch. Frauen in Existenznot bewerben sich ebenso ums Zimmer wie Topmanager, die eine Bleibe für ihre Geliebte suchen. FDP-Karrieristen begegnen verrückten Selfmade-Existenzen und plötzlich reich gewordenen Linksextremisten. Aus der Wohnung wird ein Irrenhaus. Kabarett-Theater Distel, Friedrichstraße 101, 10117 Berlin, Karten ab 21 Euro Infos: www.distel-berlin.de.
Konzerte: Kann man sich Musikschulkonzerte wirklich anhören oder ist das nicht nur etwas für die Eltern der Schülerinnen und Schüler, die das natürlich gut finden müssen? Ja, kann man. Und um auf dies Frage eine überzeugende Antwort zu geben, wird die Musikschule Neukölln am Sonntag, 14. Juli, auf dem Gelände des Gutshauses Britz gleich sechs Bühnen aufbauen. Auf diesen Bühnen sowie mit Workshops und Schnupperstunden in den Räumen des Gutshauses Britz präsentieren die Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrkräften „ein buntes musikalisches Programm durch alle Genres und Altersgruppen“. So heißt es in der Einladung zum Sommerfest, dass die Musikschule zwischen 11 und 18 Uhr unter anderem zusammen mit der Kulturstiftung Schloss Britz und dem Museum Neukölln veranstaltet. Schloss und Gutshof Britz, Alt Britz 73-89, 12359 Berlin, der Eintritt ist frei. Informationen: www.berlin.de/musikschule-neukoelln.
Ausstellung: Kann eine Toilette etwas mit Kunst zu tun haben? Ja, kann sie. In der historischen Toilettenanlage der Kunstbrücke, so kündigt es die Kuratorin Clara von Schwerin an, „setzen drei künstlerische Positionen Schutz und Schutzlosigkeit, Rückzug und Intimität mit unterschiedlichen Materialien in einen körperlichen und (stadt-)räumlichen Kontext, blicken dabei auch auf die gesellschaftspolitische Dimension solcher Orte, ihre Konventionen und Machtverhältnisse und geben auf beinahe humoristische Weise intime Einblicke“. Zu sehen sind in der Ausstellung „Meet me being private“ bis zum 1. September Werke von Valerie Funk, Teresa Mayr und Stephanie Zurstegge. Kunstbrücke am Wildenbruch, Weigandufer/Ecke Wildenbruchbrücke, 12045 Berlin, Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag, 12–18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Infos: www.kunstbruecke-am-wildenbruch.de. Martin Rolshausen